Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und Asien sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich enger geworden. Internationaler Handel braucht neben zuverlässigen Logistikprozessen vor allem eines: klare Regeln. So trägt die Einhaltung von Zollbestimmungen entscheidend dazu bei, reibungslose Geschäftsabläufe zu gewährleisten. In diesem Artikel finden Sie umfassende Informationen zum Zoll und zu Einfuhrbestimmungen für den Import und Export von Waren nach oder aus China.
Zahlen und Statistik zum Import und Export mit China
Schon einige wenige Zahlen machen die Bedeutung des Warenverkehrs zwischen Europa und Asien deutlich. China ist unverändert der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union. Laut Eurostat belief sich das Handelsvolumen zwischen der EU und China (Importe und Exporte) im Jahr 2023 auf 739 Milliarden Euro – das entspricht 15 Prozent des gesamten EU-Warenverkehrs. Für Deutschland ist die Volksrepublik China 2023 bereits zum achten Mal in Folge der wichtigste Handelspartner. Das Handelsvolumen belief sich auf 254,5 Milliarden Euro, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis).
Zoll zwischen China und Deutschland
Angesichts der enormen wirtschaftlichen Chancen ist es für Unternehmen essenziell, die komplexen – und sich immer wieder verändernden – Zollbestimmungen sowohl für den Import als auch für den Export genau zu kennen. Denn Verstöße können nicht nur zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, sondern auch kostspielige Lieferverzögerungen sowie rechtliche Konsequenzen mit sich bringen.
Import aus China: Zoll und weitere Regeln
Der Import von Waren aus China ist ein vielschichtiger Prozess, der weit über die logistischen Schritte entlang der Supply Chain hinausgeht. Die Zollbestimmungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sicherlich ist Ihnen bereits die Zolltarifnummer (HS-Code) als zentrales Element der Zollabwicklung begegnet. Sie dient der Klassifizierung von Waren und bestimmt, welche Zollsätze und Einfuhrbestimmungen für ein Produkt gelten. Zoll- und Steuersätze für den Import aus China können Sie zum Beispiel in der EZT-Datenbank des Deutschen Zolls nachlesen.
Vorgaben des chinesischen Zolls für Import und Export
Neben den europäischen Regeln sind naheliegenderweise ebenso die Vorgaben der chinesischen Generalzolldirektion zu beachten. Maßgebend ist das „China Customs Advanced Manifest“ (CCAM) für Luft- und Seefracht. Logistikunternehmen, Versender und Empfänger haben diese Vorschriften zu beachten. Für die CCAM-Anmeldung ist neben dem Unternehmensnamen und der Anschrift insbesondere der individuelle Unternehmenscode anzugeben – bei deutschen Unternehmen ist dies die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (UST-IdNr.).
Zoll aus China nach Deutschland
Handelswaren wie elektronische Produkte, Textilien und Maschinen werden jeweils in unterschiedliche Kapitel des Zolltarifs eingeordnet, was wiederum spezifische Vorschriften und Abgaben mit sich bringt. Ein Beispiel dazu: Ein europäisches Unternehmen importiert 1.000 LED-Lampen aus China. Der HS-Code für LED-Lampen lautet 85414010. Auf Basis dieses Codes werden die Zölle und die Einfuhrumsatzsteuer in Deutschland berechnet.
Zusätzlich ist der CFR zu berücksichtigen: CFR steht für „Cost and Freight“ und bezieht sich als Incoterm-Klausel auf die Seefracht. Demnach ist der Verkäufer für den Transport bis zum Bestimmungshafen verantwortlich und trägt die damit verbundenen Kosten, die wiederum in den Zollwert einfließen. In unserem Beispiel der LED-Lampen beläuft sich der Rechnungswert inklusive Incoterm CFR auf 10.000 Euro, der Zollsatz beträgt 3 %. Somit sind 300 Euro an Zollabgaben und 1.900 Euro Einfuhrumsatzsteuer zu entrichten.
Produkt | HS-Code | Zollsatz | Rechnungswert inkl. Incoterm CFR | Zollabgaben | Einfuhrumsatzsteuer |
LED-Lampen (1000 St.) | 85414010 | 3% | 10.000 € | 300 € | 1.900 € |
Zollabwicklung und Einfuhrsteuern in der Praxis
Die Höhe der Einfuhrzölle variiert zwischen den Warengruppen erheblich. Beispielsweise liegen die Zölle für Textilien in der Regel höher als für Maschinen. Darüber hinaus ist die Einfuhrumsatzsteuer ein fester Bestandteil der fälligen Abgaben. In den meisten EU-Ländern beträgt sie 19 %. Bisweilen greift auch die Politik aus wirtschaftspolitischen Gründen ein und nutzt erhöhte Sätze (sogenannte Strafzölle) als Steuerungsinstrument. Ein Beispiel dafür: Im Sommer 2024 hat die EU vorläufig erhöhte Steuersätze für Elektroautos aus China beschlossen.
