Mit Überschall durch’s Vakuum – ist Hyperloop das Transportsystem der Zukunft?
Die Suche nach dem Transportsystem der Zukunft hat in den vergangenen Jahren an Fahrt gewonnen. Und dabei stehen nicht nur emissionslose Antriebe, neuartige Energiequellen oder innovative Eisenbahntechnologien im Fokus, sondern auch ganz neue und auf den ersten Blick sehr futuristische Konzepte. Eines davon jagt Menschen im wahrsten Sinne des Wortes durch die Röhre: Hyperloop.
Hinter der Idee steckt kein geringerer als Elon Musk, Gründer des Elektroautoproduzenten Tesla. Nach seiner Überlegung sollen in zwei nebeneinanderliegenden und auf Betonstützen verlaufenden Röhren Kapseln mit jeweils bis zu 28 Passagieren auf Luftpolstern gleiten. Diese erzeugt ein Kompressor, der die Luft unmittelbar vor den Fahrzeugen absaugt und darunter ausstößt. In der gesamten Anlage soll dabei ein Teilvakuum herrschen, das Fahrgeschwindigkeiten knapp oberhalb der Normaldruck-Schallgeschwindigkeit erlaubt. Durch den Unterdruck wird die Schallmauer selbst aber nicht durchbrochen. Der Antrieb erfolgt elektrisch durch sogenannte Langstator-Linearmotoren, wie sie bereits bei Magnetschwebebahnen zum Einsatz kommen.
Offene Entwicklung
Das Projekt folgt einem Open-Source-Ansatz: Jeder, der möchte, kann und soll dazu beitragen, ob durch Forschung oder Finanzierung. Dementsprechend arbeiten aktuell eine ganze Reihe von Unternehmen und Wissenschaftlern an der Weiterentwicklung einzelner Teile des Systems. Im Fokus stehen dabei neben neben den Röhren vor allem die Fahrzeuge an sich, die Pods. Bisheriger Höhepunkt war die „Hyperloop Pod Competition“, gesponsert von SpaceX, einer weiteren Technikschmiede von Elon Musk.
Die verschiedenen Designerteams hatten etwa ein Jahr Zeit, ein Konzept zu entwickeln und zu präsentieren, und ein weiteres Jahr, um einen funktionierenden Prototypen zu bauen. Die Teststrecke baute SpaceX im kalifornischen Hawthorne. Sie besteht aus einer Stahlröhre, ist eine Meile (1,6 Kilometer) lang und hat 1,79 Meter Innendurchmesser. Die Kraftübertragung erfolgte durch Aluminiumschienen. Im Januar 2017 sollten die einzelnen Entwürfe in jeweils neun Testfahrten beweisen, was in ihnen steckt. Die höchste Geschwindigkeit erzielte dabei der Pod der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) der TU München. Gesamtsieger wurde der Delft Hyperloop der Technischen Universität Delft in Holland.
Expertise von DHL gefragt
Die niederländischen Forscher legten bei ihrer Entwicklung auch Wert auf Input von Praktikern. Dazu führten sie einen intensiven Dialog mit DHL als einem der führenden Logistikunternehmen weltweit. Tom Vervoort, Vizepräsident IT von DHL Express Niederlande, stand von Anfang an in engem Kontakt mit dem Entwicklerteam und half auch, den Transport des Prototypen nach Kalifornien per DHL zu organisieren. Die Nähe zur Hyperloop-Technologie hat für ihn auch wirtschaftliche Gesichtspunkte: „Wir müssen uns über diese Technik Gedanken machen bevor sie am Markt verfügbar ist. Schon jetzt können wir uns überlegen, wie das Be- und Endladen funktionieren soll, wie das System in die derzeitigen Abläufe passt und nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, sich Patente zu sichern. Diese Wettbewerbsvorteile können verschwinden, wenn man zu lange abwartet.“
Die Entwicklung von Hyperloop geht im wahrsten Sinne des Wortes ungebremst weiter – als nächstes folgt ein zweiter Pod-Wettbewerb, bei dem es vor allem um höchstmögliche Geschwindigkeit und das Abbremsen daraus geht.