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Das 1x1 der nachhaltigen Logistik

Sustainability Solar DHL

Bei nachhaltiger Logistik denken viele vor allem an moderne Fahrzeugtechnologien mit emissionsfreien oder zumindest emissionsreduzierten Antrieben oder an die Verlagerung von Transporten auf die umweltfreundliche Schiene. Aber die Welt der Logistik ist komplex – und die Möglichkeiten, nachhaltige Logistik-Maßnahmen umzusetzen, sind es auch.

Nachhaltige Logistik: Das Ziel ist Klimaneutralität

Energieverbrauch, Emissionen bei Transport und Lagerung sowie die notwendige Verpackung: Das sind die Hauptfaktoren, die in die Gesamtökobilanz von Logistikunternehmen einfließen. Weniger Verbrauch, weniger Schadstoffausstoß, weniger Verpackung lauten deshalb die Schritte, um ein erstrebenswertes und ideales Ziel zu erreichen: Null Prozent überschüssige Emissionen bei allen logistischen Dienstleistungen.

Klimaneutralität ist eine große Herausforderung für jeden Wirtschaftszweig – jedoch für die Logistik in besonderem Maße. Als Rückgrat des modernen Wirtschaftslebens ist sie unverzichtbar. Aber um die Versorgungsketten weltweit am Laufen zu halten, müssen die Lager-, die Transport- und die Verpackungslogistik ihrem Wesen nach viel Energie umsetzen. Je nachhaltiger es in Zukunft gelingt, den Energieeinsatz und Schadstoffausstoß zu reduzieren, desto größer wird der logistische Beitrag im globalen Kampf gegen den Klimawandel sein.

Grüne Verkehrstechnologien

Das Naheliegende zuerst: Eine der Hauptaufgaben der Logistik ist es, Waren an ihren Zielort zu bringen. Der Transportweg bietet daher ein signifikantes Nachhaltigkeitspotenzial, das über innovative grüne Verkehrstechnologien ausgeschöpft werden kann. Oft kann man sich als Auftraggeber das jeweilige Transportmittel nicht aussuchen, weil Umstände wie die Beschaffenheit des Frachtguts oder der Transportweg ein bestimmtes Mittel vorschreiben. Daher ist es wichtig, dass alle Frachtarten – See-, Luft-, Straßen- und Schienenfracht – so ökologisch wie möglich betrieben werden.

Auf dem Landweg ist das Ausweichen auf die Schiene nicht immer möglich und die Straße der einzige Transportweg. Umso wichtiger sind daher ökologische Antriebstechniken im Road-Freight-Sektor. Ob eine vollständige Elektrifizierung oder auch Wasserstofftechnologien hier die Zukunft sein werden, ist noch nicht abzuschätzen. Zumal es bei der E-Mobilität ohnehin nicht ausreicht, dass nur das Fahrzeug selbst emissionsfrei fährt. Der eingesetzte Strom muss ausschließlich aus grünen Quellen stammen, um die Null bei den Emissionen zu erreichen.

Bis tatsächliche Null-Emissions-Fahrzeuge zur Verfügung stehen, setzt eine nachhaltig denkende Straßentransportlogistik neben batteriebetriebenen Fahrzeugen auch auf Brückentechnologien wie Bio-LNG oder erneuerbare synthetische HVO-Diesel. Zusätzliche Optionen, um die Nachhaltigkeit der Straßentransporte zu verbessern, sind Lang-Lkw mit ihrem besseren Verhältnis zwischen Ladung und Zugkraft, und autonomes Fahren, das Verkehrsflüsse harmonisieren kann.

Prozessoptimierung, Koordination und Standardisierung

Ob auf dem Transportweg oder im Lager: Durch optimierte und besser koordinierte logistische Prozesse werden Lager- und Frachtkapazitäten besser ausgenutzt. Besser noch als eine nachhaltig betriebene Transportfahrt ist eine, die dank IT-gestützter Planung nicht nötig ist – weil Frachtkapazitäten voll ausgeschöpft werden und dabei Hin- und Rückfahrten vollumfänglich integriert werden. So kann man auch Leerfahrten vermeiden. Leerfahrten sind nicht nur ein Ärgernis im Hinblick auf die ökologische, sondern auch auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit.

