Wenn sich bei den Olympischen Spielen in Paris die besten Handballer:innen weltweit gegenüberstehen, übernimmt einer aus unseren Reihen die Führung: Mirza Kurtagic, Global MNC Key Account Manager bei DHL Freight. In seiner Heimat Schweden und auf der internationalen Bühne des Handballs ist er jedoch für eine andere Tätigkeit bekannt – als Handballschiedsrichter, zuletzt bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland.
Grund genug für uns, zur Seitenlinie zu eilen und ihm 10 Fragen zur Vielseitigkeit des Lebens zu stellen. Heute in Paris im Scheinwerferlicht der Welt – und schon bald zurück in Schweden, um gemeinsam mit uns an den Themen für die Logistik der Zukunft zu arbeiten.
Fotos: Kolektiff
Du bist bereits seit vielen Jahren ein erfolgreicher Handballschiedsrichter. Wann hast du angefangen, Handball zu spielen und wann, dich als Schiedsrichter zu engagieren?
Angefangen habe ich mit Handball, neben anderen Sportarten, als Kind in meiner Heimatstadt Uddevalla in Schweden. Erstmals mit 16 habe ich meinen Verein als Schiedsrichter unterstützt.
Und wann hast du angefangen, deine ersten Spiele auf internationaler Ebene zu leiten?
Seit 2011 sind wir (gemeinsam mit seinem Gespannpartner Mattias Wetterwik, Anm. d. Red.) berechtigt, kontinentale (europäische) Spiele zu pfeifen.
Nach den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 nimmst du derzeit in Paris an deinen zweiten Olympischen Spielen teil. Wie fühlt es sich an, als Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen dabei zu sein?
Es ist ein großes Privileg und eine große Ehre, unter die besten 16 Schiedsrichterpaare der Welt gewählt zu werden und an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Schon in Tokio 2020 ist ein Traum wahr geworden. Wenn man das Spielfeld betritt und die olympischen Ringe passiert, ist das ein unglaubliches Gefühl – und das ist es immer noch. In Paris 2024 können wir endlich den olympischen Familiengeist spüren, Athlet:innen aus allen Sportarten und Kontinenten treffen und unsere Liebsten auf der Tribüne sehen – etwas, das in Tokio 2020 aufgrund der COVID19-Beschränkungen sehr schwierig war.
Wie groß ist der Druck, bei einem so prestigeträchtigen Turnier zu pfeifen, und wie gehst du damit um?
Eigentlich ist der Druck und der eigene Anspruch, auf höchstem Niveau zu spielen, etwas, das wir uns in jedem Spiel auferlegen, unabhängig vom Spiel oder dem Turnier. Aber bei den Olympischen Spielen gibt es natürlich weniger Teams, sie finden nur alle vier Jahre statt und sind ein Traum für alle Sportler:innen. Aber wie gesagt, jedes Turnier ist ein Traum für den jeweiligen Athleten, und diese Verantwortung und Einstellung, jedes Spiel zu pfeifen, als wäre es das letzte, ist uns sehr wichtig. Wir wollen die Athlet:innen, die an dem Spiel teilnehmen, ehren und respektieren.
Wie gehst du mit schwierigen Entscheidungen um – und wie reagierst du auf mögliche Proteste von Spieler:innen und Trainer:innen?
Es ist vor allem wichtig, konsequent und fair zu sein und gut zu kommunizieren. Wir hatten die Gelegenheit, die meisten Mannschaften und Spieler:innen zu pfeifen, so dass wir eine gute Zusammenarbeit und ein gegenseitiges Verständnis aufgebaut haben.
Die Gruppenphase ist vorüber, und nun ist es Zeit für die K.o.-Phase. Gab es bisher bestimmte Spiele oder Momente, die dir besonders in Erinnerung bleiben werden?
Der große olympische Familiengeist bei den Spielen ist etwas ganz Besonderes.
Was sind deine langfristigen Ziele und Ambitionen als Handballschiedsrichter?
Wie die Spieler:innen kämpfen auch wir um die Endspiele, entwickeln uns ständig weiter und machen Schritte in die richtige Richtung. Als wir unsere Karriere angefangen haben, wurde uns dieselbe Frage in einem Interview mit einer schwedischen Zeitung gestellt. Damals war es unser Ziel, bei den Olympischen Spielen zu pfeifen, jetzt ist es unser Ziel, ein olympisches Finale zu pfeifen.
Wie schaffst du es, deine Rolle als Handballschiedsrichter mit deinem Job bei DHL Freight zu vereinbaren?
Ohne die Unterstützung von DHL, der schwedischen DHL Freight-Organisation und meines Managers Martin Almslätt wäre es für mich nicht möglich, den olympischen Traum zu verfolgen und in unserer heimischen schwedischen Liga, in der Champions League und bei Europa- und Weltmeisterschaften zu pfeifen. Es erfordert eine Menge Planung, viel Eigenverantwortung und Flexibilität. Vertrauen ist das Schlüsselwort, und ich habe das Gefühl, dass man mir das zutraut. Von dem großen Verständnis und der Akzeptanz meiner Familie ganz zu schweigen, hat das Wort Work-Life-Balance eine neue Dimension bekommen.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen deiner Arbeit bei DHL Freight und deiner Rolle als Schiedsrichter?
Ich hatte das Privileg, während meiner 17 Jahre bei DHL Freight in verschiedenen Funktionen zu arbeiten, doch die meisten Funktionen erforderten Verantwortung – entweder gegenüber internen Interessengruppen oder externen Kunden. Was ich aus meiner Tätigkeit als Schiedsrichter mitnehme, sind natürlich die Führungsqualitäten, die Bedeutung einer klaren und verständlichen Kommunikation sowie das Treffen von schwierigen Entscheidungen. Und damit einhergehend die Fähigkeit, die getroffene Entscheidung zu verkaufen.
Wie reagieren deine Kolleginnen und Kollegen und deine Vorgesetzten bei DHL Freight auf deine Rolle als Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen?
Es war großartig! Ich habe in der gesamten Organisation, und nicht nur in Schweden, sondern auch in der internationalen DHL Freight-Community, große Unterstützung erfahren, denn viele Kolleg:innen haben Kontakt aufgenommen, beste Wünsche geschickt und gefragt, welche Spiele wir pfeifen werden, um uns zu verfolgen. Vor kurzem nahm ich an einem internen Meeting teil, und am Ende des Gesprächs wurde ich für meine Olympiateilnahme ausgezeichnet. Ich habe den Stolz der Kolleg:innen gespürt, als sie mich sahen und wussten, dass ein DHL-Kollege Olympiateilnehmer ist. Ich danke ihnen allen für ihre großartige Unterstützung!