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1PL, 2PL, 3PL, 4PL, 5PL: Logistikmodelle im Vergleich

Zwei DHL Mitarbeiter unterhalten sich

So sehr sich Geschäftsmodelle von Unternehmen auf strategischer und operativer Ebene voneinander unterscheiden, so individuell sind die Anforderungen an die damit verbundenen logistischen Prozesse – und an die Einbeziehung externer Logistikdienstleister. Wenn es um die Charakterisierung verschiedener Logistikmodelle geht, werden oft die Kategorien 1PL, 2PL, 3PL, 4PL, 5PL genannt. Was charakterisiert die verschiedenen Konzepte, wie unterscheiden sie sich und für welche Anforderung eignet sich welches Modell? In diesem Artikel klären wir auf.

1PL, 2PL, 3PL, 4PL und 5PL im Überblick

Jedes Unternehmen, das nicht ausschließlich Dienstleistungen anbietet, sondern physische Produkte herstellt und vertreibt, benötigt naheliegenderweise auch Logistikdienstleistungen. Abbilden lassen sich diese Anforderungen sowohl komplett als Inhouse-Prozesse oder auch – in unterschiedlicher Intensität – mit externer Fachexpertise.

Die Logistikmodelle 1PL, 2PL, 3PL, 4PL und 5PL unterscheiden sich dabei im Wesentlichen durch das Maß an Vernetzung mit externen Partnern, die Komplexität der Supply Chains sowie den Umfang der Unterstützung und der gegenseitigen Integration.

Im Folgenden lesen Sie Kurzdefinitionen der jeweiligen Logistikmodelle.

1PL: First-Party-Logistics

Hinter der Abkürzung 1PL verbirgt sich das Logistikmodell der First-Party-Logistik. In diesem Fall stellt ein produzierendes Unternehmen seine logistischen Prozesse und Abläufe im Wesentlichen intern dar. Alle damit verbundenen administrativen und operativen Anforderungen sind intern gebündelt: von der Beschaffung über die Intralogistik bis zur Abwicklung der Transporte an die Kunden.

1PL wird insbesondere von kleineren Unternehmen bei überschaubaren Prozessen und einer eng umrissenen Zahl regelmäßiger Kunden genutzt. Auch für Neugründungen mit eingeschränkten Ressourcen ist 1PL oft der naheliegendste Weg für den Markteintritt. Steigt mit der Zeit die Komplexität der Anforderungen, lässt sich das Logistikmodell jederzeit wechseln.

Aber auch im Konzernbereich und bei Großunternehmen sind zumindest in Teilen 1PL-Lösungen zu beobachten. Das gilt insbesondere dann, wenn klar definierte Teilprozesse wie Werksverkehre oder die Lagerverwaltung komplett eigenständig verwaltet werden.

2PL: Second-Party-Logistics

Bei 2PL, der Second-Party-Logistik, kommt ein externer Logistikdienstleister als Partner des produzierenden Unternehmens ins Spiel. In der Regel geht es bei 2PL-Modellen darum, konkrete Transportprozesse innerhalb der Supply Chain extern zu beauftragen. Das kann die unterschiedlichen Frachtarten und Frachtwege betreffen – ob auf der Straße, auf der Schiene, auf dem Wasser oder in der Luft.

2PL-Dienstleister bringen dabei in erster Linie ihre Erfahrung in der Abwicklung von Transportprozessen sowie die entsprechende „Hardware“ in Form der jeweiligen Fahrzeuge und Kapazitäten ein. Diese direkte Geschäftsbeziehung zwischen zwei Partnern bedeutet eine nachhaltige Entlastung für den Auftraggeber. 2PL ist somit die richtige Wahl, insbesondere bei standardisierbaren, regelmäßig wiederkehrenden Logistikanforderungen.

3PL: Third-Party-Logistics

Einen Schritt weiter geht 3PL, die Third-Party-Logistik. Wenn die logistischen Anforderungen eines Unternehmens so komplex werden, dass sie sich weder intern noch im 2PL-Modell abbilden lassen, werden die Aufgaben an 3PL-Partner ausgelagert. Dies ist ein üblicher Schritt insbesondere dann, wenn komplexe und nachhaltige End-to-End-Logistiklösungen gefragt sind. Alle wesentlichen Teilprozesse und Abläufe, vom reinen Transport über das Lagermanagement bis hin zur Auftragsabwicklung und Distribution werden dabei gebündelt.

