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Platooning: Einer vor allen, alle hinter einem

Auf dem Weg zum Straßentransport der Zukunft spielt das Thema des automatisierten Fahrens im Konvoi eine wichtige Rolle. Derzeit laufen in Europa verschiedene Feldversuche, um die vernetzten Lkw-Gruppen in der Praxis zu testen. Auch DHL forscht intensiv an der innovativen Technologie.

Beim Truck-Platooning sind Assoziationen mit dem Tierreich nicht weit: Ein Leit-Lkw vorneweg, alle anderen brav hinterher, fast wie bei einer Entenfamilie. Die einzelnen Glieder des Platoons fahren dabei in deutlich dichterem Abstand als von den bisherigen Straßenverkehrsvorschriften vorgesehen. Möglich macht das die digitale Vernetzung der Fahrzeuge. Lenkt die Führungsmaschine nach rechts, dann lenken die anderen mit, bremst sie, machen das alle. Das funktioniert natürlich nur, wenn besonders die hinteren Lkw in der Kette vollautomatisch fahren. Denn mit den menschlichen Reaktionszeiten sind die gewünschten Abstände von wenigen Metern nicht sicher zu schaffen.

Viele Vorteile mit vernetzten Konvois

Aber warum wird überhaupt darüber nachgedacht, vernetzte Lkw-Konvois mit Minimalabständen zu realisieren? Die zu erwartenden Vorteile sind deutlich:

  • Bei geringeren Abständen zwischen den Fahrzeugen ist Platz für mehr Fahrzeuge auf den Straßen.
  • Weil menschliche Fehler ausgeschlossen werden, ist das Fahren sicherer.
  • Durch das Fahren im Windschatten des Vordermanns lassen sich fünf bis 15 Prozent Treibstoff einsparen.
  • Sicherheit und Effizienz sorgen darüber hinaus für 30 Prozent weniger Staus.


Quelle: YouTube/EU Truck Platooning

Smart Mobility: Heute schon praxistauglich?

Was in der Theorie angesichts der heutigen Fahrassistenzsysteme, der digitalen Übertragungstechnik und den Fortschritten im Bereich des autonomen Fahrens an sich unproblematisch erscheint, muss sich in der Praxis erst noch beweisen. Oberstes Gebot ist die Sicherheit, sowohl der – noch – in allen beteiligten Fahrzeugen sitzenden Fahrer als auch der anderen Verkehrsteilnehmer. Unfälle müssen nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen sein, bevor die Gesetzgeber in den einzelnen Ländern Bereitschaft zeigen werden, die Vorschriften zu ändern und Platooning generell zuzulassen. Um praktische Erfahrungen zu machen und die Technologie voranzutreiben, hat die EU die Roadmap „Vision Truck Platooning 2025“ entwickelt. Die Zielsetzung: die Entwicklung eines sicheren, kommerziell verfügbaren Technikpaketes bis 2025. Anhand der im Projektverlauf gewonnen Erkenntnisse ist zugleich geplant, die entsprechenden Regularien in der Union zu harmonisieren. DHL ist bei den einzelnen Phasen an vorderster Stelle beteiligt, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen:

Niederlande: Die perfekte Teststrecke

Smart Mobility wird in den Niederlanden ganz groß geschrieben. Die zentrale Lage und die sehr starke Logistikindustrie des Landes sind beste Voraussetzungen für entsprechende Praxistests. Daher hat der Beneluxstaat die Führungsrolle bei der Umsetzung der EU-Roadmap erhalten. Zum Abschluss der ersten Projektphase war Amsterdam das Ziel der European Truck Platooning Challenge, bei der Testkonvois aus ganz Europa dorthin fuhren. Zu Jahresbeginn 2018 startete der nächste Abschnitt der „Vision Truck Platooning 2025“, die aus Alltagstests in vorbestimmten Korridoren besteht. Die Koordination übernimmt eine eigens gegründete staatliche Agentur, in der Wissenschaft, Transportindustrie, Verwaltung und Stakeholder wie Autofahrerverbände oder Sicherheitsorganisationen gleichermaßen vertreten sind.

Für die Tests wurden Routen innerhalb des Landes und in die angrenzenden Benelux-Staaten geplant. Mit dabei ist DHL Paket. Für seinen Teil der Platooning-Praxistests hat der Logistikdienstleister die Routen von Rotterdam über Den Haag bis nach Hengelo sowie von Zwolle bis Utrecht eingeplant. Auf der zweiten, kürzeren Strecke fährt künftig ein aus drei Lkw bestehender Konvoi, der im Schnitt 2.500 Rollcontainer transportiert. Auf der Langstrecke ist eine Gruppe aus zwei Fahrzeugen unterwegs, die einen Mix aus Paletten und Paketen geladen hat. Die ersten Fahrten sind für Ende 2018 geplant. In sämtlichen netzwerkgesteuerten Lkw sind die Fahrer jederzeit bereit zum Eingreifen.

Großbritannien: Konsortium für die Erprobung

Das britische Verkehrsministerium hat Ende 2016 einen ersten Feldversuch im Bereich Platooning ausgeschrieben. Die Anforderungen: eine Konvoigröße von drei Lkw, Versuchsdauer 28 Wochen mit einer ersten Testphase in sicherer Umgebung und einer anschließenden auf öffentlichen Straßen. DHL Supply Chain hatte sich in einem Konsortium unter Führung der Beratungsfirma TRL um die Durchführung beworben. Dieses bekam den Zuschlag im Herbst 2017, derzeit laufen die Vorbereitungen für die erste Phase. Geplant ist, den Straßenanteil des Feldversuchs auf der Strecke zwischen den Midlands und Avonmouth in der Nähe von Bristol zu fahren. Bei der Entscheidung für das Angebot von TRL und DHL Supply Chain spielte die Beteiligung am niederländischen Projekt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Zukunft des Güterverkehrs?

Die Ergebnisse der Tests können den Straßengüterverkehr von morgen ganz entscheidend verändern. Die Vision, zukünftig Konvois von drei oder mehr Lkw von einem „Leitwolf“ aus zu führen und auf diese Weise Platz, Treibstoff und Arbeitsaufwand deutlich zu reduzieren, kann Wirklichkeit werden. DHL ist hier ganz vorne mit dabei, nicht zuletzt auch aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus. Denn jede Energieersparnis entspricht ganz dem Konzernziel, bis 2050 eine emissionslose Logistik zu realisieren.

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