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DHL Road Freight Market News – 1. Quartal 2024

Nachdem bereits das Jahr 2023 von schwachen, wirtschaftlichen Entwicklungen geprägt war, schreibt sich diese Tendenz auch im ersten Quartal 2024 fort. Die Stimmung in Europa ist verhalten und auch die kurz- bzw. mittelfristigen Prognosen sind zurückhaltend. In dieser Ausgabe der DHL Road Freight Market News blicken wir auf wichtige Details und Trends der Monate Januar, Februar und März des Jahres 2024. Wo steht die EU-Wirtschaft nach dem ersten Quartal 2024 und wie entwickelt sich der europäische Straßengüterverkehr? Informationen zu den Trends im vierten Quartal 2023 finden Sie in unserer letzten Ausgabe.

Gedämpftes Wirtschaftswachstum in Europa und schwacher Start ins Jahr 2024

Im Jahr 2023 hat sich die Weltwirtschaft trotz diverser Krisen, hoher Inflation und geopolitischer Straffung resilient gezeigt und verzeichnete laut des Internationalen Währungsfonds ein Wachstum von etwa 2,9 Prozent. Diese Resistenz soll sich, Experten nach zu Folge, auch in den kommenden zwei Jahren fortsetzen, in denen jeweils ein globales Wirtschaftswachstum um die 2-3% prognostiziert wird. Dazu wird der Welthandelsorganisation nach zu Folge der globale Warenhandel beitragen,  der gemäß des aktuellen „Goods Trades Barometer“, insbesondere in der ersten Jahreshälfte einige Zuwächse verzeichnen dürfte. Dennoch ist dies nur eine vorsichtig optimistische Annahme, denn der Anstieg des globalen Handels könnte leicht durch regionale Konflikte und geopolitische Spannungen wieder zunichte gemacht werden und damit erneut zu einer deutlichen Hemmung der Wirtschaftsdynamik führen.

Von einer eher eingetrübten Wirtschaftsdynamik lässt sich in Bezug auf die EU sprechen: Nach einem gedämpften Wachstum im Jahr 2023 von etwa 0,5 Prozent, ist die EU-Wirtschaft schwach ins Jahr 2024 gestartet. Auch wenn insgesamt erwartet wird, dass sich das Wachstumstempo ab dem zweiten Halbjahr 2024 beschleunigen wird, liegen die Prognosen für das Gesamtjahr unter 1,0 Prozent. So schätzt die EU Kommission aktuell mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 0,9 Prozent und revidiert damit ihre ursprüngliche Prognose um 0,4 Prozent, während andere Institute, wie S&P Global, die Europäische Zentralbank (EZB) und die KfW Bank, mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 0,8 bzw. 0,6 Prozent rechnen.

Auch wenn Indikatoren, wie bspw. der Einkaufsmanager Index von S&P Global langsam positive Entwicklungen aufzeigen und auf eine Stabilisierung der Geschäftstätigkeiten hinweisen, fällt die für 2024 erwartetet Wiederbelebung der Wirtschaft zunächst also gedämpfter aus, als noch in 2023 erwartet. Dennoch dürfte sich die wirtschaftliche Entwicklung zunehmend stabilisieren, da Reallöhne wachsen und sich der Arbeitsmarkt robust zeigt. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich die Inflation weiter abschwächt, denn niedrigere Preise für Energierohstoffe und eine schwächere Wirtschaftsdynamik setzen die Inflation auf einen Abwärtspfad.

So wird die jährliche Inflation im Euroraum im März auf etwa 2,4% geschätzt, nachdem die Schätzung im Februar noch bei 2,6% lag, und nähert sich damit dem EZB-Ziel von 2 Prozent an. Auch wenn das Auslaufen der Entlastungsmaßnahmen im Energiebereich in vielen Mitgliedsstaaten und die höheren Transportkosten infolge der Handelsstörungen im Roten Meer einen gewissen Preisdruck nach sich ziehen dürften, wird die Inflation vermutlich nicht von ihrem Abwärtstrends abkommen und dürfte damit zur Stabilisierung des Wachstumstempos beitragen. Darauf basierend und gekoppelt mit der Erwartung, dass Banken in diesem Jahr Zinssenkungen veranlassen, was die Investitionsbereitschaft steigern würde, liegen die Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 bei etwa 1,5 – 1,7 Prozent. 

Deutsche Wirtschaft schrumpft – Aufschwung ab zweiter Jahreshälfte erwartet

Im Gegensatz zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der EU, ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 um etwa 0,3 Prozent geschrumpft. Nach diesem Rückgang deuteten Frühindikatoren zu Beginn des 1. Quartals noch keine deutliche Belebung an, denn die Stimmung der Verbraucher / innen und in den Unternehmen hatte sich zunächst weitestgehend eingetrübt.