Für eine optimierte Koordination ist die digitale Vernetzung unabdingbar. Wenn alle Prozessbeteiligten stets transparent über alle notwendigen Informationen verfügen, können einzelne Arbeitsschritte nahtlos ineinander übergehen und weniger Ressourcen verbrauchen. Ein weiteres Beispiel für Vernetzung ist eine Frachtenbörse. Auf einer solchen Plattform teilen Logistikanbieter Informationen über verfügbare Frachtkapazitäten und Lieferwege und Versender können diese Kapazitäten buchen. Dadurch wird die Auslastung verbessert und manche unnötige Fahrt vermieden.

Auf Frachtenbörsen teilen Logistikanbieter Informationen über verfügbare Frachtkapazitäten und Lieferwege und Versender können diese Kapazitäten buchen.

Neben der Koordination ist die Standardisierung von Prozessen und Produkten dazu geeignet, die Logistik grüner zu machen. Über Standardisierung werden Ressourcen besser genutzt: Lager- und Frachtvolumina, Material und auch menschlicher Arbeitsaufwand. Das macht die logistischen Abläufe sowohl effizienter als auch nachhaltiger.

Nachhaltige Verpackung

Ohne angemessene Verpackung geht es nicht – und wird es nie gehen. Eine hinreichend sichere Verpackung ist unabdingbar, um das Frachtgut zu schützen. Je empfindlicher die Ware, desto aufwendiger fällt zwangsläufig die Verpackung aus. Weil man mitunter also am Verpackungsaufwand nicht sparen kann, muss eine nachhaltige Verpackung in der Logistik beim Verpackungsmaterial und bei der Verpackungstechnik ansetzen. Die Ziele sind:

  • Möglichst wenig Müll produzieren
  • Möglichst viel wiederverwenden
  • Möglichst all das wiederverwerten, was nicht wiederverwendet werden kann

Es gibt nicht die nachhaltige Verpackung, es gibt immer für jede Anwendung die optimale Verpackung.

Winfried Batzke

Winfried Batzke Geschäftsführer des Deutschen Verpackungsinstituts

Wichtig ist dabei, dass auch eine nachhaltige Verpackung keinerlei Kompromisse beim Warenschutz eingeht – sei es Tiefkühlware oder Kristallglas. Methoden und Mittel einer nachhaltigen Verpackungslogistik sind:

  • Verpackungen aus Recyclaten und Biomaterialien (z. B. Kartons aus Grünabfällen wie Stängeln, Halmen oder Blättern)
  • Füllmaterial aus Biostoffen oder Pflanzenresten
  • Volumenreduzierte Verpackungen: Weniger Hohlraum in der Verpackungseinheit bedeutet, dass mehr Sendungen im Transportmittel untergebracht werden. Das spart auch finanzielle Ressourcen
  • Mehrwegkonzepte: Der Mehrwegkreislauf kann optimiert werden, wenn Mehrwegbehälter und -boxen eingesetzt werden, die von Auto-ID-Anwendungen ausgelesen werden können

Nachhaltige Paletten

Paletten sind ein unverzichtbarer Grundstoff für die Logistik, so wie es Mikrochips für die Elektroindustrie darstellen. Paletten sind dabei beides: Transportmittel und Teil der für den Transport einiger Waren notwendigen Verpackung. Paletten sind standardisiert (Stichwort: Europalette) und können als Mehrwegpaletten von Marktteilnehmern in einem offenen Pool getauscht.

