Nachhaltigkeit / Lesezeit: ~ 7 Min.

Nachhaltige Verpackung in der Logistik

Was macht eine Verpackung nachhaltig, und wie umweltfreundlich ist die Europalette? Gibt es Verpackungen, die keinen Müll erzeugen? Wie schon jetzt Verpackungsgesetz und Duale Systeme für mehr Nachhaltigkeit sorgen und was beim Verpacken allgemein zu beachten ist, das finden Sie hier auf einen Blick.

Nachhaltige Verpackungen: Das Prinzip Cradle to Cradle setzt schon bei der Herstellung an

Das Ziel, nachhaltiger zu verpacken, setzt voraus, dass Rohstoffe, die zum Verpacken benötigt werden, wieder in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückgeführt werden können. Dies bedeutet, die nachhaltige Verpackung ist:

  • recycelbar
  • biologisch abbaubar

Das Prinzip, vorhandene Rohstoffe so zu verwerten, dass diese wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können, wurde von dem Chemiker Prof. Dr. Michael Braungart zusammen mit William McDonough in den 1990er Jahren erstmals als Cradle to Cradle Prinzip beschrieben. Im Interview mit der deutschen Zeitung Die Zeit beschrieb Braungart 2018, dass beispielsweise die Herstellung des Plastiks das Problem ist, nicht das Plastik selbst: „Für eine bessere Wiederverwertung müsste man das PVC aus dem Plastik herausbekommen; zum Beispiel indem man alle Verpackungen aus PET herstellt. Dann hätte man ein Monomaterial und könnte es wiederverwenden. Recycling würde sich lohnen, das Ergebnis wäre nicht mehr minderwertig, sondern könnte sogar höherwertiger sein als das Ausgangsprodukt.“

Aktuell ist die Branche noch nicht so weit, dass Verpackungen gar keinen Müll produzieren. Um dennoch so nachhaltig wie bisher möglich zu agieren, werden Unternehmen, die Verpackungen in Umlauf bringen, dazu angehalten, dass sie diese zurücknehmen, sortieren und die Verwertung der Rohstoffe genau regeln und angeben. Festgehalten sind diese Vorschriften im Verpackungsgesetz, das seit 2019 gilt und stetig optimiert wird. Wer die darin enthaltenen Gesetze nicht beachtet, riskiert Bußgelder oder sogar ein Vertriebsverbot. Es lohnt sich also, schon bei der Wahl der Transportverpackung an die Wiederverwertung oder den Abbau der Materialien zu denken. Für DHL Freight sind nachhaltiges Verpacken und Arbeiten ein besonderes Anliegen. Als starker Logistikpartner können Lieferketten von Kunden bis hin zur Verpackung analysiert werden und Kunden so dabei unterstützt werden, nachhaltiger zu sein und zukunftsfähige Lösungen zu finden.

Nachhaltiger verpacken - auch für DHL Freight ein besonderes Anliegen.
Nachhaltiger verpacken - auch für DHL Freight ein besonderes Anliegen.

Das Verpackungsgesetz: effizienter verpacken, Recyclingquoten erfüllen

Seit 2019 ist das Verpackungsgesetz (VerpackG) gültig und löste die Verpackungsverordnung aus dem Jahr 1991 ab. Die neuen Gesetze erweitern die Vorgaben für Hersteller, Händler (online und stationär) sowie für Importeure. Mit dem Ziel, einer im VerpackG festgelegten Recyclingquote, wird eine effiziente, ökologische und bürgerfreundliche Verwertung gebrauchter Verpackungen angestrebt. Das Verpackungsgesetz verfolgt damit nicht nur die Regelung von Verpackungen, sondern auch die konkrete Vermeidung von Müll durch Verpackungsmaterial. Das hat folgende Auswirkungen:

Verpackungsentwicklung, das ist zu beachten!

