Nach einer Katastrophe wie dem fatalen Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Februar 2023 kommt es auf schnelles Handeln an, um Menschenleben zu retten. Verschüttete müssen geborgen und alle Überlebenden medizinisch und humanitär versorgt werden. Das gelingt nur, wenn dringend benötigte Hilfsgüter so schnell und sicher wie möglich vor Ort ankommen. Wie humanitäre Logistik funktioniert und wie sich Deutsche Post DHL Group sowie DHL Freight engagieren, erfahren Sie hier.
Kooperation für ein gemeinsames Ziel: Menschenleben retten
Oft geht es in unseren Blog-Beiträgen um Nachhaltigkeit, Servicequalität oder die Arbeitsqualität für unsere Mitarbeiter. Das ist alles wichtig und wertvoll. Aber wenn sich Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen ereignen, zeigt sich, dass Transportlogistik mehr leisten kann, als Menschen mit wichtigen Gütern zu versorgen – Logistik kann im Notfall Leben retten.
Humanitäre Logistik: Definition
Wenn sich Naturkatastrophen ereignet haben, müssen große Mengen an lebensnotwendigen Hilfsgütern möglichst schnell in die betroffenen Regionen gelangen. Hierfür stellen engagierte Logistikunternehmen ihre Ressourcen und ihre Expertise zur Verfügung – unentgeltlich. Denn die humanitäre Logistik verfolgt keinen wirtschaftlichen Zweck. Das ausschließliche Ziel ist die Rettung von Menschenleben und die Unterstützung von Menschen in Not.
Die humanitäre Logistik steht ganz im Zeichen der vier Prinzipien, die von den Vereinten Nationen (UN) für die humanitäre Hilfe allgemein festgelegt worden sind:
- Menschlichkeit
- Neutralität
- Unparteilichkeit
- Unabhängigkeit
Logistiker kooperieren für die humanitäre Logistik mit staatlichen Behörden und Einrichtungen sowie Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Im Falle von nichtdemokratischen Regimen wie etwa in Syrien ist die Kooperation besonders schwierig, aber nicht minder notwendig – oft sind gerade autokratische Staaten nicht in der Lage, betroffene Bürger selbst zu versorgen.
Das alles muss vor dem Einsatz bedacht werden
Weil zielgenaue Hilfe nicht ohne gründliche Planung gelingt und die Hilfe dennoch schnell erfolgen muss, stehen Zeitdruck und Sorgfalt bei der humanitären Logistik in einem stetigen Konflikt. Eine Analyse des tatsächlichen Bedarfs und der verfügbaren Transportwege ist aber unbedingt notwendig: Niemandem ist geholfen, wenn die falschen Güter am falschen Ort in der Krisenregion ankommen.
Die Fragen, die sich konkret stellen, sind:
- Was wird benötigt? – Zum Beispiel Räumgeräte und Werkzeug, Verbandmaterial und Medizinprodukte, Zelte, Nahrungsmittel, Windeln und andere Hygieneartikel oder Bekleidung.
- Was kann wo beschafft werden? – Was ist zeitsparend regional beziehbar und was muss von weit her angeliefert werden?
- Wer sind geeignete Kooperationspartner? – Neben den jeweiligen nationalen Behörden im Krisenland können das Organisationen wie das Technische Hilfswerk sein oder NGOs wie Rotes Kreuz / Roter Halbmond, Malteser International oder Ärzte ohne Grenzen. Manchmal kennt sich eine bestimmte NGO im Einsatzland besonders gut aus und ist deshalb der ideale Partner, damit die logistische Hilfe möglichst effizient ist.
- Welche Verkehrsträger stehen zur Verfügung? – Meist werden Hilfsgüter zunächst mit dem schnellsten Transportmittel in regionale Zwischenlager gebracht. Für die Weiterverteilung kommt es darauf an, ob das Straßen- oder Schienennetz in der Krisenregion (noch) in Takt ist, um den jeweils geeigneten Verkehrsträger für den Weitertransport zu ermitteln. Die Infrastruktur vor Ort stellt oft die größte Herausforderung für die humanitäre Logistik dar. Wenn Brücken eingestürzt oder Straßen verschüttet sind, ist Improvisation gefragt. Im Extremfall müssen dringend benötigte Hilfsmittel in Spezialbehältern aus Hubschraubern abgeworfen werden.
Nichts geht ohne Vorratskapazitäten und eingeübte Prozesse
Alles, was in der kommerziellen Logistik an Voraussetzungen meist gegeben ist – intakte und sichere Infrastruktur, digitale Vernetzung, langfristige Planbarkeit usw. – fehlt bei der humanitären. Im Moment der Katastrophe sind alle, die an der Hilfe beteiligt sind, umgehend gefordert, denn Schnelligkeit kann Leben retten. Deshalb ist es unerlässlich, dass Logistiker für den Ernstfall interne und externe Prozesse standardisiert und notwendige Maßnahmen schon im Vorfeld definiert haben, um sofort ihre Hilfsprogramme aktivieren zu können.
