Steigender Umsatz im Onlinehandel und individuelle Kundenwünsche einerseits, Umweltzonen und Verkehrseinschränkungen in den Innenstädten sowie der Fahrermangel andererseits – für das Privatkundengeschäft in der Transportlogistik bedeutet das: Auf der letzten Meile muss sich die Art der Zustellung anpassen, um Bedarfe und Beschränkungen zukünftig in eine tragfähige Balance zu bringen.
Welche Trends hierfür vielversprechend sind, lesen Sie hier.
Roboter und Drohnen auf der letzten Meile: eine realistische Option für die Zukunft?
Flugdrohnen und autonom fahrende Zustellroboter – so stellen sich viele die Paketzustellung der Zukunft vor. Für eine langfristig ausgerichtete Perspektive mag das eine stimmige Zukunftsvision sein; und das erst recht vor dem Hintergrund wachsender Transportbedarfe und der angespannten Personalsituation in der Logistik. Die fortschreitende Automatisierung von Fahrzeugen scheint unerlässlich zu sein, um die Zukunftsfähigkeit der Transportlogistik zu sichern.
Da jedoch aufgrund von Zulassungsfragen, einem eingeschränkten Aktionsradius, Unfallgefahr auf Gehwegen oder Problemen beim Überwinden von Treppen und Stufen eine zeitnahe flächendeckende Einführung von Delivery Bots sehr unwahrscheinlich ist, sind kurz- bis mittelfristig andere Lösungen gefragt. Gleichwohl spielen Roboter in der Lager- und Intralogistik schon jetzt eine wichtige Rolle. Das trifft auch auf Drohnen zu – außerhalb von Logistikzentren ist ein breiter Einsatz von Zustelldrohnen aber in naher Zukunft unwahrscheinlich. Deren Einsatz dürfte vor allem in Ballungsräumen begrenzt bleiben, während in ländlichen Gebieten eine Ausweitung eher vorstellbar ist.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die 2022 veröffentlichte Studie über die letzte Meile „Wie sich die Paketzustellung zum Endkunden bis 2040 entwickeln könnte“ der WHU – Otto Beisheim School of Management. Zumindest im Bereich der Paketzustellung in verdichteten Räumen wird stattdessen auf absehbare Zeit die Zustellung durch Menschen weiterhin die Regel bleiben – auch, weil sie (noch) wirtschaftlicher ist.
Konzepte für die letzte Meile: bis 2030 eher mehr Packstationen als Roboter
Das bedeutet nicht, dass bis zum Beginn des neuen Jahrzehnts alles beim Alten bleibt. Weil die Anzahl der konventionellen Lieferfahrzeuge, die nach wie vor die letzte Meile dominieren, nicht immer weiter steigen kann, dürfte sich die Zustellung auf der letzten Meile segmentieren. Abhängig von Warenart, Kundenansprüchen und Liefergebieten werden unterschiedliche Zustellungsarten nebeneinander existieren: zum Beispiel die Zustellung mit dem E-Transporter, einem E-Lastenfahrrad oder über eine gut erreichbare Packstation. Überragende Schlagwörter dabei sind Flexibilität und Nachhaltigkeit.
In diesem Spannungsfeld müssen Logistikdienstleister innovativ agieren, zumal geringe Margen und Preisdruck den Handlungsspielraum zusätzlich einschränken. Das Ziel für Transportlogistiker ist es, trotzdem Kosteneffizienz zu wahren und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit zu achten. Das gelingt vor allem, indem sie möglichst viele Sendungen an möglichst wenigen Haltepunkten abliefern. Im B2B-Sektor ist dies einfacher als im Fall privater Endkunden, jedoch tragen Packstationen zur Lösung bei.
Individuellen Kundenbedürfnissen entsprechen
Die Kundenanforderungen an die Zusteller wachsen. Vor allem Flexibilität steht im Vordergrund. Kunden wünschen sich individuelle Zustelloptionen, die sich ihrem Alltag anpassen. Um diesem Trend trotz begrenzter Ressourcen zu begegnen, wird für Logistikdienstleister der Einsatz kundenorientierter Technologie immer wichtiger. Dabei helfen ihnen künstliche Intelligenz (KI), zum Beispiel zur Routenplanung oder beim Kundenkontakt (Chatbots), und benutzerfreundliche Apps und Websites zum Livetracking, um die Erstzustellquote zu erhöhen.