Notwendige Dokumente und Zertifizierungen für den Import
Handelnde Unternehmen und Logistikdienstleister stehen somit vor der Herausforderung, die aktuell gültigen Zollbestimmungen stets im Blick zu behalten. Darüber hinaus sind für den Import von Waren aus China eine Vielzahl von Dokumenten erforderlich. Dazu gehören die Handelsrechnung (Commercial Invoice), der Frachtbrief (Bill of Lading), der Ursprungsnachweis (Certificate of Origin) und bisweilen spezielle Zertifikate wie das CE-Zeichen für technische und elektronische Produkte.
Wichtige Zertifikate für den Import, die Sie kennen sollten:
- CE-Zeichen: Notwendig für viele Produkte, die in den europäischen Markt eingeführt werden, insbesondere im Bereich Elektronik und Maschinen.
- REACH-Konformität: Für chemische Produkte ist eine Registrierung gemäß der europäischen REACH-Verordnung erforderlich.
- RoHS-Zertifikat: Diese EU-Vorgabe regelt und beschränkt die Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten.
Produktqualität und Compliance: Was beim Import aus China zu beachten ist
Die Sicherstellung der Produktqualität und der Compliance im Einklang mit europäischen Standards sind ebenfalls von zentraler Bedeutung beim Import aus China. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, spielt das Qualitätsmanagement eine zentrale Rolle – beispielsweise durch regelmäßige Warenüberprüfungen, die Sie entweder durch eigene Mitarbeitende vor Ort oder durch eine beauftragte Inspektionsfirma durchführen lassen können.
Export nach China: Chancen, Hürden und Tipps
Der Handel zwischen Europa und Asien ist keine Einbahnstraße, sondern weist in beiden Richtungen hohe Volumina auf. China ist ein attraktiver Markt für europäische Exporteure, insbesondere Qualität „Made in Germany“, beispielsweise im Automobilbereich, genießt im Fernen Osten weiterhin einen sehr guten Ruf. Doch der Zugang zum chinesischen Markt erfordert eine gründliche Vorbereitung und Kenntnis der dortigen Zoll- und Marktvorschriften.
Zoll für die Einfuhr nach China
Für den Export nach China sind präzise und vollständige Exportdokumente unabdingbar. Diese umfassen unter anderem die Handelsrechnung, den Packzettel, den Frachtbrief und das Ursprungszeugnis. Darüber hinaus sind für bestimmte Produkte zusätzliche Zertifizierungen erforderlich.
Zu den Schlüsseldokumenten gehören:
- China Compulsory Certificate (CCC): Erforderlich für eine Vielzahl von Produktkategorien, darunter Fahrzeuge, elektronische Produkte und Spielzeug.
- Health Certificate: Für Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte, die nach China exportiert werden.
- Quarantänezertifikat: Notwendig für bestimmte tierische und pflanzliche Produkte.
Produktzertifizierungen und technische Standards in China
China hat eigene technische Standards und Zertifizierungsvorschriften beschlossen, die sich von den europäischen Vorgaben teils deutlich unterscheiden können. Sie sind daher beim Export von Ihnen unbedingt einzuhalten. Beispielsweise ist das CCC-Zertifikat für viele Produkte unerlässlich, die Nichteinhaltung kann zu einer Rücksendung der Waren führen. Tipp: Die Erlangung dieses Zertifikats kann mehrere Monate in Anspruch nehmen, weshalb eine frühzeitige Planung unverzichtbar ist.
Zollsätze und Steuern für den Export nach China
Beim Export nach China sollten Sie grundsätzlich die geltenden Zollsätze und Steuern berücksichtigen. Diese variieren je nach Produktkategorie. Beispielsweise unterliegen landwirtschaftliche Produkte höheren Zollsätzen als Maschinen. Darüber hinaus können Importsteuern und Mehrwertsteuern in China anfallen, um die Wettbewerbsfähigkeit der exportierten Produkte zu beeinflussen. Zollsätze und sonstige Einfuhrabgaben Chinas können Sie in der Access2Markets Datenbank der EU nachlesen. Der Zollwert der eingeführten Ware berechnet sich dabei aus dem Transaktionspreis sowie zusätzlich den Transport- und Versicherungskosten bis zum ersten Entladeort in China.