  • Wer Verpackungen oder verpackte Waren in Deutschland erstmals in den Verkehr bringt, der muss vorab schon sicherstellen, dass diese Verpackungen nach Gebrauch gesammelt, sortiert und verwertet werden.
  • Schon bei der Entwicklung neuer Verpackungslösungen sollten die Rohstoffe so gewählt werden, dass diese für ein Recycling nach dem Cradle to Cradle Prinzip in den Rohstoff-Kreislauf zurückgeführt werden können.
  • Es gibt die Möglichkeit, finanzielle Förderung für die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen zu erhalten.

Wie wird eine Verpackung lizenziert?

  • Die Unternehmen, die Verpackungen erstmals in Deutschland in Verkehr bringen, müssen diese bei einem dualen System, beispielsweise dem Grünen Punkt, ab dem ersten Gramm lizenzieren. Für das Sammeln, Sortieren und Verwerten zahlen Unternehmen dann ein Entgelt an den Lizenzgeber.

Wie registriert man eine Verpackung?

  • Neue Verpackungen müssen nicht nur lizenziert, sondern auch registriert werden. Dafür ist die zentrale Kontrollbehörde Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister zuständig, bei der die Verpackung eingetragen werden muss.

Verpackungen registrieren/lizenzieren, diese Unternehmen sollten es tun!

  • Das Verpackungsgesetz betrifft alle Hersteller und Importeure von Waren. Es gilt auch für Online-Händler, die Ware zusätzlich verpacken möchten, zum Beispiel in Versandkartons.
  • Verpackungen, die Großteils beim privaten Verbraucher landen und dort zu Abfall werden, werden auch nach dem VerpackG geregelt. Dazu zählen auch Gaststätten, Hotels, Ärzte, Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen und Niederlassungen von Freiberuflern oder kleine Handwerks- und landwirtschaftliche Betriebe.
  • Per Schnell-Check der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister können Hersteller und Händler (online und stationär) schnell und einfach herausfinden, ob sie sich registrieren und Verpackungen bei einem dualen System lizenziert werden müssen.

Und jetzt? Auch nach der Registrierung/Lizenzierung haben Unternehmen noch Pflichten

  • Die tatsächlich in Umlauf gebrachten Verpackungsmengen müssen jährlich dem dualen System sowie der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister gemeldet werden.

Verpackung nicht registriert oder lizenziert?

  • Bußgelder oder gar ein Vertriebsverbot drohen Unternehmen und Händlern, die die Vorschriften nicht beachten, sich also zum Beispiel nicht lizenzieren oder registrieren lassen.

Die Ausnahme: Verpackungen für Industrie und Handel!

Für Verpackungen, die hauptsächlich beim Handel oder bei Industriekunden verbleiben, besteht keine Pflicht einer Lizenzierung und Registrierung. Sie müssen aber zurückgenommen werden. Lieferant und Kunde können die Rückgabe und/oder die Kosten zur Entsorgung individuell vereinbaren.

Novelle des Verpackungsgesetzes: Das ändert sich bis Juli 2022

Das Verpackungsgesetzt erfährt gerade eine Anpassung und durchläuft bis Juli 2022 drei Stufen der Änderung, um EU-Vorgaben einzuhalten. Experten wie das Deutsche Verpackungsinstitut e.V., Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik sowie Vertreter der dualen Systeme sind überzeugt: Der Gesetzgeber wird die Kreislaufwirtschaft weiter fördern. Hier ein Überblick, was sich inhaltlich ändern wird: 

Gültig ab 01. Juli 2021

Mit der ersten Stufe treten neue Regelungen in Kraft sowie veränderte Angaben bei der Registrierung von Verpackungen. Unternehmen mit Sitz im Ausland können außerdem Vollmachten für die Erfüllung ihrer Pflichten vergeben.

Gültig ab 01. Januar 2022

In der zweiten Stufe wird die Pfandpflicht für Einweggetränkeverpackungen eingeführt. Ab Dezember 2021 gibt es genaue Informationen hierzu auf der Homepage der Zentralen Stelle Verpackungsregister.

Gültig ab 01. Juli 2022

Die größte Veränderung in verschiedenen Bereichen tritt Mitte 2022 in Kraft.

