Die Transportlogistik zählt zu den Branchen, die auf Schichtdienstleistende angewiesen sind. Die Lieferketten müssen rund um die Uhr betrieben werden, damit sie nicht abreißen und die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft nicht gefährdet wird. Schichtarbeit bringt besondere Herausforderungen an die Mitarbeiter mit sich, denen sie mit der richtigen Vorbereitung begegnen können. Hier finden Sie Tipps für einen gesunden Umgang mit Schichtarbeit.
Warum Schichtarbeit nötig ist
Im Rettungs-, Gesundheits- und Sozialwesen oder im öffentlichen Verkehr ist es mehr als offensichtlich: Verletzte, Patienten oder Pflegebedürftige müssen auch nachts und am Wochenende umsorgt werden und der Bus muss, zumindest eingeschränkt, auch am Feiertag fahren, damit die Enkel ihre Großmutter besuchen können oder die Krankenschwester zu ihrem eigenen Schichtdienst gelangt. Und wenn niemand in aller sonntäglichen Herrgottsfrühe backt, bleibt der Brötchenkorb leer.
Verglichen mit diesen Berufsfeldern erschließt sich die Notwendigkeit der Schichtarbeit in der Logistik vielleicht nicht auf den ersten Blick, dennoch ist sie auch hier immens wichtig. Und das liegt nicht nur am Marktumfeld, das von hohen Erwartungen sowohl privater als auch gewerblicher Endkunden geprägt ist: Auf Lieferungen wird heutzutage ungern gewartet.
Transportlogistik: Teil der kritischen Infrastruktur
Viel entscheidender ist die gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Verantwortung des Gütertransportwesens: Menschen brauchen Lebensmittel, verarbeitende Betriebe benötigen Rohstoffe, Maschinen oder Ersatzteile und medizinische, soziale, behördliche oder kulturelle Einrichtungen sind auf einen zuverlässigen Warenfluss angewiesen. Es sind Transportlogistiker, die Verbandszeug, Spritzen, hochsensible Medikamente – oder Impfstoffe – anliefern. Sie halten das gesellschaftliche Leben funktionsfähig – zu jeder Zeit. Und das geht nicht ohne Schichtarbeit.
Die besondere Rolle der Logistik erkennt auch der Gesetzgeber an: Sie gilt wegen ihrer Bedeutung für das Funktionieren des Gemeinwesens als kritische Dienstleistung im Sinne des Gesetzes über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Als kritische Infrastrukturen werden Organisationen oder Einrichtungen bezeichnet, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung Versorgungsengpässe, Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere schwerwiegende Folgen für das staatliche Gemeinwesen zu befürchten sind.
Schichtarbeit: Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer
Wer in Schichtarbeit arbeitet, ist zwangsläufig von der Nine-to-five-Welt abgekoppelt, die unsere Gesellschaft dominiert. Die Gestaltung des Familienlebens und des sonstigen sozialen Lebens ist anspruchsvoller, als dies der Fall wäre, wenn man im gleichen Rhythmus wie die anderen arbeitet. Die zeitlichen Schnittmengen, die man zur gemeinsamen Freizeitgestaltung mit seinen Kindern oder „normal“ Arbeitenden hat, sind begrenzt und wollen daher wohlgeplant sein.
Der offensichtlichste Vorteil der Schichtarbeit ist die oftmals höhere Vergütung für Nacht- oder Wochenendschichten. Schichtarbeitende gewinnen aber auch ein gewisses Maß an Flexibilität, das ihnen ermöglicht, einzukaufen, wenn die Geschäfte verhältnismäßig leer sind, und schneller Arzttermine zu bekommen, weil man auf Zeiten zurückgreifen kann, die wenig nachgefragt sind – oder man erledigt in aller Ruhe seine Behördengänge. Das wird der Alleinstehende vielleicht eher zu schätzen wissen als jemand mit Kindern – wie vieles im Leben ist auch dies eine Frage des individuellen Abwägens.
