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Nahrungsmittelverschwendung: Alles Müll oder was?

Die Weltbevölkerung wächst und wächst. Fast 7,6 Milliarden Menschen leben auf der Erde, entsprechend nimmt der Nahrungsbedarf zu. Trotzdem wandern enorme Mengen Lebensmittel in den Müll. Intelligente Logistiklösungen können helfen!

Alleine in der Europäischen Union landen jedes Jahr Esswaren im Wert von 143 Milliarden Euro auf dem Abfallhaufen. Die Ursachen: Die Nahrungsmittel sind überreif, zu lange unterwegs oder falsch gelagert, haben eine ungewohnte Form oder Farbe oder entsprechen den gesetzlichen Vorschriften zu Hygiene und Konsumierbarkeit nicht. Fälle wie der Kölner Rentner, der sich kürzlich vor Gericht wiederfand, weil er 35 Pakete abgelaufenen Kaffee aus dem Müllcontainer eines Supermarktes holte, verursachen zu Recht einige Aufregung. Eine ständig zunehmende Weltbevölkerung wird sich diese Verschwendung auf Dauer kaum leisten können.

Verluste in der Lieferkette

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Nach den Erkenntnissen des EU-Forschungsprojektes FUSIONS zum Thema Nahrungsmittelverschwendung gehen 14 Prozent der weltweiten Lebensmittelverluste auf Ereignisse während des Transports zurück. Angesichts von 88 Millionen Tonnen Nahrung, die alleine in der Europäischen Union jedes Jahr auf den Müll geworfen werden, bringen selbst kleinste Verbesserungen hier deutliche Ergebnisse. Und der Weg vom Feld auf den Teller ist vielfach sehr lang, nicht zuletzt weil der Verbraucher Saisonerzeugnisse 365 Tage im Jahr zur Verfügung haben möchte. Einzelne Produkte sind sogar sechs Wochen unterwegs und nahezu ständig wird dabei aussortiert und weggeschmissen.

Digitale Lösungen für die Lebensmittellogistik

Ohne eine koordinierte Logistikstrategie aller Beteiligten – von den Erzeugern über die Großhändler und Transporteure bis hin zu den Einzelhändlern – wird sich kaum etwas verbessern lassen. „Wenn wir diese 14 Prozent Nahrungsmittelabfall innerhalb der Lieferketten reduzieren wollen, brauchen wir ein deutlich intelligenteres Kapazitätsmanagement“, sagt Andreas Lenz, Geschäftsführer DHL FoodLogistics. Denn viele Verluste seien auf unnötige Verzögerungen zurückzuführen. Deren Gründe seien Verkehrsbehinderungen, fehlende Informationen, saisonale Engpässe und schlechtes Management von verfügbarem Laderaum. Eine zentrale Rolle spielt nach seinem Dafürhalten ein durchgängiger Informationsfluss. Lenz: „Wir brauchen die Bereitschaft, Daten zu Warenflüssen nicht mehr als Geschäftsgeheimnisse zu behandeln, sondern sie zum Wohle der gesamten Lieferkette möglichst transparent zu machen.“

Blockchain für die Müllvermeidung

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Neue Technologien wie die Blockchain können helfen. Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbankstruktur, die Transaktionen oder Informationsströme vollkommen transparent aufzeichnet. Als einer der ersten Anwender im Lebensmittelbereich hat der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba die verschlüsselte Plattform Food Trust Framework zur Verfolgung von Nahrungslieferungen gestartet. Aber reicht Tracking, also die reine Ortung, wo sich die Lebensmittel zu welchem Zeitpunkt befinden, alleine aus? Verschiedenste Start-ups begnügen sich nicht damit und bringen smarte Tracker mit weiteren Zusatzfunktionen auf den Markt.

Effizienter Warentransport per App

Frische, Temperatur, Feuchtigkeit – das alles sind Parameter, die neben dem tatsächlichen Standort der Ware zusätzlich messbar sind. Und das sorgt für eine effizientere Logistik, wie diese Beispiele zeigen:

  • Die Eden-App von Walmart berechnet die Frische von Nahrungsmitteln auf dem Weg zum Verbraucher. So lassen sich zum Beispiel frühreife Bananen erkennen und möglichst beschleunigt in die Märkte bringen.
  • FreshSurety aus Florida hat einen günstigen Wegwerfsensor entwickelt, der alle zehn Minuten tatsächliche Werte zum Warenzustand liefert, und zwar von der Zusammenstellung der Palette bis zum Ausräumen im Supermarkt.
  • ZestLab bietet ein Sensorsystem an, das Umweltdaten rund um die Lieferung misst und diese ständig in einer Cloud aktualisiert. Das ermöglicht Rückschlüsse auf den Warenzustand.

Esswaren nachhaltig transportieren

Kombinieren die verschiedenen Beteiligten diese digitalen Lösungen mit der Expertise der Logistiker, sind echte Fortschritte zu erzielen. „Bekommen wir nur zwei oder drei Tage mehr Haltbarkeit hin, trägt das schon erheblich dazu bei, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren“, sagt Andreas Lenz. Die Erzeuger seien dann nicht mehr gezwungen, auf maximale Mengen hin zu produzieren und könnten so ihre Anbauflächen effektiver nutzen. „Damit schonen sie nicht nur Ressourcen, sondern reduzieren auch noch mögliche Umweltschäden“, sagt Lenz. Und so kann die Logistik im Nahrungsmittelbereich ganz erheblich zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft beitragen und die Verschwendung von wertvollen Esswaren reduzieren helfen.

Dieser Beitrag wurde für die DHL Freight Connections in gekürzter Form übernommen. Den Originalartikel finden Sie in der Delivered. The global logistics magazine.

Für mehr Informationen zu DHL FoodLogistics kontaktieren Sie unsere Kollegen unter: foodlogistics-de@dhl.com

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