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Chance, nicht Bedrohung

Der 34. Deutsche Logistik-Kongress thematisierte Digitalisierung als Veränderung im Denken und Agieren. Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Post DHL Group, schlug in seiner Keynote einen Bogen von der Produktion bis zur Unternehmenskultur. Uwe Brinks, CEO DHL Freight, stellte im Sofa-Talk der DVZ die gestärkte Position des Kunden heraus.

Digitalisierung ist kein Hype, sondern längst gelebter Alltag der meisten Menschen. Privat und am Arbeitsplatz – sie ist spürbar. Dabei sind nicht nur das aktuellste Smartphone in der Hand oder der flexibelste Roboter im Lager gemeint. Digitalisierung bedeutet vielmehr auch ein Wechsel im Denken und Handeln: kundennäher, schneller und teamorientierter. Nicht umsonst war das Motto des Kongresses „Neues denken − Digitales leben“.

34. Deutscher Logistik-Kongress

Der Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) fand vom 25. bis 27. Oktober 2017 in Berlin statt. Unter dem Motto „Neues denken − Digitales leben“ versammelten sich über 3.400 Teilnehmer, 130 Redner und circa 200 Fachjournalisten um abzuklopfen, wie die Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft verändert, welche Impulse es für neue Produkte und Dienstleistungen sowie Produktivitätsfortschritte gibt. Der Kongress beschäftigte sich dabei nicht nur mit den digitalen Technologien sondern vor allem auch mit den Strukturen, die agiles und kreatives Arbeiten fördern.

Die BVL ist mit ihren mehr als 11.000 Mitgliedern ein Netzwerk für den Austausch aller Aspekte von Supply Chain Management und Logistik.

Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender Deutsche Post DHL Group, bei seiner Keynote im Rahmen der Eröffnung des 34. Kongress der Bundesvereinigung Logistik. [Foto: BVL/Kai Bublitz]
Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender Deutsche Post DHL Group, bei seiner Keynote im Rahmen der Eröffnung des 34. Kongress der Bundesvereinigung Logistik. [Foto: BVL/Kai Bublitz]

Frank Appel beschrieb in seiner Keynote die Digitalisierung als einen globalen Zukunftsmotor par excellence auch für die Logistik. Denn Technologien und digitale Geschäftsmodelle verändern sie von Grund auf. Für die Player im Markt heißt das, routinierte Abläufe in Frage stellen und Logistik neu zu denken. Wer dies wagt, wird die Digitalisierung als Chance und nicht als Bedrohung erleben. Denn sie macht Produktivitätsgewinne durch schlanke Prozesse möglich. Digitale Plattformen und Services schaffen mehr Transparenz und Interaktionsmöglichkeiten für die Kunden. Moderne Arbeitswelten mit flachen Hierarchien kommen den Erwartungen junger Arbeitnehmer entgegen und sind ein Plus beim War for Talents.

Frank Appel: Auf Veränderungen einlassen

Der Chef des weltgrößten Logistikers gliederte die digitale Transformation in drei Aktionsfelder (s. auch Kasten):

  1. Nutzung neuer Technologien für kleinere Innovationen innerhalb der bestehenden Geschäftsmodelle
  2. Erweiterung des Geschäfts durch einzelne große, oft disruptive Innovationen
  3. Eine veränderte Unternehmenskultur die neue Freiräume und neue Fähigkeiten erfordert.

„Ohne begleitenden kulturellen Wandel kann digitale Transformation nicht gelingen. Eine agile Organisation braucht die Bereitschaft, zu ständigem Lernen und ein neues Verständnis von Führung mit einer Kultur der Fehlertoleranz und des hierarchiefreien Dialogs“, so Frank Appel.

Uwe Brinks: Der Kunde entscheidet

Uwe Brinks, CEI DHL Freight (li.) wird von Robert Kümmerlen, Mitglied der DVZ-Chefredaktion, auf dem allseits bekannten roten Sofa des DVZ-Messestandes befragt. [Foto: DHL]
Uwe Brinks, CEO DHL Freight (li.) wird von Robert Kümmerlen, Mitglied der DVZ-Chefredaktion, auf dem allseits bekannten roten Sofa des DVZ-Messestandes befragt. [Foto: DHL]

Als Talk-Gast auf dem roten Sofa der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ) stellte Uwe Brinks, CEO DHL Freight klar, dass künftig der Kunde wesentlich über die Lieferung bestimmt. Im B2C-Bereich sind das etwa Lieferzeit und Abgabeort. Auch im B2B-Sektor lässt sich mit Mehrleistungen, die Kunden direkt zugutekommen, punkten. „Bei uns geht das Eurapid-Sendungsvolumen stetig nach oben“, so Brinks. Das Premiumprodukt für Stückgut (LTL) ist für 105 Regionen in 22 Ländern Europas verfügbar. Kunden profitieren durch sehr schnelle und taggenaue Lieferzeiten. „Auch unsere Frachtenbörse Saloodo! ist bei Versendern und Spediteuren stark nachgefragt. Die einen finden bequem einen Transporteur, die anderen lasten ihre Lkw optimal aus. Eine Win-win-Situation für beide“, erläutert Uwe Brinks. „Dabei gilt auch, ohne digitale Tools wären weder Eurapid noch Saloodo! realisierbar.“

Das ganze Gespräch auf dem roten Sofa:

Beispiele digitaler Innovationen bei der Deutsche Post DHL Group

  1. Kleinere Innovationen
    - Data Analytics sorgt für bessere Prozesse
    - Kofferraum als mobile Zustelladresse für Pakete
    - Drohnen als Inventurhilfe und Zustelloption für entlegene
    - Regionen
    - PostBOT als Transporthilfe bei der Zustellung
    - Kollaborative Roboter für das Co-Packing
    - Datenbrillen für mehr Effizienz in der Kommissionierung
  2. Große geschäftserweiternde Innovationen
    - Strategische Partnerschaften (etwa mit Plug and Play, einer
    - globalen Start-up- und Venture-Funding-Platform), sorgen für
    - Technologie-Impulse von außen
    - Interne Mitarbeiterprogramme (z. B. Start-up Lab) geben
    - Impulse für neue Ideen von innen
    - Der E-Transporter StreetScooter – inzwischen über 3.400
    - Fahrzuege in Betrieb – setzt starke Akzente bei der
    - Elektromobilität in Deutschland.
    - Die Online-Frachtplattform Saloodo! bildet einen
    -professionellen Transportmarktplatz für Logistiker.
  3. Kultur und Fähigkeiten
    - Mitarbeiter werden zu zertifizierten Spezialisten (Ziel: bis
    - 2020 sind mehr als 80 Prozent aller DPDHL-Beschäftigten
    - zertifiziert)

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