Polen investiert massiv in seine Verkehrsinfrastruktur und wird sich damit im Logistics Performance Index weiter nach oben arbeiten.
Der Intermodalverkehr steht im Fokus
Polen stellt ein bedeutendes Transitland in Europa dar. Der Baltikum-Adria-Korridor verbindet die polnischen Ostseehäfen mit Ostmitteleuropa, Österreich und Italien. Der Nordsee-Baltikum-Korridor ist eine wichtige Verkehrsader, beispielsweise zwischen Antwerpen, Hamburg, Warschau, Tallinn und Helsinki. Kein Wunder, dass der Intermodalverkehr einen Schwerpunkt der aktuellen Infrastrukturinvestitionen in Polen bildet. Wie Germany Trade & Invest berichtet, bringen das staatliche Centre for EU Transport Projects und Unternehmen gemeinsam 582 Millionen Euro auf, um beispielsweise
- Terminals in Kutno, Brezg Dolny, Gleiwitz und Lodz-Olechow auszubauen,
- mehr Fracht von der Schiene auf die Straße zu bringen, etwa durch die Anschaffung von mehr als 3.400 Waggons für den Container-Transport,
- die Schienenverbindungen zu den Häfen zu verbessern und
- die Kapazitäten der Bahn-Verladeterminals zu steigern.
Zudem vergrößert Polen seine Hafenkapazitäten:
- Bei Gdansk soll ein neuer Hafen mit rund 1.400 Hektar Wasserfläche und 410 Hektar Landfläche, neun Terminals, vier Schiffswendeplätzen und drei Wasserstraßen entstehen. Die Fertigstellung der ersten Terminals ist für 2029 vorgesehen.
- Der Hafen von Gdynia wird größer. Der zentrale Teil dieses Vorhabens ist ein neues Terminal mit einer Jahreskapazität von 2,5 Millionen Standardcontainern.
- Platz für die Größten: Der Außenhafen von Swinoujscie erhält ein Tiefwasser-Containerterminal, der auch für die größten Frachtschiffe der Ostsee geeignet ist.
Polen macht sich fit für seine Lage an der neuen Seidenstraße
Unter anderem, weil der kürzeste Landweg von China nach Westeuropa durch Polen führt, erhält das Land durch Chinas größtes Infrastrukturprojekt, die neue Seidenstraße, eine strategische Bedeutung im internationalen Warenverkehr. Besonderes Augenmerk erhalten daher die folgenden Vorhaben:
- Der Ausbau des Umschlagsterminals Malaszewicze nahe der Grenze zu Belarus: Er ist schon jetzt eines der größten multimodalen EU-Logistikzentren. Hier werden die Spurbreiten und die Stromsysteme gewechselt. Die Kapazitäten des Terminals sollen massiv steigen sowie darüber hinaus intermodale Güterwagen und Mehrsystem-Lokomotiven angeschafft werden.
- Die Grenzabfertigung beschleunigen: Dazu dient beispielsweise das Vorhaben, den Übergang zu Belarus in Terespol auszubauen, um die Kapazität von derzeit 14 Güterzügen am Tag auf 40 bis 50 zu steigern.
- Neue Gleise und Verbindungen: Zwischen 2014 und 2023 stehen staatliche Mittel von 20 Milliarden Euro zur Verfügung, um Gleise zu modernisieren und die Geschwindigkeiten der Güterzüge zu erhöhen. Die neue deutsch-polnisch betriebene Bahnverbindung zwischen Duisburg und Poznan, die im September 2019 eröffnet werden soll, dient als Pilotprojekt für weitere Strecken bis nach Kaunas in Litauen.
Auch der innereuropäische Handel nimmt zu
Das erhöhte Verkehrsaufkommen im Trimarium ist ein weiterer Treiber für Polens Logistikinitiativen. Der auch Drei-Meere-Initiative genannte Verbund aus zwölf östlichen EU-Ländern entstand 2015. Polen ist einer der Gründer.
Nicht zuletzt sind die Erwartungen internationaler Investoren an Polen positiv, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer ergab. Mehr als jeder dritte möchte in diesem Jahr die dortigen Investitionsausgaben steigern; rund 95 Prozent würden Polen wieder als Investitionsstandort wählen. Indes: Zu den Top-Five-Standortfaktoren Polens zählt nicht die Infrastruktur.
Das ist beim Blick der polnischen Investoren auf Deutschland anders: Die Infrastruktur einschließlich Kommunikation, IT und Energie schneidet als bester Standortfaktor ab. Die Hälfte der Befragungsteilnehmer auf polnischer Seite plant mehr Investitionen in Deutschland als im Vorjahr.
Im deutsch-polnischen Ländervergleich des Logistic Performance Indexes klafft vor allem in puncto Infrastruktur und Zoll ein Abstand zwischen der Logistikqualität. Indes, er wird geringer: Polen rangiert derzeit auf Platz 28 des Indexes und verbesserte sich damit um 5 Plätze im Vergleich zu 2016; Deutschland hielt sich auf Platz .1