Mit der zunehmenden Individualisierung wächst die Menge der Kundendaten: Individuelle Zustellung funktioniert nicht ohne ein Mehr an persönlichen Daten, welche die Kunden zur Erfüllung ihrer Wünsche zwangsläufig preisgeben. Diese Datenmenge muss sorgfältig ausgewertet werden, idealerweise in Verbindung mit einer umfassenden Analyse von Standortdaten, Verkehrsdaten, Wetterdaten usw. Effiziente Erfüllung von Kundenwünschen erfordert eine gründliche Big-Data-Analyse, damit die Bedürfnisse der Kunden verstanden und die richtigen Schlüsse gezogen werden können.
Nachhaltigkeit auf der letzten Meile
Bewährte Zustellungsarten, die von menschlichen Zustellern abhängig sind, werden höchstwahrscheinlich bis 2030 (und darüber hinaus) weiterhin bestehen. Gleichzeitig wird die Umweltfreundlichkeit immer wichtiger – sowohl aufgrund der sozialökologischen Verantwortung von Unternehmen als auch des zunehmenden Kundenwunschs nach Nachhaltigkeit.
KI und Big Data helfen Logistikern dabei, die Routen- und Ladungsplanung zu optimieren, um durch Effizienz auf der letzten Meile einen ökologischen Mehrwert zu schaffen. Ein weiterer Hebel ist die Antriebstechnik, denn das Transport-KFZ wird noch lange das produktivste Zustellfahrzeug sein.
Lastenräder sind in Innenstädten zwar einsetzbar, haben aber ein relativ geringes Ladevolumen und sind zudem auf ein kostenintensives regionales Netz an Mikro-Hubs angewiesen. Deshalb ist es für Logistikunternehmen wichtig, den Einsatz von nachhaltigen Kraftstoffen und den Anteil von idealerweise mit Ökostrom betriebenen Zustellfahrzeugen sukzessive zu steigern. Die WHU-Studie geht davon aus, dass bis 2040 ausschließlich E-Fahrzeuge, die mit nachhaltig erzeugtem Strom betrieben werden, auf der letzten Meile unterwegs sind.
Trotz aller Nachhaltigkeitsbemühungen seitens der Logistiker können umweltfreundliche Lieferungen an den individuellen Konsumbedürfnissen der Kunden scheitern – obwohl diese selbst Nachhaltigkeit einfordern. Denn während die Nachhaltigkeit der letzten Meile zwar durch Transportlogistikdienstleister initiiert werden kann, müssen auch die Kunden einen Beitrag für eine nachhaltige Warenübergabe leisten. Die Direktzustellung nach Hause hat eine schlechtere Ökobilanz als die Zustellung an Paketshops oder Packstationen – von Zweit- und Drittzustellungen ganz zu schweigen.
Dichtes Netzwerk von Packstationen
Ein gut ausgebautes Netzwerk von Paketshops und Packstationen ist daher entscheidend für eine nachhaltige letzte Meile – auch um die Akzeptanz der Kunden zu erhöhen. Über ein solches Netz können Kunden ihre Pakete abholen und bei Bedarf zurückgeben. Es ist ein Schlüssel zum Erfolg im zukünftigen Versand: mehr Flexibilität und schnellere Prozesse.
Um die Flexibilität zu erhöhen, können zwei Ansätze kombiniert werden, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben: autonomes Fahren und der Versand an Packstationen. Durch mobile Stationen, die auf vordefinierten Routen autonom fahren können, lässt sich das stationäre Netz von Packstationen ergänzen. Dieser Ansatz eignet sich besonders für Stadtränder oder kleine Siedlungen, die eine schlechtere Infrastruktur aufweisen als Innenstädte. Autonom fahrende Packstationen ermöglichen es Logistikunternehmen, auch in dünn besiedelten Regionen auf die Zustellwünsche der Kunden einzugehen und ihnen lange Wege zu ersparen.
