Unternehmen / Lesezeit: ~ 4 Min.

Welche Lagerarten gibt es und welche ist wann die richtige?

Wenn es darum geht, Waren so gut und schnell wie möglich an ihren Bestimmungsort zu bringen, kommt es nicht nur auf die Transportlogistik an – auch über die passende Lagerlogistik lässt sich die Lieferkette optimieren. Unternehmen und Güter stellen spezifische Anforderungen an die Lagerung. Deshalb gibt es verschiedene Lagerarten in der Logistik, die den unterschiedlichen Bedarfen entsprechen.

Hier stellen wir die wichtigsten Lagerarten vor und erläutern, für wen und für welche Lagergüter sie geeignet sind.

Lagerarten: Übersicht

Die wichtigste Kategorie für die Unterscheidung von Lagerarten ist die jeweilige Funktion, die ein Lager erfüllt: Nimmt es Vorprodukte für die weitere Fertigung auf? Werden hier verschiedene Güter zur Lagerung zusammengeführt, um gemeinsam das Lager wieder zu verlassen? Geht es um Güter, die langfristig eingelagert werden sollen, um bei Engpässen verfügbar zu sein? Werden aus dem Lager private Endkunden direkt versorgt?

Zusammengefasst: Die Prozesse, die im Lager ablaufen, und die Zwecke, die damit verfolgt werden, definieren die jeweilige Art des Lagers.

Weitere Kategorien zur Unterscheidung von Lagerarten sind:

  • Standort (zum Beispiel produktions- oder kundennah)
  • Bauart
  • eingesetzte Lagertechnik

Die einzelnen Kategorien lassen sich nicht scharf abgrenzen: Standort oder Bauart folgen natürlich der Funktion: Ein Lager für die Produktion muss nahe am Produktionsstandort sein oder baulich geeignet sein für das jeweilige Gut.

Außerdem gibt es Überschneidungen, das heißt, bestimmte Lager können die gleiche Funktion erfüllen, sich aber nach bauspezifischen oder technischen Kriterien unterscheiden. Auch innerhalb der Kategorien ist eine klare Differenzierung nicht immer möglich, etwa zwischen Umschlags- und Zwischenlager.

Die wichtigsten Lagerarten nach Funktionalität

Beschaffungslager (Produktionslager)

Dieser Lagertyp wird auch Eingangslager genannt. Hier gehen die Güter ein, die ein Unternehmen für die eigene Produktion benötigt. In der Wertschöpfungskette ist es also vor der Produktion angesiedelt und in der Regel werden hier Vorprodukte, Halbfertigwaren oder Rohstoffe eingelagert, die für die Fertigung des Endproduktes benötigt werden.

Das bedeutet für ein Beschaffungslager: Es muss hinreichend Platz bieten,

idealerweise nahe an der Produktionsstätte liegen oder sogar direkt an die Produktion angeschlossen sein. Denn die im Beschaffungslager vorgehaltenen Waren sorgen dafür, dass immer ausreichende Mengen an Rohstoffen etc. für eine unterbrechungsfreie Produktion zur Verfügung stehen.

Aus diesem Grund sind Beschaffungslager typischerweise Bestandteil der Intralogistik von produzierenden Unternehmen.

Zwischenlager

Im Zwischenlager – wie schon der Name verrät – werden Artikel zwischengelagert, die Unternehmen für weitere Produktionsschritte oder Aufträge benötigen. Sie sind eine Verbindung von zwei Gliedern der Wertschöpfungskette, seien es Prozessschritte in der Produktion oder vor der Auslieferung. Charakteristisch ist in jedem Fall, dass Güter nur kurzfristig aufgenommen werden, woraus ein hoher Warenumschlag resultiert. Darauf muss das Lager räumlich und technisch ausgerichtet sein, damit die Güter schnell für den nächsten Prozessschritt bereitstehen.

Auch das Zwischenlager ist prinzipiell der Intralogistik zuzuordnen. Etwas anderes ist ein Zwischenlager auf dem Transportweg, etwa bei einem Wechsel des Verkehrsträgers. Unter Umständen erfolgt dieser Wechsel nicht direkt, so dass eine Zwischenlagerung erforderlich ist. Ein solches Lager lässt sich vom Umschlagslager (s. u.) nicht eindeutig abgrenzen oder wird – je nach Definition – auch als Umschlagslager bezeichnet.

