Für den gesamten Verkehrssektor, und mit ihm für die Automobilwirtschaft, ist das Erreichen der Klimaziele mit großen Herausforderungen verbunden. Die Logistik ist ein wirksamer Hebel zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks der Fahrzeugindustrie. Mit gezielten Maßnahmen und intelligentem Prozessmanagement kann hier auf eine Green Supply Chain hingearbeitet werden.
Nachhaltigkeit im Automobilsektor: Mehr als das Auto selbst
Das Leitthema, das die Automobilindustrie bewegt, ist „nachhaltige Mobilität“. Eine Schlüsselbranche der deutschen Wirtschaft will ökologischer werden und macht klimafreundliche Angebote für die nach wie vor ungebrochene Nachfrage nach Mobilität. Längst geht es den Autokäufern nicht mehr nur um den klimafreundlichen Betrieb des Autos selbst, sondern auch um die Klimabilanz bei der Produktion der Fahrzeuge und um grüne Lieferketten. Denn nicht nur der Betrieb geht in die ökologische Gesamtbilanz eines neuen Fahrzeugs ein, sondern auch der CO2-Fußabdruck der Produktion und der Supply Chain.
Nachhaltigkeit ist in jedem Industriezweig und damit auch im Automotive-Sektor eine wichtige Voraussetzung für den Geschäftserfolg von Morgen. Chief Environmental Officer erarbeiten grüne Konzepte für eine neutrale CO2-Bilanz und dabei gerät auch die Lieferkette ins Blickfeld. Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der Lieferketten und der Transportlogistik helfen, die CO2-Bilanz von Unternehmen aus dem Automobilsektor zu verbessern.
Autobau: Produktionsbedingte Grenzen der Nachhaltigkeit
Bäcker benötigen Mehl, Tischler Holz – und Autobauer Stahl. Das ist zwar banal, soll aber eines verdeutlichen: In manchen Branchen erfordert grünes Wirtschaften wegen der spezifischen Produktionsvoraussetzungen eine viel größere Kraftanstrengung als in anderen. Ein Produktionsmittel wie Stahl belastet die Ökobilanz eines jeden Industriezweigs, der darauf angewiesen ist. Und auch in Zukunft wird die Automobilindustrie ein vorrangiger Abnehmer der deutschen Stahlerzeuger sein, weil auch das vollvernetzte smarte Auto der Zukunft auf der Straße und nicht in der Cloud fahren wird. Dazu braucht es nun mal eine Karosserie und einen Motor.
Es ergibt sich ein Dilemma: Beim Corporate Carbon Footprint der Automobilhersteller machen die Karosserie- und Motorherstellung noch den Löwenanteil aus, aber gerade hier stößt das Nachhaltigkeits-Engagement an nachvollziehbare und produktionsspezifische Grenzen. Zwar kann mit besserer Effizienz, innovativen Technologien bei der Stahlproduktion oder einer optimierten Materialzusammensetzung viel CO2 eingespart werden, um die Umweltfreundlichkeit des Automotive-Sektors zu verbessern. Allerdings ist grüner Stahl nicht nur produktionsaufwendig und teuer, sondern schlicht (noch) nicht ausreichend verfügbar.
Auch E-Fahrzeuge machen es den Erzeugern nicht einfach, denn hier ist die Batterieproduktion für reichlich Treibhausgasemissionen verantwortlich. Und zum Faktor Produktion kommt noch der Abbau solcher Minerale und Metalle wie Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer: essenzielle Komponenten bei der Batterieherstellung. Die Verkehrswende in den Industriegesellschaften macht diese Minerale und Metalle zu global begehrten Rohstoffen, deren Abbau mit gravierenden Umweltbelastungen und mitunter Menschenrechtsverletzungen einhergehen kann.
Green Supply Chain: Potenzial für den ökologischen Fußabdruck
Wegen solcher Notwendigkeiten ist es sehr anspruchsvoll, die Produktion im Automotive-Sektor kurzfristig auf grün zu stellen. Deshalb lohnt es sich, das ökologische Potenzial auszuschöpfen, das eine grüne Lieferkette bietet. Hierzu hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) zusammen mit 14 weiteren Mitgliedern einen Verein gegründet, der hilft, die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten zu verbessern: die Responsible Supply Chain Initiative (RSCI).