Ausblick 2040 bis 2050
Eine Revolution ist bis 2030 also nicht zu erwarten – wohl aber eine schrittweise Verbesserung der Last-Mile-Services in Richtung mehr Flexibilität, mehr Effizienz und mehr Nachhaltigkeit. Wie sehen die Perspektiven für die folgenden Jahrzehnte aus?
Eine Prognose wurde schon ausgegeben: Verbrennungsmotoren werden aller Voraussicht nach auf der letzten Meile nicht mehr zum Einsatz kommen. Inwieweit alternative Antriebskonzepte – Stichwort Wasserstoff – der E-Mobilität Konkurrenz machen werden, kann nicht sicher abgeschätzt werden. Gleiches gilt für die mitunter sprunghaften Entwicklungen im Bereich der KI und der Robotik. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass die Verkehrssicherheit und Flexibilität von Zustellrobotern oder -drohnen so hoch sein werden, dass man sie ruhigen Gewissens im öffentlichen Raum operieren lassen kann.
Vielleicht werden 2050 gar keine Kraftfahrzeuge mehr auf der letzten Meile unterwegs sein und die Zustellung wird stattdessen zum Teil über Versorgungs- oder Luftschächte stattfinden. Manche Experten erwarten ein endgültiges Aus für die Haustürzustellung zugunsten von dezentralen Anlieferungspunkten. Die Lieferung könnte über modulare Systeme erfolgen, deren standardisierte Behälter mit jeder einzelnen Zustelloption vom Delivery Bot über das Lastenrad bis zum Schacht harmonieren.
Und vielleicht werden überhaupt weniger Lieferungen notwendig sein. Mittels 3D-Druck-Technologien könnten ganze Warengruppen dezentral und bedarfsgenau erzeugt werden. Über eine entsprechende lokale Mikrodepot-Infrastruktur könnten die Druckerzeugnisse umgehend regional ausgeliefert werden – wobei hier allerdings nur die „ersten Meilen“ entfallen und für die letzte Meile wird wiederum eine Drohne, ein Roboter oder doch ein Mensch zuständig sein wird.
Fazit
In naher Zukunft werden auf der letzten Meile Zustellwege nicht vollständig durch neue Technologien ersetzt werden. Es gilt vielmehr, bewährte Zustelloptionen weiter zu verbessern, um die Transportlogistik der letzten Meile nachhaltiger und gleichzeitig flexibler zu gestalten. Dafür sollte verstärkt auf ökologisch vorteilhafte Fahrzeugtechnik gesetzt und die Routen- und Ladungsplanung durch innovative IT-Lösungen möglichst effizient gestaltet werden.
Eine konsequente Erweiterung der Packstations-Infrastruktur sowie die Umsetzung mobiler Stationen-Konzepte sind entscheidend, um zukünftigen Bedarfen kundenorientiert gerecht zu werden. Eine enge und gute Zusammenarbeit zwischen Versendern und Logistikdienstleistern ist unerlässlich, um ein optimales Kundenerlebnis zu gewährleisten – genau wie dies bei DHL Freight gelebte Praxis ist. Als Vorreiter der grünen Logistik bringen wir Ihre Waren dabei nicht nur schnell und sicher ans Ziel, sondern auch immer nachhaltiger.
Häufige Fragen
Was sind die Haupttrends bei der Zustellung auf der letzten Meile bis 2030?
Flexibilität und Nachhaltigkeit sind auf der letzten Meile entscheidend. In naher Zukunft ist es unwahrscheinlich, dass dies über Drohnen oder Zustellroboter erreicht wird. Um Kundenansprüchen und der Umwelt gerecht zu werden, kommt es kurzfristig auf nachhaltige Antriebstechnologien, intelligente Routen- und Ladungsplanung sowie ein gutes Netz an stationären und auch mobilen Packtstationen an.
Welche Entwicklungen sind bis 2040 und 2050 wahrscheinlich?
Es ist zu erwarten, dass die technologische Entwicklung in den Bereichen KI und autonomes Fahren in den nächsten Jahrzehnten signifikante Fortschritte machen wird. Das macht es wahrscheinlich, dass Drohnen und Delivery Bots zur Mitte des Jahrhunderts eine wichtige Rolle auf der letzten Meile spielen können. Zudem könnten 3D-Drucker bestimmte Waren lokal und bedarfsgerecht erzeugen und dadurch das Transportaufkommen verringern.