Produktsegment | Zollsatz | Anmerkungen |
Elektromotoren | 10 % | Abhängig von der Leistung |
Pharmazeutische Produkte | 5 bis 15 % | Abhängig von den Bestandteilen |
Agrarprodukte | 15 bis 25 % | Höherer Satz aufgrund von Schutzmaßnahmen |
Zu den Zollsätzen kommt beim Export nach China ebenfalls die gesetzlich gültige Umsatzsteuer hinzu. Der reguläre Satz liegt bei 13 %. Für einige Warengruppen wie Grundnahrungsmittel und Druckerzeugnisse gilt ein ermäßigter Satz von 9 %. Bei anderen Handelsgütern wie Alkohol, Tabak oder Fahrzeugen werden wiederum Verbrauchssteuern berechnet. Für ausgewählte Hightech-Produkte kann teilweise die Zoll- und Einfuhrumsatzsteuer beim Export nach China entfallen.
Weitere Details können Sie einem Merkblatt entnehmen, das die Deutsche Auslandshandelskammer in China als Download bereithält.
Exportverträge rechtlich korrekt abschließen
Neben Zoll- und Steuerbestimmungen lauern auch in der Vertragsgestaltung einige Fallstricke, wenn Sie Waren nach China exportieren möchten. Daher ist es ratsam, sowohl europäische als auch chinesische Rechtsexperten in die Ausarbeitung einzubeziehen. So können Sie sicherstellen, dass das Vertragswerk alle relevanten Aspekte abdeckt und den rechtlichen Anforderungen beider Parteien entspricht.
Zu wesentlichen Bestandteilen zählen dabei:
- Lieferbedingungen: Festlegung der Incoterms (z. B. FOB, CIF), die bestimmen, wann die Verantwortung und das Risiko vom Verkäufer auf den Käufer übergeht. Dazu gehört ebenso der Kostenübergang – also der Zeitpunkt, ab wann die Aufwände für Transport, Versicherungen etc. vom Verkäufer auf den Käufer einer Ware übergehen.
- Zahlungskonditionen: Klar definierte Zahlungsbedingungen, einschließlich Währung, Zahlungsfristen und eventueller Sicherheiten wie Akkreditive.
- Haftung und Gewährleistung: Regelungen, die die Haftung für Produktmängel, Lieferverzögerungen oder Vertragsverstöße festlegen.
- Streitbeilegung: Festlegung der Gerichtsstandorte und Schiedsgerichtsklauseln, um im Falle eines Konflikts eine effiziente Lösung zu gewährleisten.
Geistiges Eigentum im Export nach China schützen
Der Schutz des geistigen Eigentums (engl. intellectual property, kurz IP) ist im Handel mit China besonders wichtig – immer wieder kommt es zu Fällen von Produktpiraterie und Markenrechtsverletzungen. Europäische Unternehmen sollten daher ihre Marken, Patente und Designs vor dem Markteintritt in China registrieren lassen. Die Registrierung in China ist notwendig, da internationale Registrierungen in der Regel nicht ausreichend sind.
Darüber hinaus sollten Ihre Verträge spezifische Klauseln enthalten, die den Schutz und die Durchsetzung Ihrer IP-Rechte regeln. Ein Tipp: Überwachen Sie den chinesischen Markt regelmäßig, um Verstöße gegen Ihre IP-Rechte schnell zu identifizieren und arbeiten Sie bei mutmaßlichen Verstößen eng mit den lokalen Behörden zusammen.
Digitalisierung bei der Zollabwicklung
Auch für die Zollabwicklung im Handel mit China gilt: Moderne Technologien der Digitalisierung ermöglichen es, Ihre Prozesse effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. So hat die Einführung elektronischer Zollabwicklungsverfahren die Prozesse im internationalen Handel erheblich beschleunigt. In Deutschland können Unternehmen über das ATLAS-System (Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem) ihre Zolldokumente digital einreichen, was die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzt und gleichzeitig die Fehlerquote minimiert.
Nutzung von Zollplattformen und digitalen Services
China hat das Single Window System als digitale Plattform etabliert, um den gesamten Zollprozess zu vereinfachen. Über diese Plattform können Unternehmen alle erforderlichen Dokumente an einer zentralen Stelle einreichen und den Status ihrer Sendungen in Echtzeit überwachen. Durch die Digitalisierung lassen sich viele manuelle Prozesse einsparen, was zu einer Reduzierung der Verwaltungskosten führt.
Erfolgreich mit China handeln
Der Handel mit China bietet immense Chancen, erfordert jedoch fundierte Kenntnisse der Zollbestimmungen und eine sorgfältige Planung. Durch die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, die Nutzung digitaler Zollabwicklungssysteme und den Aufbau eines starken Netzwerks vor Ort können Sie Ihre Geschäftsprozesse optimieren und langfristig erfolgreich im chinesischen Markt agieren. Da sich Zoll- und weitere Einfuhrbestimmungen laufend verändern, empfiehlt es sich, fachkundige Unterstützung für die gesamte Zollabwicklung in Anspruch zu nehmen.
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