Faktoren, wie die außenwirtschaftliche Nachfrageschwäche, Streiks sowie geopolitische Spannungen und damit verbundene Verzögerungen bei Lieferketten belasten die konjunkturelle Entwicklung erheblich. Hinzu kommt die Haushaltskrise und die damit verbundene Unsicherheit sowohl in Unternehmen als auch in privaten Haushalten –  Nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im November 2023 hat die Finanzpolitik zu Jahresbeginn einen Bundeshaushalt für das laufende Jahr verabschiedet und dabei ihren restriktiven Kurs verschärft: Unternehmen und Haushalte werden mehr belastet oder weniger entlastet, und die Staatsausgaben werden gekürzt, wodurch sich die Investitionsbereitschaft deutlich reduziert hat. Aufgrund dessen nimmt bspw. das ifo Institut an, dass die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal ihren Rückgang fortgesetzt hat und im Vergleich zum Vorquartal um weitere 0,1 Prozent gesunken ist, wodurch sich die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr 2023 / 2024 in einer Rezession befindet.

Im Hinblick auf das Jahr 2024 insgesamt, wird erwartet, dass das Wirtschaftswachstum nur marginal ausfallen wird. So prognostizieren bspw. die OECD und die EU Kommission, dass die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent wachsen werde und liegen damit schon am oberen Ende der aktuellen Schätzungen. Während die Bundesregierung selbst annimmt, dass das reale BIP lediglich um 0,2 Prozent steigen wird, liegen die aktuellen Erwartungen hinsichtlich des Zuwachses der Wirtschaftsleistung der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands, darunter das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sowie das Kiel Institut für Weltwirtschaft, bei 0,1 Prozent - ein Rückgang um 1,2 Prozent im Vergleich zum Herbstgutachten.

Dennoch schätzen die Experten, dass der konjunkturelle Tiefpunkt mit dem ersten Quartal 2024 durchschritten sein dürfte und für den weiteren Jahresverlauf, mit moderat positiven Wachstumsraten zu rechnen ist. Während das Auslandsgeschäft aller Voraussicht nach weiter stagnieren und erst im nächsten Jahr wieder merklich anziehen wird, werden Wachstumsimpulse insbesondere von den privaten Konsumausgaben ausgehen.

Der GfK Konsumklimaindex zeigt allerdings, dass sich die Verbraucherstimmung nur marginal aufhellt, denn die Konsumneigung wird durch die Verunsicherung der Verbraucher hinsichtlich diverser Krisen nach wie vor gehemmt. Um den privaten Konsum zu steigern, ist es also essentiell, dass Verbraucher wieder mehr Planungssicherheit erhalten und bereit sind, Investitionen zu tätigen.

Sinkende Inflationsraten schüren Optimismus - andere Risiken bleiben bestehen

Gute Voraussetzungen, die zur Steigerung privater Konsumausgaben führen, bilden der stabile Arbeitsmarkt, die realen Einkommenszuwächse und rückläufige Inflationsraten. Diese wird nach aktuellen Schätzungen der Bundesbank und des ifo Instituts im Jahr 2024 bei etwa 2,5 Prozent liegen und in 2025 auf 1,6 Prozent sinken.

Neben der sinkenden Inflationsrate sind weitere Entwicklungen sichtbar, die einen optimistischen Blick auf das Gesamtjahr zulassen: So ist beispielsweise der ifo Geschäftsklimaindex im März auf 87,8 Punkte gestiegen (85,7 Punkte im Februar) und zeigt damit eine deutlich weniger pessimistische Erwartung seitens der Unternehmen auf. Auch die Erwartungen hinsichtlich der Exportleistungen haben sich im Vergleich zu Februar deutlich verbessert. Lagen die ifo Exporterwartungen im Februar noch bei -7,0 Punkten, stiegen sie im März auf -1,7 Punkte an. Dem zu Grunde liegen die Erwartungen eines ansteigenden Welthandels, von dem die deutsche Wirtschaft hofft zu profitieren.

Darauf basierend fallen auch die Prognosen für das Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 deutlich positiver aus. In Abhängigkeit der fortwährenden Wirtschaftspolitik, außenwirtschaftlicher Impulse sowie der Investitionstätigkeit, die durch eventuelle Zinsrückgänge befeuert werden, belaufen sich die BIP-Prognosen für das Jahr 2025 aktuell auf etwa 1,4 Prozent.
Dennoch sind auch hier diverse Unsicherheiten und Risikofaktoren nicht außer Acht zu lassen. Neben der Tatsache, dass sich eine Intensivierung der geopolitischen Spannungen auf die Entwicklung der Energiepreise auswirken könnte, geht ein weiteres Risiko von der derzeitigen Wirtschafts- und Finanzpolitik aus: Vor dem Hintergrund der derzeitigen Haushaltssituation sowie vor allem im Hinblick auf die vorrausichtlich schwierigen Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2025 ist es nicht unwahrscheinlich, dass dringend nötige Reformen nur zögerlich in Angriff genommen werden. Dieser Stillstand und die Unsicherheit über wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen lähmen die Konjunktur und hemmen das langfristige Wachstum, da Ausgaben für Investitionen und Konsum zurückgehalten werden. Sollte sich die Unsicherheit nicht auflösen, dürfte die erwartete Erholung weiter in die Ferne rücken.