Pufferlager

Ein Pufferlager ist ein intralogistisches Lager, das die Produktion bei Störungen mit Materialreserven absichert. Im Pufferlager verwahren produzierende Unternehmen einen Sicherheits- oder Pufferbestand. Kommt es auf einer Produktionsstufe zu Problemen, wird mit dem Pufferbestand eine Unterbrechung der nachfolgenden Produktionsstufen verhindert. Im Pufferlager werden zum Beispiel Zwischenprodukte eingelagert, die unterschiedliche Fertigungsstufen repräsentieren und die Produktion aufrechterhalten können.

Das Pufferlager muss so gestaltet sein, dass Reservegüter kurzfristig abgerufen werden können. Die Umschlagsrate ist nicht immer hoch, aber im Bedarfsfall muss der Zugriff direkt sein.

Vorratslager

Vorratslager sollen Angebots- und Bedarfsschwankungen ausgleichen. In der Produktion ähneln Vorratslager damit den Pufferlagern (s. o.). Aber bei Vorratslagern geht es vor allem darum, Waren, die nicht immer oder mitunter nur zu hohen Preisen verfügbar sind, dann einzulagern, wenn sie sich gut oder günstig beziehen lassen: zum Beispiel ein Rohstoff, der starken Preisschwankungen unterworfen ist und bei niedrigem Preisniveau eingekauft wird, um Hochpreisphasen zu überbrücken; oder Waren oder Güter, bei denen Lieferengpässe zu befürchten sind.

Im Vorratslager werden wenige Produkt- oder Materialarten in oft großen Mengen eingelagert. Ein schneller Zugriff ist hingegen nicht so wichtig, weil die Umschlagsraten niedrig sind.

Umschlagslager

Das Umschlagslager ist ein Zwischenlager (s. o.) auf dem Transportweg. Waren werden hier nur kurzfristig eingelagert, bevor sie weitertransportiert werden, unter Umständen mit einem anderen Verkehrsträger. Umschlagslager werden entweder von Unternehmen selbst oder von Logistikdienstleistern betrieben. Das Lager muss auf kurze Lagerzeiten und hohe Umschlagsraten ausgerichtet sein, um einen kontinuierlichen Warenfluss zu gewährleisten.

Ein Beispiel sind Umschlagslager von großen Lebensmitteleinzelhändlern, die sich von Erzeugern in Umschlagslager beliefern lassen. Von dort werden nach kurzer Lagerung Produkte, die von einzelnen Filialen benötigt werden, bedarfsgerecht weitergeleitet.

Distributionslager (Verteilungslager)

Distributionslager werden von Unternehmen selbst oder von Logistikdienstleistern betrieben. In einem unternehmenseigenen Distributionslager befinden sich dementsprechend nur Produkte des jeweiligen Unternehmens, während in Verteilungslagern von Dienstleistern Waren unterschiedlicher Hersteller eingelagert werden. Es geht beim Distributionslager darum, Lagerkapazitäten in nachfragestarken Regionen vorzuhalten, damit bei Bestelleingängen eine Ware schnell an Kunden geliefert werden kann. Das können Aufträge sowohl von Groß- oder Einzelhändlern als auch von Endkunden sein.

Zum Beispiel kann ein süddeutsches Unternehmen Distributionslager in den Großräumen Köln, Berlin oder Paris betreiben oder beauftragen. Produkte, die dort eingelagert werden, können bei regionaler Nachfrage schnell ausgeliefert werden und die Auslieferungszeiten lassen sich kurz gestalten. Das Distributionslager sollte also so eingerichtet sein, dass jede eingelagerte Warengruppe bei konkreter Nachfrage umgehend das Lager verlassen kann. Außerdem ist eine gute Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur entscheidend.

Kommissionierlager

Das Kommissionierlager ist ein Lagertyp, der Waren für das Zusammenstellen von Aufträgen (das Kommissionieren) bereithält. Lieferungen, die ein Kommissionierlager verlassen, sind also individuell zusammengestellt worden.

Das Kommissionierlager dient dazu, die Auftragszusammenstellung effizienter zu gestalten und zu beschleunigen. Damit sind andere bauliche oder technische Erfordernisse verbunden als etwa mit einem Umschlagslager. Jede Ware muss so gelagert werden, dass ein schneller Zugriff möglich ist. Das kann durch moderne Lagerhaustechnik, intelligente Regalsysteme oder auch Kommissionierroboter befördert werden. Stark nachgefragte Waren lassen sich priorisieren – sie werden also so verwahrt, dass der Zugriff auf sie besonders leicht ist.

