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Trennung mit Konsequenzen

Der Brexit fordert die Logistikbranche in besonderem Maße. DHL Freight ist sich der großen Herausforderungen durch den Brexit-Prozess bewusst und reagiert auf mehreren Ebenen.

Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ist zeitlich klar definiert. Am 30. März 2019 ist die Mitgliedschaft in der Europäischen Union beendet. So wie sich am 1. Januar 1993 mit der Einführung des Europäischen Binnenmarkts der freie Warenverkehr zwischen Insel und Festland extrem vereinfachte, so könnte die Zukunft an die Zeit vor 1993 erinnern. Grenzkontrollen, Zollpapiere und vermehrte Bürokratie könnten die Logistikbranche stark mit Mehrkosten belasten.

Oxera-Studie: Hohe Zusatzbelastungen

Die Mehrkosten sind immens. Einer Studie der Unternehmensberatung Oxera zufolge bedeuten allein intensivere Grenzkontrollen für Speditionsunternehmen  zusätzliche Belastungen von 1,12 Milliarden Euro – und zwar jährlich. Wobei dies eine äußerst zurückhaltende Schätzung ist, in die die Kosten für zusätzliches Personal noch nicht eingeflossen sind. Die Kostenschätzung ist so hoch, da der Güterverkehr zwischen Insel und EU allein über die Straße mehr als 21 Millionen Tonnen Güter in Richtung der Gemeinschaft umfasst und in die andere Richtung sogar fast 27 Millionen Tonnen. Allein über Dover liefen rund vier Millionen Lkw-Abfertigungen im Jahr 2015.

Wenn Standstreifen zu Stand-Streifen werden

Viel Betrieb war auch früher: Vor einem Vierteljahrhundert wurde in Dover nicht selten der Standstreifen der Autobahn M 20 – der Zufahrt zum Hafen – zum legalen Parkplatz für die Trucks. Das war dann der Fall wenn sich im Hafen die Abfertigung verzögerte und alle vorhandenen Stellflächen ausgenutzt waren. Was seinerzeit ab und an bei Stoßzeiten von der Polizei erlaubt wurde, droht nach dem Brexit zum Dauerzustand zu werden.

Abfertigung wieder stets 45 Minuten?

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Aktuell dauert es im Schnitt 45 Minuten, um einen Lkw aus einem Nicht-EU-Staat für Großbritannien abzufertigen. Sollte es statt nahezu freier Durchfahrt wieder zu dieser Aufenthaltsdauer für Lkw in die und aus der EU kommen, droht im Hafen von Dover der alte Lkw-Superstau-GAU. Insbesondere irische Logistiker dürften die weitere Entwicklung der Regularien mit Spannung verfolgen. Denn ihre Lastwagen müssen, um aufs europäische Festland zu gelangen, zwei Kontrollstellen passieren. Zunächst ins Königreich, dann in die EU. Es gibt aber Hoffnung: Der Brexit muss noch lange nicht der Ausstieg aus der Zollunion sein.

Übergangsfristen sind essenziell für Handel

Andrew Meaney, der bei Oxera als Transportspezialist für die Studie verantwortlich zeichnet, argumentiert, dass „ausreichend Zeit bleiben müsse, sich auf den Handel auf Grundlage der neuen Vereinbarungen einzustellen.“ Er folgt damit den Aussagen mehrerer Minister, die umfangreiche Übergangsfristen fordern und Großbritannien weiterhin als Mitglied der Zollunion sehen. Wie Meaney erwarten auch Branchenverbände wie die weltweite Transportorganisation IRU, dass endlich Bewegung in die Verhandlungen über die Modalitäten des Austritts kommen. Denn hier herrscht momentan Stillstand.

Aktuellste Wege für DHL-Kunden

DHL Freight ist sich der großen Herausforderungen durch den Brexit-Prozess bewusst und reagiert auf mehreren Ebenen. Mit den Zollbehörden stehen Experten im ständigen Kontakt, um bei allen Bestimmungen immer up- to-date zu sein und dieses Know-how an die Kunden weiterzureichen. Die Gerlach Zolldienste, eine hundertprozentige Tochter von DHL Freight, übernehmen neben der zolltechnischen Abwicklung von Im- und Exporten sowie Transits auch die Fiskalvertretung für nicht in Deutschland ansässige Kunden und in diesem Zusammenhang auch die Neutralisierung von Frachtpapieren. Als Zollbroker für Deutschland und Europa ist Gerlach auch in Brexit-orientierten Zollfragen bestens aufgestellt und vorbereitet.

Die Untersuchung von Lieferketten beim Kunden und das Aufzeigen von Routingoptionen sind ebenfalls Maßnahmen, mit denen DHL Freight den Güterverkehr mit der Insel auch in Zukunft professionell gestaltet.

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