Schichtarbeit und Gesundheit
Jeder Mensch hat eine Art innerer biologischer Uhr, die seinen individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmt. Sie gibt den Takt vor, nach dem man müde ist, steuert aber auch Herzschlag, Stoffwechsel, Atmung oder die Verdauung. Menschen sind tagaktive Lebewesen und üblicherweise läuft der individuelle Biorhythmus synchron mit den äußeren Bedingungen: Tagsüber ist man wach, abends wird man müde.
Das hängt auch mit den Hormonen zusammen. Beispielsweise mit dem hormonellen Botenstoff Melatonin. Ein hoher Melatonin-Spiegel erzeugt Müdigkeit, weshalb die Produktion von Melatonin durch das Tageslicht gedrosselt wird. Ein anderes Hormon ist das Leptin, das im Schlaf ausgeschüttet wird und den Appetit zügelt. Schichtdienst kann die Hormonausschüttung in Unordnung bringen und neben Wach- und Schlafbedürfnis gerät womöglich auch das Hunger- und Sättigungsgefühl durcheinander.
Untersuchungen im Schlaflabor haben ergeben, dass der lärmgestörte Tagschlaf im Vergleich zum ruhigen Nachtschlaf nicht nur kürzer ist, sondern auch kürzere Tiefschlafphasen hat. Entscheidend für die körperliche Erholung beim Schlafen sind jedoch gerade die Anzahl und die Dauer der Tiefschlafphasen.
Auszug aus der Broschüre „Schicht für Schicht gesund“ der Techniker Krankenkasse
Schichtarbeiter, die nachts arbeiten, leben in einem Rhythmus, der ihrem eigenen, ihrer hormonellen Steuerung und dem allgemeinen Rhythmus ihrer Umwelt zuwiderläuft. Gerade als Berufskraftfahrer muss man nachts hellwach sein. Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen, weswegen Schichtarbeiter noch stärker auf ihre Gesundheit achten sollten als andere Arbeitnehmer.
Schichtarbeit: Tipps, um fit und gesund zu bleiben
Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, die negativen Auswirkungen der Schichtarbeit so gut wie möglich zu begrenzen. Aber auch die Schichtarbeitenden selbst können hierzu beitragen, indem sie auf bestimmte gesundheitliche Aspekte besonders achten. Hierbei spielen vor allem der Schlaf, die Ernährung und die Bewegung eine Rolle.
Guter Schlaf trotz Schichtdienst
Ein geregelter Schlafrhythmus hilft uns, erholsamen Schlaf zu finden. Deshalb ist es hilfreich, wenn bei Früh-, Spät- und Nachtschichten jeweils die gleichen Schlafenszeiten eingehalten werden. Der Körper kann sich so an die Schichten und ihre Abläufe gewöhnen und die Schlafqualität ist höher.
Weitere Tipps zum Einschlafen bei Schichtarbeit sind:
- ein abgedunkeltes, kühles, gut durchlüftetes Schlafzimmer
- Ruhe – wenn das Umfeld tagsüber laut sein sollte, auf Ohrstöpsel zurückgreifen
- keine fettreiche Nahrung vor dem Einschlafen, aber auch nicht hungrig ins Bett gehen
- kein Alkohol vor dem Schlaf und keine Schlafmittel: beides beeinträchtigt die Erholung durch den Schlaf
- mindestens in den letzten vier Stunden vor dem Schlaf keine koffeinhaltigen Getränke
Gesunde Ernährung vor, während und nach dem Dienst
In der Nacht arbeitet die Verdauung nicht so gut wie tagsüber. Schweres, fettes und kohlenhydratreiches Essen belastet sie zusätzlich und senkt darüber die körperliche Leistungsfähigkeit. Leichte Kost vor dem Schichtbeginn (wie Obst, Joghurt, Vollkornbrot) und eine kleine Mahlzeit nach der Schicht sind ideal.
Um Verdauungsproblemen entgegenzuwirken, wäre es bei einer Nachtschicht eigentlich am besten, wenn man gar nichts äße und stattdessen die Mahlzeiten auf die Tageszeit beschränkt. Hungrig seiner Arbeit nachzugehen oder durch die Nacht zu fahren, ist natürlich auch keine Lösung. Mehrere leichte Mahlzeiten sind in diesem Fall besser als eine große.