Dazu greifen 3PL-Dienstleister in aller Regel auf Digitalisierung und weitergehende technologische Lösungen zurück. RFID-basierte Systeme für die automatisierte Beschaffung im Lager können ebenso dazugehören wie digitale, papierfreie Lösungen für die Begleitung der Transportprozesse, integrierte Transportmanagementsysteme (TMS) sowie moderne Lagerverwaltungssysteme (WMS).

Mit dem Logistikmodell 3PL lassen sich unterschiedlichste Anforderungen sowohl in B2B- als auch B2C-Märkten leistungsstark und zuverlässig darstellen. Die verschiedenen Angebotsbausteine werden jeweils bedarfsgerecht für das beauftragende Unternehmen zusammengestellt. Auf diese Weise lassen sich unter anderem branchenspezifische Logistiksysteme realisieren, beispielsweise für Chemie und Pharma, für temperaturgeführte Transport etwa im Lebensmittelbereich oder auch für die spezifischen Anforderungen der Automobillogistik.

Dank dieser Flexibilität und Vielfältigkeit sind 3PL-Logistikmodelle aktuell für Großunternehmen das Mittel der Wahl, um ihre Anforderungen gebündelt abdecken zu können.

4PL: Fourth-Party-Logistics

4PL oder auch Fourth-Party-Logistik beschreibt ein weiter stark wachsendes Segment. Hier sind Logistikunternehmen tätig, die für ihre Auftraggeber eine noch tiefergehende Integration aller Prozesse verwirklichen können – nochmals deutlich über das Logistikmodell 3PL hinaus. Letzthin liegt die Verantwortung für den Gesamtprozess vollumfänglich beim externen Dienstleister, von der ersten Planung bis zur gesamten Ausführung.

Dieses Logistikmodell erfordert naheliegenderweise eine enge Vernetzung der Partner untereinander. 4PL-Anbieter arbeiten nicht einfach Aufträge ab – sie konzipieren und implementieren stattdessen umfassende Logistikmodelle, die jeweils maßgeschneidert sind. Das erfordert eine umfassende Analyse und umfassende Einblicke in das Geschäftsmodell des Auftraggebers.

Auf diese Weise generieren 4PL-Anbieter nachhaltige Benefits und einen klaren Mehrwert für ihre Auftraggeber. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Aspekten wie Prozessoptimierung, Kostensenkung, Transparenz – und nicht zuletzt auf mehr Nachhaltigkeit. Schließlich führt jeder optimierte Prozess unweigerlich zu geringeren Ressourcen- und Energieverbräuchen und somit zu einer Verbesserung der ökologischen Effizienz.

5PL: Fifth-Party-Logistics

5PL (Fifth-Party-Logistik) gilt unter Marktkennern als ein noch vergleichsweise junges und besonders wachstumsstarkes Logistikmodell. Bei 5PL-Anbietern handelt es sich um Unternehmen, die alle Anforderungen von 4PL erfüllen – und zusätzlich auch in strategischer Hinsicht ihre Auftraggeber begleiten und beraten.

Zu integralen Bestandteilen des Logistikmodells 5PL gehören daher weitergehende Dienstleistungen bis hin zur Unternehmensberatung, Prozessanalyse und -optimierung, Projektmanagement und IT-Consulting. 5PL-Anbieter sind somit echte Integratoren, die umfassende Expertise zu Digitalisierung, Supply Chain, Big-Data-Analytik, Internet of Things und Automatisierung im Interesse ihrer Kunden bündeln. Die Vision lautet, mit Hilfe dieses Logistikmodells autonome, sich selbst permanent optimierende und hoch effiziente Supply Chains zu verwirklichen.

Fazit

Das geeignete Logistikmodell finden

Die Logistikmodelle 1PL, 2PL, 3PL, 4PL, 5PL unterscheiden sich im Wesentlichen durch zwei Aspekte: durch die Qualität, wie eng sich Auftraggeber und Logistikunternehmen miteinander vernetzen und vor allem dadurch, wie umfassend die logistische Unterstützung ist. Während 3PL ein gängiges und bewährtes Logistikmodell für größere Unternehmen mit entsprechendem logistischen Aufwand ist, gelten 4PL und 5PL als Lösungen der Zukunft – mit noch mehr Integration und allen Vorteilen und Effizienzgewinnen, die sich durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung erzielen lassen.

Als DHL Freight und DHL Group bieten wir verschiedene Logistikmodelle individuell für die Bedürfnisse unserer Kunden an. Kommen Sie gerne auf uns zu und wir finden das passende Modell für Ihre Ansprüche.

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