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CO2-Bilanzierung von Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen

Ein Mann arbeitet an einem Computer an einem Excel-Sheet

Die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen ist der erste Schritt, um den Corporate Carbon Footprint zu verkleinern. Auch Scope-3-Emissionen sind wichtig. Sie liegen zwar nicht in der direkten Verantwortung der bilanzierenden Unternehmen, machen aber häufig einen großen Teil der CO2-Bilanz aus. Worauf kommt es bei der CO2-Bilanzierung an, wer muss berichten und welche Hilfsmittel gibt es?

Warum eine CO2-Bilanzierung wichtig ist

Die Europäische Union strebt mit dem EU-Klimagesetz ab 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen an. Die einzelnen Mitgliedsländer verfolgen teils noch ehrgeizigere Ziele. So sollen die Treibhausgasemissionen in Deutschland gemäß der Revision des Bundes-Klimaschutzgesetzes von 2024 bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber dem Ausstoß von 1990 sinken. Die Netto-Null soll hierzulande bereits 2045 erreicht werden.

Zudem formulieren immer mehr Firmen eigene Klimaziele. Und wenn es nicht das eigene Unternehmen ist, so kann es ein Unternehmen sein, mit dem man kooperiert. Da für die Klimaziele alle Emissionen der Wertschöpfungskette entscheidend sind, also auch die indirekten, müssen auch die Partnerunternehmen ihre Treibhausgasemissionen senken, um eine weitere Kooperation zu ermöglichen. Insbesondere große Unternehmen fordern von ihren Partnern und Zulieferern zunehmend Auskunft über deren Treibhausgasemissionen oder geben sogar Grenzwerte vor.

Ohne Bilanzierung lässt sich nicht feststellen, ob Grenzwerte eingehalten und Klimaziele erreicht werden – ein Klimaziel ohne Klimabilanz ist genauso bedeutungslos wie ein neu aufgestellter Rekord, von dem niemand erfährt.

CO2-Bilanz einfach erklärt

In der CO2-Bilanz wird die Menge an Treibhausgasemissionen aufgeführt, die direkt oder indirekt durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens oder im Laufe des Lebenszyklus eines Produkts verursacht werden. Durch die CO2-Bilanzierung wird der Corporate Carbon Footprint (CCF) ermittelt. Oft werden die Begriffe „Unternehmens-CO2-Bilanz“ und „Corporate Carbon Footprint“ synonym verwendet. Der CCF ist die Grundlage für die Festlegung von Zielen zur Emissionssenkung. In Analogie zum CCF gibt der Product Carbon Footprint (PCF) die CO2-Bilanz für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung an.

Auch wenn meist von der CO₂-Bilanz, also der Bilanz des Kohlendioxids, gesprochen wird (und sich auch der CCF begrifflich nur auf Kohlenstoff bezieht): Kohlendioxid ist nicht das einzige, sondern nur das am weitesten verbreitete durch Menschen verursachte Treibhausgas. Für alle anderen relevanten Treibhausgasen wird ausgehend vom Treibhausgaspotenzial des Kohlendioxids ein Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e) ermittelt. So lassen sich CO2-Bilanzen leichter vergleichen.

Das Treibhausgaspotenzial gibt an, wie stark eine bestimmte Menge eines Treibhausgases im Vergleich zu einer gleichen Menge CO₂ zur globalen Erwärmung beiträgt. Je höher das Treibhausgaspotenzial, desto höher ist der Beitrag des jeweiligen Gases zum Treibhauseffekt. Methan ist beispielsweise als Treibhausgas über 25-mal wirkungsvoller als Kohlendioxid und hat entsprechend ein hohes CO₂e.

Welche Treibhausgase kommen in die Klimabilanz?

Erfasst werden insgesamt die dabei direkt und indirekt verursachten Emissionen der sechs wichtigsten Arten von Treibhausgasen, jeweils mit ihrer Wirkung in CO2e:

  • Kohlendioxid (CO2)
  • Methan (CH4)
  • Distickstoffmonoxid (N2O, umgangssprachlich Lachgas)
  • F-Gase: wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW,), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKWs) und Schwefelhexafluorid (SF6)
  • Stickstofftrifluorid (NF3)

In den EU-27 dominieren die CO₂-Emissionen mit einem Anteil von rund 80 Prozent. Die Emissionen von Methan und Lachgas liegen jeweils bei rund 12 Prozent und die Emissionen der Gruppe der F-Gase machen in Summe 2 Prozent aus.