Sport und Bewegung zum Ausgleich der Schichtbelastung
Wer Sport treibt, ist tendenziell gesünder, zufriedener und ausgeglichener – das gilt für alle. Für Menschen in Schichtarbeit stellen Sport und Bewegung eine willkommene Chance dar, den Gesundheitsrisiken der Schichtarbeit entgegenzuwirken. Leider schränken die wechselnden Arbeitszeiten eine regelmäßige Teilnahme am Vereinssport oftmals ein. Versuchen Sie trotzdem, sich Gelegenheit zum sportlichen Ausgleich zu verschaffen.
Sie könnten generell mehr Bewegung in den Alltag integrieren, etwa öfter Rad fahren. Ideal wäre es, wenn sich ein Sportpartner finden ließe, der in den gleichen Schichten fährt oder arbeitet – so kann man sich gegenseitig motivieren, was enorm hilfreich ist. Wie Sie es auch organisieren: Ausreichend Bewegung steigert die Kondition und die Laune, beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen vor.
Soziale Kontakte pflegen
Familie oder Freundeskreis: Soziale Eingebundenheit ist für Schichtarbeitende besonders wichtig. Planen Sie Gemeinsamkeit als „quality time“ gezielt in Ihr Leben ein. Werden Sie im Freundeskreis selbst aktiv, da Ihre Bekannten ja nicht immer wissen können, wann Sie gerade frei haben. Gerade für Nachtarbeiter, die allein arbeiten – wie manch Berufskraftfahrer – ist es für die psychische Ausgeglichenheit besonders wichtig, sozial eingebunden zu sein.
Gesetzliche Bestimmungen zur Schichtarbeit
Da Menschen durch Schichtarbeit größeren Belastungen ausgesetzt sind, gibt es konkrete gesetzliche Vorgaben, um die Schichtarbeit zu regulieren. Das Arbeitszeitgesetz widmet sich in einem Paragrafen exklusiv der Schicht- und Nachtarbeit.
Demnach beträgt die tägliche Höchstarbeitszeit im Nacht- und Schichtdienst grundsätzlich acht Stunden (ohne Pausen). Abweichungen von der 8-Stunden-Regel gibt es bei der Nachtschicht vor allem unter Einbeziehung von Bereitschaftszeiten, was bei Nachtarbeitern der Logistikbranche eher nachrangig ist. Allerdings sind auch Ausnahmen in außergewöhnlichen Betriebslagen vorgesehen.
Was die Pausen bei Schichtarbeit betrifft, so gelten die gleichen Regeln wie bei regulärer Arbeit: Nach mehr als sechs Stunden Arbeit ist eine halbstündige Pause verpflichtend. Wichtiger für Schichtarbeit sind die Ruhezeiten. Generell gilt: Wenn ein Beschäftigter seine Arbeit beendet hat, muss eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden folgen. Das ist beim Schichtwechsel von Spät- auf Frühschicht wichtig: Endet eine Schicht z. B. um 20 Uhr, darf die nächste eigentlich nicht um 6 Uhr in der Früh beginnen. Da das aber manchmal unvermeidlich ist, kann ein Tarifvertrag von der Grundbestimmung abweichen und die Ruhezeit auf neun Stunden verkürzen, was jedoch auszugleichen ist.
Nachtarbeiter sind besonders gesundheitsgefährdet und haben deshalb alle drei Jahre Anspruch auf eine arbeitsmedizinische Untersuchung (ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich). Ein Nachtarbeitnehmer kann bei Gesundheitsgefährdung grundsätzlich die Versetzung auf einen Tagesarbeitsplatz einfordern. Allerdings ist dies nicht möglich, wenn dringende betriebliche Erfordernisse dem entgegenstehen.
Fazit
Schicht- und Nachtarbeit ist mit Herausforderungen für die Mitarbeiter verbunden – aber unerlässlich für ein Logistikunternehmen wie DHL Freight. Unser Anliegen als achtsamer Arbeitgeber ist, unseren Mitarbeitern, die in Wechsel- und Nachtschichten tätig sind, ein optimales Arbeitsumfeld mit so geringen Belastungen wie nur irgend möglich zu schaffen. So verfolgen wir das gemeinsame Ziel, jederzeit unseren Beitrag zum Erhalt der kritischen Infrastruktur zu leisten.