Wo stelle ich heute meinen Truck ab? Die Parkplatzsuche wird für Europas Lkw-Fahrer täglich zum Negativerlebnis. Eine aktuelle Studie zeigt potenzielle Lösungsansätze auf.
Von Januar bis November 2017 wuchs der Markt für schwere Lkw in der EU im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 3,9 Prozent. Allein in Deutschland bewegen sich momentan rund drei Millionen Lkw über die Landstraßen und Autobahnen. Zum Dauerbrenner-Problem ist inzwischen die Parkplatzsuche geworden. Fahrer müssen ihre Ruhezeiten strikt einhalten, sind aber oft Stunden auf der Suche nach einer geeigneten Stellfläche. Zwar urteilte der Europäische Gerichtshof nach jahrelangem Rechtsstreit im Dezember, dass Lkw-Fahrer ihre regelmäßige wöchentliche Ruhezeit nicht im Fahrzeug verbringen dürfen, doch die Fahrzeugführer müssen ihre Lkw auch dann auf Parkplätzen abstellen, wenn sie in Hostels oder Hotels rasten. Ergebnis: Lange Lkw-Reihen, die bis auf die Autobahnen reichen, überfüllte Rastanlagen und ruhende Lkw in Innenstädten. Und: Der rasante Anstieg an zugelassenen Nutzfahrzeugen in der EU prognostiziert eine Verschlimmerung der Problematik.
Die Universität Duisburg-Essen hat in der Studie „Ruhende Verkehre richtig steuern“ gemeinsam mit der IHK Niederrhein eine Bestandsaufnahme der Situation gemacht und Empfehlungen und Lösungsansätze entwickelt. Kernproblematik ist und bleibt die Tatsache, dass sowohl Kommunen als auch Gewerbetreibende vor der großen Aufgabe stehen, die Massen an parkbedürftigen Lkw zu beherbergen – schließlich verbringt ein Lkw-Fahrer viele Stunden pro Tag stehend, um seine vorgegebenen Ruhezeiten einzuhalten.
Shared Parking bringt nur bedingt Erleichterung
Die Studienautoren geben konkrete Empfehlungen: Anforderung an Land und Bund ist neben dem Ausbau von Lkw-Stellflächen an Rastplätzen entlang der Bundesautobahnen auch eine Offenheit gegenüber öffentlich-privaten Partnerschaftsmodellen wie zum Beispiel dem Ausbau von Parkplätzen auf Autohöfen. Auch die Kommunen und Kreise müssen sich dem Problem langfristig stellen. Die verstärkte Kontrolle von Parkbestimmungen in Privat- und Gewerbegebieten, sowie die Optimierung von Beschilderungen im Lokalgebiet sind nur einige der erforderlichen Maßnahmen.
Eine weitere Option ist das sogenannte Shared Parking, bei dem Betriebe ihren bestehenden Parkraum für Nutzfahrzeuge teilen. Wird in einem Unternehmen kurzfristig Parkraum frei, kann dieser als verfügbar kommuniziert und somit anderen Fahrern zur Verfügung gestellt werden.
„Langfristig geht es aber natürlich darum, neuen zusätzlichen Parkraum zu schaffen“, stellt Prof. Dr. Bernd Noche vom Zentrum für Logistik und Verkehr der Universität Duisburg-Essen klar, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Hohe Kosten drohen
Peter Brandtner, Country Security Manager DHL Freight Germany & Austria, hält das Shared Parking für einen guten Lösungsansatz, hat jedoch Zweifel an der Umsetzung und befürchtet Zusatzkosten für die Unternehmen: „An unseren 40 Niederlassungen in Deutschland haben wir neben den schon begrenzten Parkmöglichkeiten zum Beispiel keinerlei sanitäre Einrichtungen, die die betriebsfremden Fahrer nutzen können. Denn Terminals werden in der Regel so gebaut, dass eine 100-prozentige eigene Auslastung erreicht wird. Zudem stellt sich die Frage, wer die Haftung für diese Fahrer und abgestellte Aufleger mit Ware übernimmt. Damit sich die Kosten einer dann zwingend notwendigen Security rechnen müssen enorm viele Fahrzeuge auf unserer Anlage parken.“