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Der Crash-Vermeider

Elektronische Notbremsassistenten machen den Schwerlastverkehr noch sicherer. Auch DHL-Trucks fahren jetzt mit der neuen Technik.

Ein Nieser, ein plötzlicher Hustenanfall oder einfach die tiefstehende Sonne, die unerwartet blendet – wenige Sekunden, in denen ein Lkw-Fahrer nicht 100-prozentig aufmerksam sein kann, genügen: Ungebremst rauscht ein Zwölftonner auf ein unübersichtliches Stauende zu. Ein schwerer Unfall scheint unvermeidlich. Doch jetzt greift das Notfallbremssystem ins Geschehen ein. Mit einem lauten Piepton warnt es den Fahrer vor der Gefahr. Wenn der nicht reagiert, löst der Computer selbstständig die Vollbremsung aus. Gerade noch rechtzeitig kommt der LKW kurz vor dem Stauende zum Stehen. Gefahr gebannt.

Verkehrsforscher wissen: Ein Drittel aller Lkw-Unfälle sind Auffahrkollisionen. Deren Zahl und Schwere lässt sich durch den Einsatz elektronischer Zusatzausrüstung deutlich senken. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt und auf europäischer Ebene Notbremsassistenten zwingend vorgeschrieben. Seit November 2015 müssen alle neu zugelassenen Lastkraftwagen über diese Technik verfügen. Das System muss zumindest auf langsam fahrende Hindernisse reagieren und die Vollbremsung auslösen. Ab 2018 muss der Notbremsassistent auch bei stehenden Hindernissen einspringen.

Durchdachte und effektive Technik

Die neue Technik macht den Straßengüterverkehr noch sicherer. Aber bereits heute sind schwere Lkw absolut unterdurchschnittlich am Unfallgeschehen auf deutschen Straßen beteiligt. Auch sinkt die Zahl der Todesopfer durch Lkw-Kollisionen seit Jahren stetig, obwohl die Transportleistung von Jahr zu Jahr steigt: Von 1992 bis 2012 wurden in Deutschland 80 Prozent mehr Güter per Truck transportiert – gleichzeitig ging die Zahl der bei Lkw-Unfällen Getöteten um 57 Prozent zurück.

Die Funktionsweise der Notbremsassistenten ist durchdacht und effektiv. Per Radarüberwachung behält das System die Straße vor dem Lkw ständig im Blick. Erkennt es ein langsam fahrendes oder gar stehendes Hindernis, warnt es den Fahrer durch ein akustisches Signal und bremst zudem das Fahrzeug schon mal sanft ab. Reagiert der Fahrer nicht sofort, geht der Truck automatisch in die Vollbremsung. Eine Komplettversicherung gegen Crashs bietet die Technik indes auch nicht: Ist die Fahrbahndecke rutschig oder sind die Reifen abgefahren, kann auch das automatische Notbremssystem den Aufprall nicht vermeiden. Wohl aber seine Folgen deutlich mindern.

Florian Leupold [Foto: Leupold]

Auch DHL-Kunden können sich sicher sein, dass ihre Waren nun sukzessive mit Sicherheits-Hightech transportiert werden. Bei der Spedition Leupold GmbH aus dem bayerischen Oberkotzau, offizieller Unitrans-Partner von DHL, sind bereits die ersten Fahrzeuge mit der Notbremstechnik ausgerüstet. „Optimale Sicherheitstechnik ist gerade auf dicht befahrenen Straßennetzen unabdingbar – und sie erhöht zudem die Akzeptanz des Straßengüterverkehrs bei den Bürgern“, erklärt Geschäftsführer Florian Leupold. Darüber hinaus sieht Leupold noch weitere Vorteile in der neuen Sicherheitstechnik: „Vor dem Hintergrund des aktuellen Fahrermangels ist es ein echter Pluspunkt für den Fahrzeughalter, wenn dieser dem arbeitssuchenden Fahrer derartiges Equipment bieten kann.“

Wo der Computer dem Trucker hilft – elektronische Fahrerassistenzsysteme im Überblick:

Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP): ESP sorgt für eine sichere Fahrt und wirkt einem Ausbrechen des Fahrzeugs entgegen. Dieses geschieht sowohl durch automatisches Abbremsen einzelner Räder als auch durch Reduzieren des Antriebs.

Abstandsregeltempomat: Der Assistent hält per Radar einen gewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ein. Droht eine Kollision, warnt das System und kann auch eine Teilbremsung einleiten, falls der Fahrzeugführer nicht reagiert.

Spurwächter: Der Assistent löst ab 60 km/h Warntöne aus, wenn eine Fahrbahnmarkierung überfahren wird, ohne dass ein Blinker gesetzt wurde. Schlechte Wetterbedingungen oder eine verdreckte Windschutzscheibe bzw. Verschmutzungen auf der Kameraoptik des Spurwächters können dessen Funktionsfähigkeit allerdings beeinträchtigen.

Automatisches Notbremssystem: Dieser Assistent beruht auf der Technik des Abstandsregeltempomaten und kann eine Vollbremsung einleiten. Dies geschieht in vier Schritten: 1) optische Warnung 2) akustische Warnung 3) Teilbremsung 4) Vollbremsung.

Abbiege- sowie Spurwechselassistent: Das System macht beim Rechtsabbiegen auf Personen oder Fahrzeuge aufmerksam. Dazu erfassen Sensoren einen definierten Raum auf der rechten Fahrzeugseite. Sobald der Blinker zum Rechtsabbiegen gesetzt ist, wird im Gefahrenfall ein Warnton oder -licht ausgelöst.

Fahrerwarnsystem: Bei Unregelmäßigkeiten im Fahrverhalten – vor allem beim Lenken – macht der Assistent den Fahrzeugführer darauf aufmerksam, dass er vermutlich ermüdet ist und eine Pause einlegen sollte.

Bremsassistent: Das System erkennt eine Notbremsung, verstärkt den Bremsdruck automatisch und hält diesen bis zum Stillstand des Fahrzeugs.

Redakteur/in:

Stephanie Leuwer

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