Zur Soforthilfe gehört auch, dass bestimmte Produkte, zum Beispiel medizinische, auf Vorrat produziert und gelagert werden, damit sie sofort verfügbar sind. Aber auch, wenn Zeit ein Faktor ist, müssen Medikamente für den internationalen Transport lizenziert sein und sachgemäß nach gültigen Qualitätsstandards transportiert werden: beispielsweise gekühlt und in speziellen Transportboxen. In der Zielregion muss dann alles sicher ausgeladen und bedarfsgerecht gelagert werden. Dafür braucht man Logistikprofis, die ihr Handwerk verstehen. Vor der regionalen Weiterverteilung sind für Medizinprodukte und viele andere Güter auch im Notfall strenge Qualitätskontrollen erforderlich.
Der Netzwerkcharakter ist auch in der humanitären Logistik entscheidend. Nur wer sein Team und alle Abläufe gut kennt, kann schnell helfen.
Oliver Oswald Humanitarian Aid Worker beim Technischen Hilfswerk
Das humanitäre Engagement von Deutsche Post DHL Group
Deutsche Post DHL Group stellt als einer der größten Logistik-Dienstleister der Welt Expertise und Ressourcen für Katastrophenfälle bereit. Dazu ist sie eine strategische Partnerschaft mit den UN eingegangen und hat das GoHelp Programm für Katastrophenmanagement aufgelegt. Wichtige GoHelp-Stützpfeiler sind Get Airports Ready for Disaster (GARD) und die Disaster Response Teams (DRTs). Über GARD werden Flughäfen auf die logistischen Herausforderungen von Katastrophen vorbereitet. Die DRTs kümmern sich im Katastrophenfall um das logistische Handling von Hilfsgütern. Als Schnittstelle zu den beteiligten NGOs oder staatlichen Einrichtungen sorgen die NRTs außerdem für die koordinierte Weitergabe von Hilfsgütern.
Für die DRTs wurde in Zusammenarbeit mit dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN-OCHA) ein Netz mit rund 500 freiwilligen Mitarbeitern aufgebaut. Sie werden regelmäßig trainiert und können auf Anfrage im Ernstfall binnen 72 Stunden in Katastrophengebiete entsandt werden.
Fazit
Humanitäre Logistik ist auf privatwirtschaftliches Engagement angewiesen. Globale Unternehmen wie Deutsche Post DHL Group und die Logistik-Experten von DHL Freight verfügen über das fachliche Know-how und die notwendigen Ressourcen, um im Katastrophenfall wertvolle Hilfe zu leisten und Leben zu retten. Daraus erwächst für alle Marktteilnehmer eine humanitäre Verantwortung. Wir bekennen uns mit Leidenschaft zu dieser Verantwortung und leisten in Zusammenarbeit mit den UN über das GoHelp Programm unseren Beitrag zu einer effektiven humanitären Logistik.
Häufige Fragen
Was ist humanitäre Logistik?
Die humanitäre Logistik ist die unentgeltliche Planung, Organisation und Durchführung von Hilfsgüter-Transporten in Katastrophengebiete, z. B. in Folge einer Naturkatastrophe. Logistikunternehmen stellen dafür ihre Expertise und Ressourcen bereit, um in Zusammenarbeit mit Regierungen und Nichtregierungsorganisationen lebensnotwendige Güter zu liefern.
Was ist in der humanitären Logistik wichtig?
In der humanitären Logistik zählt jede Sekunde – denn in Katastrophengebieten kann sie über Leben und Tod entscheiden. Um eine schnelle Unterstützung der Betroffenen ermöglichen zu können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Logistikern, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen Voraussetzung.
Was muss in der humanitären Logistik beachtet werden?
Um zügig eine effektive Versorgung im Katastrophengebiet sicherstellen zu können, stellen sich in der humanitären Logistik vier Fragen: Was wird benötigt? Was kann wo beschafft werden? Wer sind geeignete Kooperationspartner? Und welche Verkehrsträger stehen zur Verfügung? Aus den Antworten auf diese Fragen ergibt sich eine detaillierte Planung und schnelle Umsetzung einer umfassenden Hilfe.
Was sind die Herausforderungen in der humanitären Logistik?
In der humanitären Logistik müssen Hilfsgüter in Katastrophengebiete transportiert werden. In Folge von z. B. Naturkatastrophen ist die Zugänglichkeit vor Ort aber häufig nicht oder nur eingeschränkt gegeben. Die Zusammenarbeit mit Regierungen kann sich je nach Zielland schwierig gestalten. Gleichzeitig stehen alle Beteiligten unter großem Zeitdruck.
Wie engagiert sich die Deutsche Post DHL Group in der humanitären Logistik?
Deutsche Post DHL Group kooperiert mit der UN und führt das sogenannte GoHelp-Programm für Katastrophenmanagement. Get Airports Ready for Disaster (GARD) und Disaster Response Teams (DRTs) sind wichtige Stützpfeiler des GoHelp-Programms. Mit GARD werden Flughäfen auf die logistischen Herausforderungen einer Katastrophe vorbereitet, die DRTs übernehmen das logistische Handling von Hilfsgütern.