Übersicht mit allen Arten von Emissionen, die in der Klimabilanz enthalten sein sollten

CO2-Bilanz berechnen: Scope-1, Scope-2 und Scope-3

Bei der Berechnung von Treibhausgasemissionen können Unternehmen auf standardisierte Verfahren zurückgreifen, die diesen Prozess vereinfachen. Das Ziel einer CO₂-Bilanz ist es, aus Aktivitätsdaten wie dem Kraftstoffverbrauch eines Firmenwagens oder dem Energieverbrauch eines Gebäudes die freigesetzten Treibhausgasemissionen zu berechnen. Aktivitätsdaten können beispielsweise Tankfüllungen, Zählerstände für Strom und Gas oder zurückgelegte Flugkilometer sein. Die Berechnung erfolgt durch die Multiplikation der Aktivitätsdaten mit wissenschaftlich fundierten und in den Standards definierten Emissionsfaktoren.

Methoden zur CO2-Bilanzierung

Das weltweit am häufigsten verwendete Modell zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen ist das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Der Corporate Standard des GHG-Protokolls stellt umfassende und standardisierte Rahmenbedingungen für das Messen und Managen von Treibhausgasemissionen zur Verfügung. Der Standard ist kostenlos im Internet verfügbar.

In Deutschland nutzen viele Unternehmen außerdem die DIN ISO 14064-1. Diese Norm bietet eine Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Die Norm ist zwar kostenpflichtig, beinhaltet jedoch auch die standardisierte Prüfung und Zertifizierung der ermittelten Treibhausgasbilanz durch eine unabhängige Prüforganisation.

Worin unterscheiden sich die Scopes?

Das GHG-Protokoll unterteilt Treibhausgasemissionen in drei Kategorien, sogenannte Scopes. Die drei Scopes klassifizieren die unterschiedlichen Arten von Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen in seiner gesamten Wertschöpfungskette verursacht. Die Scope-Klassifizierung hat sich auch unabhängig vom GHG-Protokoll etabliert.

  • Scope-1-Emissionen: alle direkten Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen, beispielsweise verursacht durch den Firmenfuhrpark oder Produktionsprozesse
  • Scope-2-Emissionen: indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von eingekauftem Strom, Wärme, Kühlung oder Dampf für den Eigenbedarf
  • Scope-3-Emissionen: indirekte Emissionen eines Unternehmens, die außerhalb der selbstverantworteten Unternehmensaktivitäten liegen und auf die das Unternehmen daher keinen direkten Einfluss hat. Sie fallen bei vor- und nachgelagerten Prozessen entlang der Wertschöpfungskette an.

Arbeitsschritte bei der Klimabilanzierung

  1. Definition des Datenpools: Zunächst muss festgelegt werden, welche Aktivitäten in die CO₂-Bilanzierung einfließen sollen. Soll nur Scope 1 und 2 berücksichtigt werden oder auch Scope 3?
  2. Erfassung: Im nächsten Schritt müssen alle Emissionsquellen identifiziert und deren Treibhausgasemissionen quantitativ erfasst werden. Dies kann beispielsweise durch Messungen, Schätzungen oder die Verwendung von Datenblättern erfolgen.
  3. Berechnung: Hierbei werden üblicherweise die standardisierten Emissionsfaktoren verwendet, die für die verschiedenen Emissionsquellen verfügbar sind.
  4. Kompilation: Die Ergebnisse der Treibhausgasemissionen werden zu einer Bilanz zusammengefasst, die in der Regel nach den Scopes 1, 2 und 3 differenziert.
  5. Berichterstattung und Analyse: Die Ergebnisse der Bilanzierung werden nach regulatorischen Vorgaben in einem Bericht zusammengefasst und analysiert. Die Analyse ermittelt Einsparpotenziale, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Wenn der Bericht veröffentlicht werden soll oder muss, ist eine externe Verifizierung geboten.
Die 5 Schritte, die für eine CO2-Bilanzierung notwendig sind

Tools zur Erleichterung der Treibhausgas-Bilanzierung

Um Unternehmen die Ökobilanzierung zu erleichtern, stehen verschiedene technische Hilfsmittel zur Verfügung – frei verfügbare ebenso wie kostenpflichtige. Ein Beispiel ist das kostenlose Tool ecocockpit, das im Auftrag der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen entwickelt wurde. Große Unternehmen werden hingegen eher die Hilfe spezialisierter Dienstleister bei der Bilanzierung und dem Reporting in Anspruch nehmen.

