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DHL Road Freight Market News – 3. Quartal 2023

DHL Road Freight Market News Q3 2023

Die gedämpfte Stimmung des zweiten Quartals schreibt sich fort. Zwar wird im dritten Quartal für den Europäischen Wirtschaftsraum ein leichtes jährliches Wachstum erwartet, jedoch bleibt insbesondere in Deutschland die Lage angespannt. In dieser Ausgabe der DHL Road Freight Market News blicken wir auf wichtige Details und Trends der Monate Juli, August und September des Jahres 2023. Wo steht die EU-Wirtschaft nach dem dritten Quartal 2023 und wie entwickelt sich der europäische Straßengüterverkehr? Informationen zu den Trends im zweiten Quartal finden Sie in unserer letzten Ausgabe.

Schwaches Wirtschaftswachstum in Europa – auch Ausblick auf das kommende Jahr gedämpft

Nachdem die Prognosen im vergangenen Quartal noch von einem sehr schwachen globalen Wirtschaftswachstum ausgingen und die Schätzungen im Bereich zwischen 2,1% und 2,5% lagen, fallen die Prognosen für das Jahr 2023 im 3. Quartal deutlich besser aus. So hat bspw. der Internationale Währungsfonds den Ausblick für dieses Jahr angehoben. Zwar liegt das geschätzte globale Wachstum mit voraussichtlich 3,0% unter dem Vorjahreswert (3,5%), ist damit jedoch höher als noch im April vorausgesagt. Im historischen Vergleich bleibt das Wirtschaftswachstum allerdings schwach, was sich so auch in Europa widerspiegelt.

In ihrer aktuellen Sommerprognose blickt die Europäische Kommission deutlich skeptischer auf die Konjunktur in der Eurozone als noch im Frühjahr. Zuletzt korrigierte die Behörde ihre Prognose für die EU-Wirtschaft im Jahr 2023 von 1,1% auf 0,8%. Die September Prognose von S&P Global gibt ebenfalls ein Wirtschaftswachstum über 0,8% an. Insgesamt dürfte sich die schwächere Wachstumsdynamik in der EU, trotz nachlassender Inflation, robustem Arbeitsmarkt und sich erholendem Realeinkommen, fortsetzen, denn insbesondere die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik werden die Wirtschaftstätigkeit weiterhin bremsen. Dies spiegelt sich auch in der Prognose der Europäischen Kommission wider, die Anfang September ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2024 von 1,6% auf 1,3% herabsenkte.

Dass es so schnell keinen Grund zum Aufatmen gibt, bestätigen auch fundierte Indizes, wie der Eurozone Manufacturing PMI, der im September mit 43,4 Punkten weiterhin deutlich unter der wachstumsanzeigenden Marke von 50,0 liegt. Mit 43,4 und damit einem 0,1 Punkte Rückgang gegenüber August, weist der PMI-Index demnach eine anhaltende Abwärtsbewegung im Industriesektor auf.

Düstere Aussichten für Deutschland

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, bestehend aus führenden Wirtschaftsforschungsinstituten wie dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem ifo Institut und dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), prognostiziert für das Jahr 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 0,6%. Damit wird die Prognose vom Frühjahr 2023 (0,3%) um 0,9 Prozentpunkte nach unten revidiert. Die düsteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr werden auch durch das DIW-Konjunkturbarometer unterstrichen. Dieses lag im August – gegenüber Juli unverändert – bei 90,3 Punkten. Damit verharrt der Barometerwert nun seit Mai deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum anzeigt.

Dass sich auch das deutsche Geschäftsklima auf einem historisch niedrigen Stand befindet, beweist der gleichnamige Index des ifo Instituts. Dieser ist im September auf 85,7 Punkte gefallen, nach 85,8 Punkten im August und 87,4 Punkten im Juli. Grund für die gedämpfte konjunkturelle Stimmung in Deutschland ist die gegenwärtige Schwäche der Industrie. Dies sei eine Folge der hohen Energiepreise, so erklärt der Internationale Währungsfonds. Zudem bekomme das Land den vergleichsweise schwachen Welthandel zu spüren. Deutschland, dessen Wirtschafsmodell seit vielen Jahren auf der Belieferung von hochwertigen Produkten, wie z.B. Autos beruht, ist dementsprechend besonders von der weltweit nachlassenden Nachfrage betroffen.

Einen schwachen Hoffnungsschimmer lässt jedoch der Blick ins kommende Jahr zu. In 2024 könnte die deutsche Wirtschaft wieder etwas an Schwung gewinnen und im Gesamtjahr um voraussichtlich 1,3% zulegen, so die Experten der Forschungsgruppe Gemeinschaftsdiagnose. Weniger optimistisch ist der Ausblick des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), das Deutschland 2024 aufgrund der hohen Zinsen und verhaltenen Weltkonjunktur nur ein Wachstum von 0,7% zutraut, ebenso wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der sogar nur von 0,3% Wachstum ausgeht.

Inflationsdruck rückläufig – Energiekosten bergen dennoch Risiken

Der Inflationsdruck innerhalb des Euroraums lässt weiterhin langsam nach: Während Eurostat noch im Juli eine jährliche Inflationsrate von 5,3% auswies, wird diese im September auf 4,3% geschätzt. Auch Deutschland weist mit 4,5% im September einen deutlichen Rückgang von 1,6% im Vergleich zum Vormonat auf. Das ist der niedrigste Wert seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Zuletzt war die Inflationsrate im Februar 2022 mit +4,3 % niedriger als im aktuellen Monat. Um dem Inflationsdruck weiter entgegenzuwirken, hält die Europäische Zentralbank an ihren Maßnahmen fest und erhöhte kürzlich den Leitzins zum zehnten Mal in Folge. Dieser liegt nun bei 4,5% - weitere Anhebungen sind nicht ausgeschlossen.

