
Wenn wir morgens duschen, uns die Haare föhnen, uns anziehen, Kaffee oder Tee trinken und zum Smartphone greifen, haben wir in kurzer Zeit ganz selbstverständlich Produkte konsumiert oder verwendet, von denen die meisten eine „globalisierte Geschichte“ haben. Globalisierung prägt unseren Alltag. Höchste Zeit für uns bei Freight Connections, die Globalisierung in einer Artikelserie genauer unter die Lupe zu nehmen. Am Anfang steht das Herzstück: die globale Wertschöpfungskette und ihre Vor- und Nachteile.
Globalisierte Wirtschaft und globalisierte Wertschöpfung
Moderne Volkswirtschaften sind nicht autark, sondern durch Investitionen, Wissensaustausch und Arbeitsteilung miteinander verflochten. Produktionsprozesse sind dabei häufig auf mehrere Länder und zahlreiche Unternehmen verteilt. Diese globalisierte Wirtschaft ist das Ergebnis einer Internationalisierung von Wertschöpfungsketten. Der Wegfall von Handelsschranken in einer globalisierten Wirtschaftsordnung, der technologische Fortschritt und die Investitionsfreiheit haben diese Entwicklung ermöglicht.
Im Idealfall können solche globalen Wertschöpfungsketten die Stärken der einzelnen Standorte optimal nutzen, die Effizienz von Produktion und Vertrieb steigern und damit den Wohlstand erhöhen. Idealfall bedeutet aber auch: Während für die Industrieländer gilt, dass ohne globalisierte Wertschöpfung ihr Wohlstand kaum möglich wäre, müssen die Wohlstandsversprechen in den Schwellenländern teilweise erst noch eingelöst werden.
Globalisierung prägt die Gegenwart – und auch die Zukunft?
Die aktuellen politischen Entwicklungen und geopolitischen Krisen mögen die Globalisierung vor Herausforderungen stellen. Eine Trendwende hin zur Regionalisierung ist jedoch weder zu beobachten noch zu erwarten, wie beispielsweise die erste Ausgabe des neuen DHL Global Connectedness Tracker eindrucksvoll belegt.
Der Grund liegt nicht nur darin, dass der Wohlstand in den Industrieländern auch der Globalisierung zu verdanken ist und dass in den Schwellenländern eine gleichberechtigte Globalisierung die Chance bietet, den Wohlstand der Bevölkerung zu erhöhen. Dies sind zwar überzeugende Argumente für eine weitere Globalisierung und internationale Vernetzung – für viele Produkte ist eine globale Wertschöpfung aber schlichtweg unvermeidlich.
Man denke nur an all die elektronischen Produkte, die auf Computerchips angewiesen sind: Solange seltene Erden nicht in ausreichender Menge in den Böden der norddeutschen Tiefebene, der Bretagne oder des kastilischen Hochlandes ruhen, wird es zum Beispiel kein „rein“ europäisches Tablet geben können – selbst wenn die Chips alle in Europa produziert und die Endgeräte hier zusammengebaut würden, was wiederum weder in naher noch in ferner Zukunft wahrscheinlich ist.

Das Gegenteil einer Deglobalisierung ist der Fall: Unser Wirtschafts- und Gesundheitssystem sowie unser Privatkonsum sind im 21. Jahrhundert auf globale Wertschöpfungsketten angewiesen. Diese Ketten zu durchtrennen ist keine Lösung für die wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit. Vielmehr gilt es, globale Wertschöpfungsketten im Rahmen unternehmerischer ESG-Kriterien fair, sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten, so dass alle Teilnehmer profitieren. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die globale Logistik, die die Lieferketten weltweit am Laufen hält.
Was ist eine globale Wertschöpfungskette? Definition und Bestandteile
Die meisten modernen Endprodukte erfordern eine Vielzahl von Produktionsschritten und Komponenten, die an verschiedenen Orten und in verschiedenen Phasen des Produktionsprozesses anfallen, gewonnen oder hinzugefügt und über globale Liefernetzwerke verteilt werden. Die Summe all dieser Beziehungen sind komplexe und dynamische Organisationssysteme: die globalen Wertschöpfungsketten.
Die globale Wertschöpfungskette stellt die Struktur und Organisation globaler Wertschöpfungsprozesse dar und integriert alle an der Wertschöpfung beteiligten Prozessschritte.