Ein Kommissionierlager ist typisch für Versandabteilungen am Warenausgang von Unternehmen oder für Fulfillment-Zentren.

Lagerarten nach technischer Ausstattung

Jede der genannten und nach ihrer Funktion differenzierten Lagerarten kann zusätzlich in weitere Kategorien fallen, wenn die eingelagerten Waren es erfordern; zum Beispiel Kühlhäuser oder Gefahrgutlager.

Auch der Grad der Automatisierung ist ein mögliches Unterscheidungskriterium: vom teilweisen Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz (KI) bis zum vollautomatischen Lagerhaus.

Welches ist die richtige Lagerart?

Im Zentrum steht die Frage: Welche Vorteile und Nachteile haben die einzelnen Lagerarten und wie können Unternehmen ihre Lagerlogistik verbessern und das Kundenerlebnis optimieren?

Grundsätzlich gilt: Keine Lagerart hat einen immanenten Vor- oder Nachteil gegenüber einer anderen. Die geeignete Lagerart ergibt sich ausschließlich aus den spezifischen Bedürfnissen. Oft wird im unternehmerischen Wertschöpfungsprozess eine Kombination aus verschiedenen Lagerarten notwendig sein.

Welche das konkret sind, hängt zum Beispiel davon ab, ob Erzeugnisse direkt oder über Zwischenhändler vertrieben werden, wie groß der Vertriebsradius ist oder welche Art Waren hergestellt und/oder gehandelt werden. Jedes Lagergut hat spezifische Anforderungen, die abhängig sind von Größe, Gewicht, Maß, Robustheit, Haltbarkeit oder von der Nachfrage.

Aus all diesen Aspekten ergibt sich, welche und wie viele Lager benötigt werden und wo. Hinzu kommen spezifische Ansprüche an die benötigte Lagerfläche oder technische Erfordernisse beim Aufbewahren und Bewegen der Ware. Für Maschinenbauer sind Kommissionierlager zum Beispiel ein wohl eher ungeeigneter Lagertyp, während viele Lagerarten für nichtproduzierende Unternehmen per se nicht in Betracht kommen.

Fazit

Es gibt nicht nur viele Wege, auf denen eine Ware ihren Empfänger erreicht, sondern auch viele verschiedene Lager, die sie auf ihrem Weg durchläuft – zum Beispiel vom Rohstoff im Produktionslager bis zum Endprodukt im Distributionslager.

Welche Lagerarten dabei konkret nötig sind, hängt von Produktions- und Vertriebsprozessen oder den Eigenschaften des jeweiligen Lagerguts ab. Außerdem geht mit der Entscheidung eines Unternehmens, welche Lagerarten für die eigene Wertschöpfung und den eigenen Bedarf sinnvoll sind, auch die Frage einher, welcher Anteil davon durch die eigene Logistik oder durch Dienstleister abgedeckt werden soll. Wir als DHL Freight und DHL Group hoffen, mit diesem Überblick über die Lagerarten Ihre Entscheidungsfindung zu erleichtern.

Sie wollen noch mehr über dieses Thema erfahren?

Die Autoren unseres Artikels stehen Ihnen gerne für Ihre Rückfragen bereit. Senden Sie uns einfach eine Nachricht über das Kontaktformular und wir steigen gemeinsam mit Ihnen tiefer in das Thema ein.

Ähnliche Artikel

Unternehmen

Staustatistik

Immer mehr Autos drängen in den begrenzten öffentlichen Verkehrsraum, mit entsprechenden Konsequenzen.

4. September 2018 / Lesezeit: ~ 0 Min.
Unternehmen

Le Mans auf Welttournee

DHL transportiert Equipment der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft rund um den Globus – vom Rennwagen bis zum Kraftstoff.

27. Oktober 2016 / Lesezeit: ~ 1 Min.
Who is responsible if damage occurs in the international dispatch of goods? Questions like these can be regulated by Incoterms®. However, they are not a substitute for a sales contract!
Unternehmen

Incoterms®: Sauber geregelt

Die Incoterms® sind ein fester Bestandteil von 90 Prozent der internationalen Kaufverträge. Sie regeln Transportkosten und klären die Risikoübernahme, denen ...

23. Juli 2021 / Lesezeit: ~ 8 Min.