Unter den 15 Gründungsmitgliedern sind nahezu alle deutschen Automobilerzeuger und bedeutende Zulieferer. Große Teile der Branche haben also die Lieferkette als wirksamen Ansatzpunkt identifiziert, um nachhaltiger zu wirtschaften. Diese Bereitschaft, hier ökologische Erfolge zu erzielen, ist in der gesamten Branche spürbar. Hinzu kommt die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. Sie betrifft vor allem die OEMs (Original Equipment Manufacturer, deutsch: Erstausrüster), da sie schlicht stärker wahrgenommen werden. Aber auch für die Zulieferer wird grünes Wirtschaften immer existenzieller.
Eine Studie zur Green Transformation im Automotive-Sektor aus dem Herbst 2021 hat ergeben, dass für 61 % der beteiligten Unternehmen Fragen der Nachhaltigkeit ein mit entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der Kooperationspartner und Lieferanten ist. Im Vergleich zu früheren Studien ist dieser Wert deutlich gestiegen und die Bedeutung einer grünen Vision bei den Zulieferern wird eher noch zunehmen.
Green Supply Chain Management gemeinsam umsetzen
Der englische Begriff Supply Chain bezeichnet freilich mehr als die logistische Lieferkette und schließt die gesamte Wertschöpfungskette mit ein. Deshalb hat die RSCI mehr als die Logistik im Blick. Dem Verein geht es darum, alle Mitwirkenden an der Wertschöpfung zu koordiniertem ökologischem Handeln zu ermutigen. Die einzelnen Stationen der Automotive-Produktion werden aber über die Logistik verbunden. Sie stellt die essenziellen Bindeglieder des Wirtschaftslebens dar – in diesem, wie in jedem anderen industriellen Sektor.
Im Bereich Lager- und Transportlogistik lässt sich sehr viel, sehr schnell für eine bessere Umweltbilanz umsetzen. Bereits jetzt verfolgen viele Unternehmen aus der Automotive-Branche Verpackungs- oder Recyclingstrategien gemeinsam mit ihren Zulieferern. Gleichwohl gibt es hier noch weiteres Einsparungspotenzial. Weil die Einführung einer Sustainable Supply Chain in der Branche die Komplexität der Zusammenarbeit erhöht, sind Datenaustausch, Transparenz und flexible logistische Abläufe die Schlüssel zum Erfolg.
Grüne Lieferkette: Welches Potenzial hat sie?
Wenn sich die Automotive-Branche wandelt, tun dies auch die mit ihr verbundenen logistischen Anforderungen. Neben den Motoren werden die Batterien immer wichtiger. Das erfordert nicht nur Anpassungen bei der Produktion, sondern auch spezielle Logistikkonzepte, welche die Eigenschaften der Batterie berücksichtigen. Ein grünes Management der Lieferketten bedeutet weniger Energie und weniger Emissionen bei Transport und Lagerung, weniger Verpackungsaufwand und möglichst wenige, aber genau abgestimmte Arbeitsschritte. Lagerkapazitäten werden besser genutzt und Leerfahrten vermieden.
Je besser die logistische Koordination, desto größer der ökologische Mehrwert. Auch angesichts der energieaufwändigen Produktion oder Rohstoffbeschaffung sollte das Potenzial der grünen Lieferkette nicht unterschätzt werden. Und weil nur maßgeschneiderte Lieferketten auf grün gestellt werden können, muss man die Bedürfnisse der Branche genau kennen. Vor diesem Hintergrund ist es gut zu wissen, dass der Automobility-Sektor für DHL Freight den größten Einzelsektor darstellt.
Fazit
Die Automotive-Branche will kurzfristig grüner werden und langfristig klimaneutral. Im Bereich der Logistik lässt sich CO2 schneller einsparen als bei den Abläufen in der Fahrzeugproduktion. Eine grüne Lieferkette verbessert den Corporate Carbon Footprint – ein Potenzial, das nicht ungenutzt bleiben sollte. Ein im Auto-Mobility-Sektor erfahrener Logistik-Partner wie DHL Freight hilft Ihnen, eine Sustainable Supply Chain umzusetzen.