Entsprechend der anhaltend hohen Inflationsrate, verharrt auch die private Konsumneigung in Deutschland seit mehr als einem Jahr auf einem niedrigen Niveau, das zuletzt nur während der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 unterboten wurde. Analog dazu weist die Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ein Konsumklima von -25,6 Punkten im September auf und erwartet im Oktober einen Rückgang um weitere 0,9 Punkte. Führende Forschungsinstitute gehen jedoch davon aus, dass die Konsumbereitschaft wieder anziehen wird, wenn sich die Inflationsrate normalisiert. Dies könnte bereits im kommenden Jahr der Fall sein, für das eine merkliche Entspannung der Inflation und eine Teuerungsrate von nur noch 2,6% in Deutschland prognostiziert wird. Damit könnte der private Konsum die Konjunktur künftig wieder befeuern, indem die Kaufkraft der Verbraucher durch nachlassenden Preisdruck und spürbare Lohnerhöhungen wieder zunimmt.

Entwicklungen im Straßengüterverkehrsmarkt

Nachdem das Jahr mit einem Kapazitätsüberhang gestartet war, konnte im Laufe des zweiten Quartals ein Rückgang der Kapazitäten verzeichnet werden, der sich auch zu Beginn der zweiten Jahreshälfte fortschrieb. Während der Juli ein Verhältnis von Fracht zu Laderaumkapazität von 64 zu 36 aufwies, gab es im August einen saisonal typischen Rückgang der Volumina und damit eine leichte Entspannung der Kapazitätsverfügbarkeit, mit einem Verhältnis von nur noch 57 zu 43. Der Einschätzung des TIMOCOM Transportbarometers zufolge zeichnet sich im September wieder eine zunehmende Verknappung an verfügbarer Kapazität ab (68: 32).

Insgesamt lässt sich anhand der Entwicklung des Kapazitätsindex innerhalb des Jahres 2023 und eines Vergleichs mit den Vor-Pandemiejahren erkennen, dass das Verhältnis von Laderaum und Fracht dem in der Branche üblichen Verlauf entspricht und sich der Markt nach 2 außerordentlichen Jahren weiter normalisiert.

Erneuter Anstieg des Dieselpreises – Frachtraten bleiben auf hohem Niveau

Im ersten Halbjahr dieses Jahres sank der Dieselpreis kontinuierlich über mehrere Monate hinweg. Seit Juni meldet Eurostat jedoch erstmals wieder einen Anstieg: Von 1,57 Euro pro Liter für die 27 europäischen Mitgliedsstaaten im gewichteten Mittel, kletterte der Preis zunächst auf 1,64 Euro im Juli und liegt derzeit bei 1,79 Euro pro Liter. Damit befinden sich die Preise weiterhin auf hohem Niveau. Einer der Gründe für die gestiegenen Kraftstoffpreise ist der Ölpreis, der aktuell aufgrund hoher Nachfrage aber knappem Angebot weiter zunimmt.

Dementsprechend verharren auch die allgemeinen Frachtraten für den Landverkehr unverändert auf einem hohen Level. Neben den hohen Dieselpreisen tragen auch die gestiegenen Kosten für Fahrer zu höheren Transportpreisen bei.  Notwendige Investitionen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs und nicht zuletzt die Anhebung der Maut in vielen europäischen Ländern, werden Transportdienstleister kurzfristig dazu bewegen, die Preise weiter anzuheben.

Die Marktlage zusammengefasst

Die konjunkturelle Lage in Europa bleibt angespannt. Führende Forschungsinstitute erwarten für dieses und auch für das kommende Jahr nur ein schwaches Wirtschaftswachstum. In einzelnen Ländern, wie Deutschland, geht man zumindest in diesem Jahr sogar von einer schrumpfenden Wirtschaft aus. Gleichzeitig drängen die Zentralbanken mit steigenden Zinssätzen die Inflation zurück, was sich auf die Investitionsbereitschaft auswirkt.

Die anhaltend gedämpfte Marktsituation spiegelt sich auch im Europäischen Straßengüterverkehrsmarkt wider. Die Kapazitätslevel normalisieren sich und liegen weit über denen der Pandemiejahre. Dennoch bleiben die Frachtraten auf einem hohen Niveau, was sich angesichts steigender Dieselpreise, angepasster Mautsätze und notwendiger Investitionen in nachhaltige Antriebstechnologien zunächst nicht ändern wird.

Ausblick auf die weitere Entwicklung

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen gepaart mit anhaltenden geopolitischen Spannungen ist weder kurz- bis mittelfristig mit einer Änderung hin zu einer positiven konjunkturellen Lage zu rechnen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird zunächst weiterhin auf niedrigem Niveau verharren und dementsprechend Auswirkungen auf den Straßengüterverkehr haben.

Im Rahmen des nächsten Updates, welches Anfang Januar 2024 erscheint, werden die Marktgeschehnisse des vierten Quartals und die damit einhergehenden Implikationen auf den Straßentransportmarkt beleuchtet, um weiterhin eine offene und transparente Kommunikation sicherzustellen, die für DHL Freight oberste Priorität hat.

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