  • Alle Unternehmen, die mit Ware befüllte Verpackungen in Umlauf bringen, haben eine erweiterte Registrierungspflicht für Verpackungslösungen.
  • Letztvertreiber (bspw. ein Kaufhaus oder Supermarkt) sind verpflichtet, ihre Serviceverpackungen zu registrieren.
  • Alle Verpackungsarten werden als verpflichtende Angaben bei der Registrierung verlangt.
  • Logistik-Dienstleister, digitale Marktplätze und Online-Plattformen erhalten neue Verantwortung.

Duale Systeme: Zehn Anbieter sind zugelassen

Die Zentrale Stelle Verpackungsregister führt das Verpackungsregister LUCID, um Transparenz und Rechtsklarheit zu schaffen. Durch die Registrierung fallen noch nicht lizenzierte Verpackungen auch bei den dualen Systemen auf, sodass Kosten für Recycling und Verwertung verursachungsgerecht abgerechnet werden können. Wie das System von Registrierung und Lizenzierung bis hin zum Recycling funktioniert, sehen sie in diesem Video:

Wer Verpackungen in Verkehr bringt, kann heute unter zahlreichen Verwertungssystemen wählen. Derzeit sind zehn duale Systeme von der Zentralen Stelle zugelassen

  1. BellandVision GmbH
  2. Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH
  3. EKO-PUNKT GmbH & CO. KG
  4. INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
  5. Landbell AG für Rückhol-Systeme
  6. Noventitz Dual GmbH
  7. PreZero Dual GmbH
  8. Reclay Systems GmbH
  9. Veolia Umweltservice Dual GmbH
  10. Zentek GmbH & Co. KG

Im Verpackungsgesetz von 2019 sind die Recyclingquoten genau festgelegt. Folgende Materialien sollen bis 2022 recycelt werden:

  • 90 Prozent an Pappen, Papieren und Kartonnagen
  • 90 Prozent an Eisen und Metallen
  • 63 Prozent an Kunststoffen

Verpackung von Transportgütern: So nachhaltig kann sie sein

Für das Verpacken von Transportgütern gilt ebenfalls: Mehr Nachhaltigkeit ist ausdrücklich erwünscht! Das bedeutet im ersten Schritt: So viel Verpackung wie nötig, aber so wenig Verpackung wie möglich. Das tut der Umwelt und dem Budget gut. Zu den gängigen Transportverpackungen zählen Paletten und Transportkäfige, Stretchfolien, Schrumpffolien und -hauben.

Das sind die besten Transportverpackungen

Für Nachhaltigkeit und Qualität stehen diese Transportverpackungen (Abdeckungen, Fixierungen, Boxen etc.):

  • Verpackungen aus rohstoffreinen Materialien, die eins zu eins in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückfließen können
  • Mehrwegverpackungen wie strapazierfähige Kisten oder Paletten
  • Verpackungen, die Materialkombinationen enthalten, die gut zu recyceln sind - Verpackungen, die aus Recyclingmaterialien hergestellt wurden
  • Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Papier, Pappe oder Karton

Innovative Verpackungslösungen: Daran wird geforscht

Viele nachhaltige Verpackungen und Füllstoffe sind Hightech-Produkte, die stetig weiterentwickelt werden oder sogar erst erfunden werden müssen. Anreize zur Entwicklung neuartiger Verpackungsmaterialien schaffen Wettbewerbe, etwa der Deutsche Verpackungspreis. 2021 glänzten in der Kategorie Nachhaltigkeit unter anderem diese drei Innovationen:

  • Recyclingfähige Stretch Sleeves (Flaschenetiketten): CCL Label wurde für sein geschlossenes Kreislaufsystem ausgezeichnet, in dem die Sleeves fast vollständig wiederverwertet werden. Dabei nimmt CCL die Sleeves vom Abfüller zurück, entfernt die Druckfarbe und recycelt das Substrat zu neuen Sleeve-Folien.
  • Polster aus Pappe statt aus PE-Schaum: Smurfit Kappa erhielt den Verpackungspreis für ein umweltfreundliches Papp-Fixierpolster, das beispielsweise Pumpen und Filterkerzen beim Transport schützt. Der Jury gefiel besonders: die Einstofflösung aus 100-prozentigem Rezyklat mit deutlich geringerem CO2-Ausstoßals bei Lösungen aus Polyethylen-(PE-)Schaum.
  • Sauberer Mehrwegeimer mit Abziehfolie: Saier Verpackungstechnik entwickelte einen Eimer mit abziehbarer Innenauskleidung. Man entfernt sie nach Gebrauch und verwendet den Eimer ohne Reinigungsaufwand erneut. Am Ende seines Lebenszyklus lässt er sich recyceln. Das schont Ressourcen und vermeidet Sondermüll.

