Am 22. April 2016 startete die Zeichnungsfrist für den neuen Weltklimavertrag. Er wird die Rahmenbedingungen für Transport und Logistik beeinflussen. Die Einhaltung niedrigerer CO2-Emissionen ist für Logistiker Herausforderung und Chance zugleich.
Das Datum hätte besser nicht gewählt sein können. Der 22. April ist der von den Vereinten Nationen festgelegte „Tag der Erde“, ein idealer Termin für die feierliche Zeremonie zum Beginn der Zeichnungsfrist. Inzwischen haben weit über 170 Nationen und die Europäische Union das Abkommen unterzeichnet, einige sogar schon die Ratifizierungsdokumente hinterlegt. Die Chance ist groß, dass der Weltklimavertrag 2020 in Kraft treten kann. Mit dem Abkommen will die Weltgemeinschaft die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Die Werte beziehen sich dabei auf das vorindustrielle Niveau.
Potenzial und Programm
Auch wenn Verkehr, Transport oder Logistik im Übereinkommen nicht ausdrücklich genannt werden: Das Reduktionsziel wird nur erreicht werden können, wenn auch die Emissionen des Logistiksektors spürbar sinken. Das ist machbar, denn sowohl in den Transportmitteln selber als auch in den Prozessen liegt noch immer viel Reduktionspotenzial. „Die Deutsche Post DHL Group hat dieses Potenzial früh erkannt und die seit langem vorangetriebenen Aktivitäten zum Schutze der Umwelt schon 2008 im GoGreen-Programm gebündelt“, erklärt Christoph Schönwandt, Head of Strategy & GoGreen DHL Freight. Bis 2020 will der Konzern die CO2-Effizienz der eigenen Transportdienstleistungen um 30 Prozent gegenüber dem Wert von 2007 steigern. „2015 konnten wir ein wichtiges Zwischenziel erreichen: eine Effizienzsteigerung um 25 Prozent. Wir sind damit auf einem sehr guten Weg.“
Energie und Effizienz
DHL Freight hat ein Bündel konkreter Maßnahmen geschnürt. So testet der Logistiker bei Fahrzeugen bereits den Einsatz alternativer Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Auch Hybridantriebe sind eine Option. Hinzu kommen eine besonders aerodynamische Lkw-Gestaltung und modifizierte Motoren. In Gebäuden achtet das Unternehmen auf Energie-Kontrollsysteme sowie eine effiziente Beheizung. Die Nutzung von Tageslicht, Regenwasser und Strom aus erneuerbaren Energien trägt außerdem zur Verkleinerung des CO2-Fußabdrucks bei. Auch die Netzwerkplanung eignet sich gut, um CO2-Effizienz umzusetzen. Die Optionen reichen von Maßnahmen zur Erhöhung der Auslastung bis zur Reduzierung der Streckenlängen durch geschickte Standortplanung. „Auch wenn die wenigsten das Thema Netzwerkoptimierung spontan mit GoGreen in Verbindung bringen würden, liegen gerade darin enorme Verbesserungsmöglichkeiten sowohl auf der Umwelt- als auch auf der Kostenseite“, erläutert Schönwandt, „Natürlich stehen wir unseren Geschäftspartnern zur Seite, wenn sie ihre Prozesse nachhaltiger gestalten möchten.“
Kunden und Kosten
Das Paris-Abkommen kann sogar Impulse geben, um Kundennähe und Kosteneffizienz gleichzeitig zu erreichen: So helfen grüne Transportlösungen den Logistikkunden dabei, ihre Umweltschutzziele zu erreichen. Denn sie lassen sich häufig schneller umsetzen als die ökologische Optimierung ihrer Produktionsprozesse.
Die Logistiker selber profitieren vom niedrigen Ressourcenverbrauch – eine direkte Kosteneinsparung. Aktiv hohe eigene Umweltstandards zu definieren und einzuhalten ist zudem eine gute Absicherung für regulatorische Veränderungen. „Grüne Innovationen können sogar den Erhalt von Geschäftsfeldern sichern“, resümiert Christoph Schönwandt. „Aufgrund der Feinstaub-Emissionen ist damit zu rechnen, dass konventionelle Fahrzeuge mittelfristig aus immer mehr Innenstädten verbannt werden. Nur wer die höchsten Umweltstandards erfüllt kann dann noch liefern.“