Palette und nachhaltig – geht das zusammen? Ja: Es gibt Anbieter, die Paletten reparieren und als Gebrauchtpaletten wieder in den Markt zurückführen. Und wenn das nicht möglich ist, werden die Paletten für die Herstellung von Spanplatten wiederverwertet. Das hochwertige Holz geht also nicht verloren. Aber auch die gemeinsame Nutzung der Paletten im offenen Pool lässt sich noch effizienter gestalten – über ein vernetztes digitales Palettenmanagement können die vorhandenen Bestände von allen Beteiligten besser und nachhaltiger eingesetzt werden.

Nachhaltige Lagerhäuser

Nach dem Transport und der Verpackung ist dies der dritte große Pfeiler, der ökologisch verschlankt werden kann: die Lagerung. Und wo gerade Paletten das Thema waren: Auch hier bietet sich eine breite Palette an Möglichkeiten, um Lagerung und Lagerhäuser nachhaltiger zu machen. Dazu können folgende Maßnahmen zählen:

  • Effiziente und energiesparende Heizungen, Kühlungen und anderweitige elektrische Systeme: Das ist nicht nur ein ökologischer Aspekt – auch die Energiekosten werden ein immer wichtigerer Kostenfaktor
  • Intelligentes Lager- und Raummanagement, um Kapazitäten umfänglich zu nutzen und überflüssige Kapazitäten einzusparen
  • Digitale Vernetzung von Lieferfahrzeugen und Lager, um An- und Auslieferungsprozesse besser zu planen
  • Bewegungsabläufe im Lager koordinieren und optimieren

Wie auch in den anderen Bereichen zahlt ein Mehr an Effizienz in die ökologische Nachhaltigkeit ein, indem wertvolle Ressourcen eingespart werden.

Ökologische Kompensationsmaßnahmen

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen bedeuten, dass die Menge an emittiertem Kohlendioxid, die man selbst verursacht hat, an einem anderen Ort wieder eingespart wird. Das ist dann sinn- und wertvoll, wenn mehr als Greenwashing dahintersteckt und man mit anerkannten und seriösen Partnern zusammenarbeitet. Grundsätzlich gibt es zwei Arten der ökologischen Kompensation.

Offsetting

Nicht vermeidbare CO2-Emissionen werden mit Hilfe von spezialisierten Beratungsunternehmen und Software-Tools gemessen. Die so errechneten Emissionen werden dann über zertifizierte Klimaprojekte ausgeglichen. Also durch Projekte, über die genau die Menge an CO2 wieder eingespart wird, die theoretisch der eigenen Emission entspricht. Das geschieht oft an einem weit entfernten Ort und hat keine direkte Auswirkung auf den eigenen Ausstoß.

Insetting

Im Gegensatz zu Offsetting-Projekten mit einem beliebigen Wirkungsort bedeutet Insetting, dass Klimaschutz in der eigenen Wertschöpfungskette umgesetzt wird. Das schließt auch konkrete Veränderungen von Prozessen ein, um beispielsweise die lokale Biodiversität oder den Einsatz von recyclingfähigen Materialien zu steigern. Viele der in diesem Artikel bereits geschilderten Schritte wie die Förderung nachhaltiger Technologien sind also gewissermaßen Insetting-Maßnahmen. Die effektive und direkte Reduktion von Emissionen, etwa durch den Umstieg auf erneuerbare Energien, gilt hingegen nicht als Insetting.

Offsetting LogistikInsetting Logistik

Fazit

Die Logistik hat mit der Lagerung, dem Transport und der Verpackung drei unternehmerische Bereiche, die mit einem hohen Energieeinsatz verbunden sind. Man kann sie als Problemfelder betrachten – oder aber auch ganz anders: Hier bieten sich immense Chancen, um Ressourcen, Energie und CO2 einzusparen und die nachhaltige Zukunft aktiv mitzugestalten.

Die Deutsche Post DHL Group und DHL Freight wollen Pioniere der nachhaltigen Bewegung in der Logistik sein. Deshalb verfolgen wir mit GoGreen das ambitionierte Ziel, bis 2050 alle logistikbezogenen Emissionen auf null zu reduzieren. Wenn Sie uns auf diesem Weg begleiten möchten, beraten wir Sie gerne.

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