CO2-Bilanzierung: Was ist für Unternehmen Pflicht und was nicht?

Eine ausdrückliche Pflicht zur CO₂-Bilanz besteht nur für wenige Unternehmen. Viel häufiger ist die Bilanz erforderlich, um übergeordnete Anforderungen zu erfüllen. Dies ist insbesondere im Rahmen der seit dem Berichtsjahr 2024 gültigen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Fall. Die Richtlinie soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung europäischer Unternehmen transparenter und vergleichbarer machen und damit zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit führen. Welche Unternehmen wann betroffen sind, erfahren Sie im Blog-Beitrag zur CSR-Richtlinie.

Wichtig ist: Die Nachhaltigkeitsberichte müssen auch eine CO₂-Bilanz enthalten, die in die Bereiche Scope 1, 2 und 3 aufgefächert ist. Da die CSRD also auch eine CO₂-Bilanzierung über Scope 3 fordert, müssen die betroffenen Unternehmen entsprechende Angaben von ihren Partner- und Zulieferfirmen einholen.

Die besondere Herausforderung bei der Bilanzierung von Scope-3-Emissionen

Scope 1 und Scope 2 lassen sich vergleichsweise einfach erfassen. Die Messung von Scope-3-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette gestaltet sich hingegen schwieriger. Die bilanzierenden Unternehmen sind für diese Emissionen nicht direkt verantwortlich und auf die Datenübermittlung ihrer Partnerunternehmen, Zulieferer oder Logistikdienstleister angewiesen. Oft macht die Logistik einen sehr großen Teil der Scope-3-Emissionen aus.

Das GHG-Protokoll hat mit dem Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard einen standardisierten Rahmen für Unternehmen zur Scope-3-Bilanzierung entwickelt. Er enthält Richtlinien für die Datensammlung, Berechnungsmethoden und Berichtspraktiken und ermöglicht so eine anforderungsgerechte Berichterstattung über Scope-3-Emissionen.

Scope-3-Bilanzierung mit dem GoGreen Plus Automated Reporting

Die Leitlinien des SGHG-Scope-3-Standards helfen Unternehmen, das volle Ausmaß ihrer Scope-3-Emissionen in der Wertschöpfungskette zu ermitteln. Dennoch bleibt der Scope-3-Bereich der anspruchsvollste in der CO2-Bilanz.

Bei DHL Freight sind wir uns der Bedeutung von logistikbezogenen Scope-3-Emissionen für den Carbon Footprint von Unternehmen sowie der Komplexität ihrer Bilanzierung bewusst. Deshalb haben wir das GoGreen Plus Automated Reporting entwickelt.

Mit dem GoGreen Plus Automated Reporting wird die Erstellung der CO2-Bilanz erleichtert. Kund:innen erhalten den Bericht automatisch und müssen nichts weiter tun. Unternehmen gewinnen einen umfassenden Einblick in ihre Scope-3-Emissionen aus der Logistik: Sie erfahren, wann und wo diese entstanden sind und wie viel sie im Vergleich zu herkömmlichen Transportmethoden eingespart haben. So können sie ermitteln, in welchem Maß die GoGreen Plus Services dazu beitragen, die Scope-3-Emissionen und somit die gesamte CO2e-Bilanz ihrer Wertschöpfungskette zu reduzieren.

Wie Sie von GoGreen Plus profitieren

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit – und er betrifft uns alle. Nicht für jede Branche und jedes Unternehmen ist es aber leicht, den eigenen CO2-Fußbadruck zu reduzieren. Mit GoGreen Plus geben wir Ihnen die Möglichkeit, dank Insetting einfach Emissionen zu reduzieren – und zwar genau dort, wo sie entstehen. 100% Ihrer Investitionen fließen in die Nutzung grüner Technologien innerhalb unseres Netzwerks.

Services von DHL Freight reduzieren Scope-3-Emissionen

Nachhaltige Logistikdienstleistungen zählen zu den effektivsten Mitteln, um Scope-3-Emissionen einzusparen. Mit den GoGreen-Lösungen kann DHL Freight maßgeblich zur Verbesserung der CO₂-Bilanz von Unternehmen beitragen. Die zusätzlichen Kosten der GoGreen-Plus-Services fließen direkt und vollständig in grüne Technologien und reduzieren den Corporate Carbon Footprint unserer Kund:innen unmittelbar.

Redakteur/in:

Patrick Möller

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