Diese verschiedenen Prozesse im Lebenszyklus eines Produktes sind:
- Konzeption und Design
- Beschaffung der Rohstoffe zum Verbrauch oder zur Weiterverarbeitung
- alle Schritte des Produktionsprozesses (einschließlich Vorprodukte)
- Transport und Lagerung zwischen den einzelnen Zyklusabschnitten (Rohstoffe zur Produktion, Zwischenprodukte etc.)
- Vermarktung und Vertrieb
- Bereitstellung der fertigen Produkte für die Verbraucher:innen (stationärer Handel oder Versand)
- Kundendienst einschließlich Ersatzteilbeschaffung
- Recycling beziehungsweise Entsorgung

Aufbau einer globalen Wertschöpfungskette
Beispiel 1: Banane
Die Banane ist ein einfaches Beispiel, um eine globale Wertschöpfungskette zu veranschaulichen. Die Geschichte der weltweiten Verbreitung der Banane ist eng mit dem Kolonialismus verbunden. Der Kolonialismus ist gewissermaßen eine frühe Form der Globalisierung, wenn auch eine sehr einseitige und unfaire Globalisierung, die die Erzeugerländer von der Wertschöpfung ausgeschlossen hat. Die Grundidee der modernen Globalisierung ist eine andere: dass alle an der Wertschöpfung Beteiligten davon profitieren.
Bei einem Lebensmittel wie der Banane entfallen einige der geschilderten Prozessschritte: Sie muss nicht entworfen werden und bedarf vermutlich auch keines Kundendienstes. Und doch steckt in der globalen Wertschöpfung bei einer Banane mehr, als man auf den ersten Blick vermutet.
Wesentliche Arbeitsschritte sind:
- Anbau und Pflege der Plantagen
- Ernte
- regionale Transporte in den Erzeuger- und Zielländern, globale Distribution
- Vermarktung und Vertrieb durch Erzeugergemeinschaften, Zwischen- und Einzelhändler
- Verkauf im Einzelhandel
- Verwertung über kommunale Bioabfallkonzepte
Weitere Beteiligte sind beispielsweise lokale Wasserwerke, Dienstleister für die Aufzucht und Vermehrung der Setzlinge, Düngemittelerzeuger, Anbieter im Bereich Pflanzenschutz, Etiketten- und Kartonagenhersteller oder Produzenten von Kühlaggregaten für den Transport. Aus einer einfachen Lieferkette wird so ein komplexes Ökosystem, das die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Dies gilt selbst für ein einfaches landwirtschaftliches Produkt.
Beispiel 2: Jeanshose
Textilprodukte erfordern mehr Arbeitsschritte als landwirtschaftliche Erzeugnisse, sind aber nichtsdestotrotz Produkte von relativ geringer Komplexität. Gleichwohl kommen hier entscheidende zusätzliche Stufen hinzu, die bei landwirtschaftlichen Produkten fehlen: Vorprodukte wie Wolle, Baumwolle oder Seide und Zwischenprodukte wie Stoffe und Tücher, aus denen die Kleidungsstücke hergestellt werden. Und hier ist noch gar nicht von Knöpfen oder Reißverschlüssen die Rede. Bei einem Kleidungsstück wie der Jeans bedeutet dies in der Regel nicht nur eine Zunahme der Prozesse, sondern auch eine Zunahme der Prozessstandorte:
- Wertschöpfungsstandort 1: Design der Hose
- Wertschöpfungsstandort 2: Anbau und Ernte der Baumwolle
- Wertschöpfungsstandort 3: Weiterverarbeitung der Baumwolle zu Stoff
- Wertschöpfungsstandort 4: Weiterverarbeitung des Gewebes zur Hose
- Wertschöpfungsstandort 5: Verkauf der Hose an die Endkund:innen
Die Standorte zwei bis vier können identisch sein, sind es aber häufig nicht. Jeder Standort hat wiederum eigene Wertschöpfungsprozesse, die in einem eigenen Wertschöpfungssystem organisiert sind. Die globale Wertschöpfungskette wird immer komplexer.
Beispiel 3: Smartphone
Wie sieht es dann erst bei einem High-Tech-Produkt wie dem Smartphone aus? Die Zahl der Komponenten (Mikrochips, Akku, Mikrofon, Display, Kamera, Lautsprecher, Taschenlampe etc.) spiegelt sich in den Materialien, die bei der Herstellung verwendet werden: Glas, Keramik, Kunststoffe, Metalle wie Platin, Gold, Silber, Kobalt oder Kupfer sowie Erze und seltene Erden.