Entwicklungen im Straßengüterverkehrsmarkt

Das eingetrübte Konsumklima und die lähmende Geschäftstätigkeit innerhalb der EU ist nicht spurlos am Straßengüterverkehrsmarkt vorbeigegangen, denn das Jahr 2023 war insgesamt von einem deutlichen Volumenrückgang geprägt, welches auch in 2024 weiter anhält. Diese Entwicklung spiegelt sich auch insgesamt innerhalb des Geschäftsklimas der Verlader und Logistikdienstleister wider. So zeigt beispielsweise eine Studie der Bundesvereinigung Logistik (BVL), dass sich die Gesamtstimmung im Wirtschaftsbereich Logistik signifikant verschlechtert hat und sich auf einem ähnlichen Niveau befindet, wie zuletzt nach dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008.

Trotz der negativen Nachfrageentwicklung wiesen Kapazitätsindizes für das Jahr 2023 eine kontinuierliche Knappheit an verfügbarem Laderaum auf, wenngleich dies auch darauf zurückzuführen ist, dass Transporteure ihre LKW-Flotte teilweise reduziert haben und damit weniger Laderaum anboten als in den Jahren zuvor. Per Q1 diesen Jahres liegt, laut TIMOCOM, die Nachfrage nach Laderaum oberhalb der Vorjahreswerte und befindet sich mit einem Verhältnis von Fracht zu Laderaum von 72:28 im März nicht nur deutlich über dem Wert des Vorjahres (49:51), sondern auch über dem Wert aus Februar 2024 (63:37). Erfahrungsgemäß steigt der Transportbedarf zu dieser Jahreszeit in Verbindung mit Ostern und dem Frühlingsanfang regulär, worauf diese Entwicklung zurückzuführen ist. TIMOCOM erwartet sogar, dass die Nachfrage nach Transportkapazitäten europaweit auf einem stabilen Niveau bleiben wird, was sich auch in den Frachtpreisen niederschlagen wird.

Zunehmender Kostendruck führt zu hohen Frachtraten

Schätzungen nach werden die Transportpreise weiter steigen oder zumindest auf hohem Niveau verharren. Denn obwohl sich der Dieselpreis wieder auf einem moderaten Niveau eingependelt hat und im März der Wert für die 27 europäischen Mitgliedsstaaten im gewichtete Mittel bei 1,68€ pro Liter liegt, treiben wachsende Energie- und Versicherungskosten sowie andere Zusatzkosten die Kosten weiter nach oben. Auch die Einführung neuer Lkw-Mautsätze in Deutschland zum 1. Dezember 2023 und die Ausweitung der Mautpflicht auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht wird einen weiteren Kostenschub mit sich bringen. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass sich die Teilnehmer innerhalb des Straßentransportmarktes zunehmend mit grünen Technologien auseinandersetzen und Investitionen dahingehen tätigen werden, die refinanziert werden müssen.

Die Marktlage zusammengefasst

Im Hinblick auf gedämpfte Konsumstimmung und währender Unsicherheiten hinsichtlich finanzpolitischer und geopolitischer Entwicklungen, wird in diesem Jahr kaum von einer wirtschaftlichen Erholung auszugehen sein, auch wenn es durchaus positive Signale gibt. Mit weiter sinkenden Inflationsraten und einer zunehmenden Dynamik des Welthandels, kann aktuell zumindest ab der zweiten Jahreshälfte mit einem moderaten Wirtschaftswachstum gerechnet werden.

Dies wird unmittelbar zur Folge haben, dass die Mengen innerhalb des Straßentransportsektors vermutlich erst ab der zweiten Jahreshälfte zunehmen werden,  während die Frachtraten weiterhin auf hohem Niveau verharren werden.

Ausblick auf die weitere Entwicklung

Insgesamt ist nicht außer Acht zu lassen, dass Prognosen angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen und der Gefahr einer weiteren Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten mit Unwägbarkeiten behaftet sind. Sollte es neben der Seewegs-Unterbrechung im Roten Meer noch zu weiteren Störungen kommen, sind Versorgungsengpässe nicht auszuschließen, die die Produktion bremsen und Preise damit in die Höhe schießen lassen könnten. Zumindest für die erste Jahreshälfte ist damit zu rechnen, dass die wirtschaftliche Situation auf niedrigem Niveau verharren wird.

Im Rahmen des nächsten Updates, welches Anfang Juli 2024 erscheint, werden die Marktgeschehnisse des zweiten Quartals 2024 und die damit einhergehenden Implikationen auf den Straßentransportmarkt beleuchtet, um weiterhin eine offene und transparente Kommunikation sicherzustellen, die für DHL Freight oberste Priorität hat.

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