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DHL Road Freight Market News – August 2022

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Wie in der letzten Ausgabe der Road Freight Market News dargelegt wurde, ist das aktuelle Wirtschaftsgeschehen, bedingt durch externe Schocks, wie Corona Lockdowns, oder dem Ukraine Krieg, geprägt von fortlaufend steigenden Preisen und den damit einhergehenden Folgen für das Verbraucherverhalten und die Konjunktur. Diese Volatilität hat sich ebenfalls im europäischen Straßengüterverkehrsmarkt materialisiert, welche sich seither in einer Verknappung von Kapazitäten im Markt sowie in signifikant gestiegenen Transportkosten zeigt.

Im Rahmen dieser Ausgabe soll ein zeitlich komprimierter Einblick auf die aktuellen Kennzahlen und Ereignisse, die die europäische Wirtschaft als auch den Straßengüterverkehr im Juli dominiert haben, sowie auf fortlaufende Trends im europäischen Straßengüterverkehr gegeben werden.  

Steigende Energiepreise sowie anhaltende Unsicherheiten bzgl. russischer Gaslieferungen stellen europäische Wirtschaft vor weitere Herausforderungen

Makroökonomische Schlüsselindikatoren in der EU

Die bereits im Juni geäußerten Befürchtungen bzgl. eines potentiellen Stopps der Gaslieferungen aus Russland haben sich im Juli weiter verstärkt. Zwar fließt aktuell noch Gas durch die Pipeline Nord Stream 1, die Sorge über die künftige Energieversorgung bleibt dennoch bestehen. Die europaweit angefeuerten Energiepreise treiben die Inflation weiter in die Höhe. So berichtet Eurostat, das statistische Bundesamt der Europäischen Union, für Juli 2022 einen historischen Höchststand der jährlichen Inflationsrate im Euroraum von 8,9%. Damit liegt die Inflationsrate im Juli 2022 6,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert und knapp 7 Prozentpunkte über dem mittelfristigen Inflationsziel der Europäische Zentralbank (EZB) von 2%.

Die Sorge über die künftige Energieversorgung, die weiter anziehende Inflation sowie die verschärften Finanzierungsbedingungen, die nun mit der Erhöhung des Leitzinses seitens der EZB in Kraft getreten sind, schwächen grundsätzlich die Konjunktur und erhöhen das Rezessionsrisiko.

Dies führt auch zu einer Abschwächung der Nachfrage und wirkt sich daher weiter negativ auf die EU-Wirtschaft aus: S&P Global (ehemals IHS Markit) prognostiziert für Europa im Juli für das Jahr 2022 ein Wirtschaftswachstum von ca. 2,1%. Vor einem halben Jahr lag die Prognose für das Wirtschaftswachstum noch bei knapp 4%.

Trotz der wirtschaftlichen Gesamtsituation, ist der Transportbedarf auf der Straße weiterhin hoch, Kapazitäten jedoch knapp

Trotz schrumpfender Industrieproduktion und steigender Kosten ist der Transportbedarf auf der Straße nach wie vor hoch. Der anhaltend hohen Nachfrage stehen allerdings immer noch reduzierte Transportkapazitäten und ein vermindertes Angebot an verfügbarem Laderaum gegenüber. Die reduzierte Verfügbarkeit ist vor allem dem allgemein vorherrschenden Mangel an Fahrpersonal geschuldet aber auch den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. So gibt Eurostat für den Juli einen gewichteten durchschnittlichen Dieselpreis von 1,95 Euro pro Liter für die 27 europäischen Mitgliedsstaaten an. Vor rund einem Jahr lag dieser noch bei 1,37 Euro pro Liter (Juli 2021) und ist somit um knapp 42% gestiegen.

Diese Situation veranlasst viele Transporteure und Spediteure dazu, ihre Kapazitäten zu reduzieren, indem sie sogar teilweise stillgelegte Transportkapazitäten nicht wieder aktivieren. Dies resultiert in einem signifikanten, kapazitativen Ungleichgewicht im Markt – so berichtet TIMOCOM für Juli von einem Verhältnis von Frachten zu angebotenem Laderaum in Europa von durchschnittlich 82:18, was im Vergleich zu den Monaten zuvor – wenn auch nur minimal – eine leichte Entspannung im Markt widerspiegelt (85:15 im Juni 2022). Dies kann u.a. auf die Saisonalität des Straßentransportmarktes zurückgeführt werden, zusätzlich aber auch mit der kürzlich von der EU Kommission getroffenen Entscheidung, dass ukrainischen Berufskraftfahrenden der Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.          

Aussichten für das 2. Halbjahr weiter nebulös

Aufgrund anhaltender Unsicherheiten, insbesondere hinsichtlich des Krieges in der Ukraine sowie eines potentiellen Ausfalls von Gaslieferungen, lassen sich nur schwer valide Aussagen zur weiteren Entwicklung innerhalb des Straßentransportmarktes treffen. Sicher ist, dass die steigenden Lebenshaltungskosten und damit einhergehende Inflationsängste zu einer Abschwächung der Nachfrage und letztlich zu einer Abschwächung der Konjunktur führen, was durch die Erhöhung des Leitzinses seitens der EZB befeuert wird. Unternehmen, und insbesondere jene, die in  energieintensiven Branchen tätig sind, passen sich dieser Situation bereits kurzfristig an und werden ihre Produktion aller Voraussicht nach weiterhin drosseln. In welchem Maße und wann sich dies letztlich im Straßentransportmarkt widerspiegeln wird, bleibt aktuell abzuwarten.

Europäische Road Freight Market Kennzahlen: Januar 2021 bis Juli 2022

Fraglich bleibt auch, wie sich die Transportkapazitäten im Rahmen der Energiesicherung generell entwickeln werden, da der Bedarf nach Energietransporten, bspw. bzgl. der Versorgung von Kohlekraftwerken, kurzfristig zunehmen dürfte. Auch diese Entwicklung wird sich entsprechend auf die Kosten auswirken. Zwar gehen Experten aktuell davon aus, dass sich die Frachtraten im Bereich Luft- und Seeverkehr mittel- bis langfristig normalisieren werden, ein derartiger Trend lässt sich allerdings aktuell für den Straßentransport nicht prognostizieren. Insgesamt ist also kurzfristig nicht davon auszugehen, dass sich die Kapazitäten im Markt entspannen und somit werden sich die Transportkosten aller Voraussicht nach weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen.

DHL Freight beobachtet die Marktgeschehnisse weiterhin intensiv und bewertet die Einflüsse auf die Kapazitäten und die Kostensituation im Straßennetz kontinuierlich, um zielgerichtete Maßnahmen abzuleiten, und eine adäquate Qualität zu gewährleisten. Gerade in solch volatilen Situationen hat die offene und transparente Kommunikation für DHL Freight die oberste Priorität. Daher werden wir im nächsten Monat ein erneutes Update zur Entwicklung im Straßentransportmarkt bereitstellen.

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