Die globale Wertschöpfungskette eines Smartphones geht deshalb mit einer Vielzahl von beteiligten Weltregionen und einer Vervielfachung der Prozessschritte einher (vom Bergbau über die Verhüttung bis zur Aufbereitung in Recyclingbetrieben).
Das macht das Smartphone zu einem Globalisierungsprodukt par excellence: Seltene Erden und Erze werden meist in Afrika und/oder Südamerika abgebaut und zum Beispiel in Asien weiterverarbeitet. Dort findet auch die Produktion von Komponenten wie Chips und die Montage der Telefone statt, die unter anderem in Nordamerika entwickelt wurden. Bei der Chipproduktion sind viele asiatische Hersteller auf Maschinen aus Europa angewiesen. Die Endprodukte werden weltweit vertrieben und nach der (oft kurzen) Nutzungszeit kann es vorkommen, dass das Gerät zur Elektronikschrottverwertung nach Afrika zurückkehrt, auf den Kontinent, auf dem zuvor nach Erzen und seltenen Erden für seine Produktion geschürft worden ist.
Die Ressourcen, die hierbei weltweit eingebunden sind, in Entwicklung und Design, Abbau und Verarbeitung, Komponentenfertigung und Montage, Marketing und Vertrieb, Verkauf und Service, Wiederverwertung sowie Lager- und Transportlogistik, bilden ein hochkomplexes Wertschöpfungsnetzwerk, das unter Umständen nicht einmal von den jeweils beteiligten Akteuren vollständig überblickt wird.
Die Zukunft der Globalisierung
Der globalisierungsbedingte Strukturwandel der Weltwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, Millionen von Menschen in Schwellenländern in die industrielle Wertschöpfung einzubeziehen. Diesen Aspekt gilt es zu stärken und die Globalisierung so zu gestalten, dass alle gleichermaßen davon profitieren.
Damit kann verbunden sein, dass Schwellenländer nicht mehr nur Rohstoffe exportieren, sondern zunehmend in die Produktion einsteigen. Ein einfaches Beispiel aus dem Nahrungsmittelsektor: Mehr als die Hälfte des weltweit gehandelten Kakaos kommt aus Westafrika. An der Wertschöpfungskette von Schokolade sind afrikanische Länder aber meist nur als Rohstofflieferanten beteiligt. In der Weiterverarbeitung zu hochwertigen Süßwaren liegt aber oft ein viel größerer Teil der Wertschöpfung. Es bleibt also mehr eigene Wertschöpfung, wenn kakaoerzeugende Länder nicht den Rohstoff Kakao, sondern das Endprodukt Schokolade exportieren – womit sukzessive begonnen wird.

Dadurch entsteht zwar Konkurrenz für etablierte Anbieter, aber die Akzeptanz der Globalisierung kann im globalen Süden durch mehr eigene Wertschöpfung erhöht werden. Faire Bedingungen im Bergbau in Afrika, in der Textilproduktion in Südostasien, auf Plantagen in Südamerika usw. tragen ferner zur Verbesserung der Akzeptanz bei. Die beste Form der Globalisierung ist die, bei der möglichst viele gewinnen.
Globalisierung und Logistik
Bisher ging es vor allem um soziale Verantwortung. Ebenso wichtig ist natürlich die ökologische Nachhaltigkeit, damit die wachsenden internationalen Warenströme nicht zu einem entsprechenden Anstieg der Treibhausgasemissionen führen.
Zwischen jedem einzelnen Prozessschritt in der globalisierten Wertschöpfungskette liegen logistische Schnittstellen. Kund:innen, die online eine Jeans oder ein Smartphone bestellen, nehmen bewusst nur die letzte Meile wahr, wenn ihnen beispielsweise eine Kollegin oder ein Kollege von DHL Post & Paket ein Päckchen übergibt. Dabei können in jedem einzelnen Produkt Abertausende von Kilometern stecken, die einzelne Komponenten zurückgelegt haben: zu Wasser, auf der Straße, der Schiene oder in der Luft.
Eine wichtige Aufgabe der Akteure in der Logistik ist es daher, den ökologischen Fußabdruck eines jeden Kilometers so weit zu reduzieren, dass das Wachstum nur den Grad der Vernetzung, nicht aber den Grad der Umweltbelastung erhöht.
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