Griechenland traf es in der Finanzkrise 2008 und der anschließenden Staatsschuldenkrise richtig hart: Die Wirtschaftsleistung sank um rund ein Viertel. Um unter diesen Rahmenbedingungen ökonomisch bestehen zu können, mussten Logistikunternehmen innovativ denken. DHL Freight investierte, anstatt zu sparen – und lag damit richtig.
Der griechische Logistikmarkt zählte in den vergangenen zehn Jahren ohne Zweifel zu den schwierigsten Geschäftsfeldern Europas. Schuldenkrise, Euro-Rettungsschirm, Sparmaßnahmen – all das führte zu einem massiven Einbruch der Wirtschaft. Dadurch ging auch die Nachfrage nach Transportdienstleistungen rapide zurück. Und das traf natürlich auch das Geschäft von DHL Freight in Griechenland. Der Spezialist für Straßengüterverkehr reagierte aber nicht mit massiven Ausgabenkürzungen, sondern investierte offensiv in die Erschließung neuer Geschäftsfelder.
Das große Pfund, mit dem das Unternehmen unter den komplizierten Rahmenbedingungen wuchern konnte, war die Zugehörigkeit zum weltgrößten Logistikkonzern Deutsche Post DHL Group. DHL Freight suchte den Schulterschluss mit den anderen Geschäftseinheiten, Messeauftritte und Vertriebsaktionen wurden übergreifend koordiniert und, wo möglich, verbundene Angebote gestaltet. „In den unsicheren Zeiten konnten wir uns, dank der starken Marke im Rücken, als sicherer und verlässlicher Partner unserer Kunden präsentieren. Das so geschaffene Vertrauen hatte positive Auswirkungen für alle Bereiche“, sagt Stefanos Agiopoulos, Country Marketing & Sales Manager DHL Global Forwarding, Freight Griechenland.
Neue Märkte erschließen
Den sich verändernden Anforderungen begegnete das Team am Hellespont außerdem mit Investitionen in die Infrastruktur. 2011 eröffnete ein neues Terminal in Heraklion, das sich schon zwei Jahre später amortisiert hatte. 2012 folgte die Integration der griechischen Niederlassungen in das Netzwerk von DHL Cold Chain. Dadurch ist ein Versand von Arzneimitteln und Medizinprodukten nach den EU-Richtlinien der „guten Vertriebspraxis“ (GDP) jederzeit möglich.
Das Angebot kam bestens an, macht heute einen erheblichen Anteil der Sendungsmengen aus und ebnete zusätzlich den Weg für eine Expansion auch im Bereich klimaempfindlicher Lebensmitteltransporte. Vertriebsseitig konzentrierten sich die Logistikexperten deutlich stärker als bis dahin auf kleine und mittelständische Unternehmen. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Erholung der griechischen Wirtschaft zu einem erheblichen Teil von KMU getragen wird. Und lagen damit genau richtig“, stellt Stefanos Agiopoulos fest.
Folgerichtiger Zusammenschluss
Die enge, bereichsübergreifende Zusammenarbeit während der Krisenjahre mündete 2015 in die Vereinigung der Bereiche Land-, See-, Luftfracht unter einem Dach als DHL Global Forwarding, Freight Hellas SA (DGFF). Damit ist es noch einmal deutlich einfacher geworden, Logistikleistungen aus einem Guss anzubieten. Die Kombination aus Straßen- und Seetransport macht auch die Eröffnung komplexer Routen zur Inselwelt des östlichen Mittelmeers möglich.
Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Verbindung nach Zypern: Fracht aus dem nordeuropäischen Raum benötigt auf dieser Route im Vergleich zum konventionellen Versand per Seeschiff nur die Hälfte der Zeit. Auch direkte Seerouten nach Italien sind inzwischen Bestandteil des Verbindungsnetzes. Die Ladungen gelangen so auf schnellstem Wege auch in den Süden der Apenninen-Halbinsel, ohne dass ein Umladen nötig wird.
Erfolgsbilanz
Das Ergebnis bestätigt die im Vergleich zur Gesamtentwicklung des griechischen Marktes antizyklische Geschäftspolitik. In 2017 standen 42 Millionen Euro Umsatz zu Buche, dies bei einer stabilen Position im Markt. Besonders augenfällig wird der Erfolg bei einer Betrachtung der Umsätze von DHL Freight auf dem Höhepunkt der Krisenjahre, also vor dem Zusammenschluss zu DGFF. Von 2009 bis 2014 gab es hier eine mehr als deutliche Steigerung von rund 15 Millionen auf knapp 25 Millionen Euro.
Aktuell arbeiten an sechs Standorten in ganz Griechenland 104 Mitarbeiter für DGFF. Sie schlugen im vergangenen Jahr 62.520 Sendungen mit einem Gewicht von 412.000 Tonnen um. Die Richtung stimmt also! Das Angebot für die Kunden umfasst die gesamte Palette an Straßen-, Luft- und Seetransportleistungen und den Bereich Kontraktlogistik. „Natürlich funktioniert eine solche Entwicklung nur, wenn alle Mitarbeiter hoch motiviert bei der Sache sind. In dieser Hinsicht waren wir in Griechenland hervorragend aufgestellt und konnten ruhigen Gewissens einen Kurs fahren, der sicher nicht ganz ohne Risiko war. Aber wir haben die Wirtschaftskrise bewältigt, die Transformation von zwei verschiedenen Geschäftseinheiten zu einem einzigen Unternehmen bestens hinbekommen und sind auf einem guten Wege, bis 2020 die Nummer eins auf dem griechischen Transportmarkt zu werden“, ist sich Stefanos Agiopoulos sicher.