Europalette: Dauerbrenner mit starker Umweltbilanz!

Selbstverständlich nutzen wir hauptsächlich Europaletten als Transportbetriebsmittel. Durch ihren langen und nachhaltigen Lebenszyklus sowie das Tauschsystem haben sie eine positive Umweltbilanz.

Uwe Brinks, CEO DHL Freight

Viele Waren werden auf Paletten transportiert. Je nachdem, wie man sie unterfahren kann, unterscheidet man Zweiweg- und Vierwegpaletten. Vierwegpaletten sind besonders stabil und daher mehrfach nutzbar. Die Europalette ist genormt. Sie ist 120 x 80 x 14,4 Zentimeter groß, wiegt selbst etwa 20 bis 25 Kilogramm und trägt bis zu 2000 Kilogramm. Sie kostet ab etwa zehn Euro und hat eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. sechs Jahren.

Nachhaltig und robust: DHL Freight setzt beim Transport auf die Europalette.
Nachhaltig und robust: DHL Freight setzt beim Transport auf die Europalette.

Die meisten Paletten sind aus Holz. Kunststoffpaletten können gereinigt werden. Dass sie im Ladungsträgerkreislauf grundsätzlich hygienischer wären, wurde laut Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. 2020 durch eine Studie des Instituts für Holztechnologie Dresden widerlegt. Holzpaletten haben laut HPE über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine deutlich bessere Energie- und Umweltbilanz als eine vergleichbare Kunststoffpalette. Für ihre Herstellung wird kein Wasser verwendet, und sie sind nicht mit Holzschutzmitteln behandelt.

Lässt sich eine Holzpalette nicht mehr reparieren oder verwenden, kann sie – wie im Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgesehen – problemlos verwertet und verbrannt werden. Paletten mit Kunststofffüßen sind schwieriger zu recyceln, und bei Kunststoffpaletten fällt laut HPE mehr als das Doppelte an industriellem Abfall an.

Positive CO2-Bilanz für Holzpaletten

Das deutsche Nationalkomitee der European Pallet Association e.V. (EPAL) errechnet seit 2013, wie viel Kohlendioxid durch die Herstellung von EPAL Europaletten in Deutschland eingespart wird. Der CO2-Vorteil der Palette ist enorm. Dies sind die Gründe:

  • Im Holz ist CO2 aus der Atmosphäre gespeichert.
  • Für die Trocknung werden Holzabfälle der Palettenproduktion genutzt.

In der Summe, bilanziert die EPAL, ergibt sich eine Einsparung von 27,51 Kilogramm CO2 pro Palette. Seit 2013 sind so über zwei Milliarden Kilogramm Ersparnis zusammengekommen – und das nur in der deutschlandweiten Produktion. Der globale Wert wird von der EPAL Deutschland als über doppelt so hoch angegeben.

Wie können Lieferketten nachhaltig gemacht werden?

DHL Freight unterstützt Kunden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Logistik. Lieferketten-Analysen, innovative Verpackungslösungen oder Transportfahrzeuge mit alternativen Antrieben – sprechen Sie uns gerne an. Wir begleiten Sie Schritt für Schritt und finden innovative Wege für Ihr Unternehmen.

Wir haben mit unserem neuen Nachhaltigkeitsfahrplan und den Science Based Targets wissenschaftlich abgesicherte Ziele zur CO2-Reduktion beschlossen. Damit werden wir bis 2030 sieben Milliarden Euro in grüne Technologien investieren.

Uwe Brinks, CEO DHL Freight

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