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DHL Global Connectedness Report 2024: Globalisierung auf Rekordhoch

Der DHL Global Connectedness Report, den DHL gemeinsam mit der NYU Stern School of Business regelmäßig auflegt, ist seit 2011 ein wichtiger Kompass für Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik. Der Bericht bewertet die globale Vernetzung von 181 Ländern und Territorien und ist damit die derzeit umfassendste Analyse zum Stand der Globalisierung. Die diesjährige Ausgabe zeigt erneut: Es gibt keine nachhaltigen Anzeichen für eine Deglobalisierung.

Trend zur Globalisierung hält an – trotz weltweiter Erschütterungen

Der Global Connectedness Report 2024, den DHL wie in den Vorjahren in Zusammenarbeit mit der New York University Stern School of Business erstellt hat, basiert auf einer sorgfältigen Analyse von fast 9 Millionen Datenpunkten über Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme von Land zu Land. Er misst die Globalisierung von 181 Ländern, die zusammen 99,7 % der Weltwirtschaft und 98,7 % der Weltbevölkerung abdecken. Der Bericht ergibt ein einzigartiges und umfassendes Bild darüber, wie sich Waren, Dienstleistungen, Kapital, Informationen und Menschen weltweit bewegen.

Seit dem letzten Global Connectedness Report von DHL haben sich einige der Belastungen der Globalisierung verringert, während andere zugenommen haben. Die durch die Covid-19-Pandemie verursachten Störungen gehören der Vergangenheit an und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen lassen nach. Die Zahl gewaltsamer Konflikte hat hingegen zugenommen und die geopolitische Rivalität um Schlüsseltechnologien sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China sind weiter eskaliert.

In Zeiten ernster Konflikte wie diesen wird die Rolle der Globalisierung oft in Frage gestellt und die Regionalisierung als Antwort auf globale Disruptionen diskutiert. Der neueste DHL Global Connectedness Report kommt jedoch zu einem bemerkenswerten Ergebnis: Die Globalisierung erreichte im Jahr 2022 ein Rekordhoch und blieb auch im Jahr 2023 nahe diesem Niveau.

Regionalisierung und Fragmentierung finden kaum statt

Das bedeutet auch: Die Vorhersagen einer globalen Verschiebung von der Globalisierung hin zu einer Regionalisierung spiegeln sich in der Analyse internationaler Ströme nicht wider. Das klingt überraschend, aber die Daten sind eindeutig: Die globale Vernetzung nimmt weiter zu, obwohl das politische Umfeld sie weniger fördert und grenzübergreifende Konflikte die Schlagzeilen beherrschen.

Von den Ländern, die im DHL Global Connectedness Report 2024 analysiert wurden, sind 143 Länder stärker als zuvor global vernetzt. Lediglich bei 38 Ländern ist ein Rückgang zu beobachten. Eines dieser Länder ist Russland. Das liegt vor allem daran, dass Russland und Europa sich wirtschaftlich entkoppelt haben. Die Vernetzung Russlands ist in einem Ausmaß zurückgegangen, das unter den 20 größten Volkswirtschaften der Welt beispiellos ist.

Abgesehen von der Entwicklung Russlands belegen die Daten keine Aufspaltung der Weltwirtschaft in konkurrierende geopolitische Blöcke – auch nicht, was die USA und China betrifft. Obwohl die Handelsströme zwischen den beiden Großmächten seit 2016 rückläufig sind, bleiben sie stark miteinander verflochten und verzeichnen nach wie vor größere bilaterale Ströme als die meisten anderen Länderpaarungen.

Die Erkenntnisse des DHL Global Connectedness Report 2024 widerlegen eindeutig die Vorstellung von einem Rückgang der Globalisierung. Globalisierung ist eine Kraft, die unsere Welt tiefgreifend geformt und weiterhin großes Potenzial hat. Sie befähigt Menschen, Unternehmen und ganze Nationen, sich auf einzigartige Weise zu entfalten. Globalisierung hilft uns und unseren Kunden, eine zunehmend vernetzte Welt zu schaffen, die mehr Wohlstand für alle ermöglicht.DHL John Pearson

John Pearson, CEO DHL Express

Handelswachstum als Motor der Globalisierung

Ein maßgeblicher Faktor für die zunehmende globale Vernetzung ist das Handelswachstum. Der Anteil der globalen Wirtschaftsleistung, der auf den internationalen Handel entfällt, erreichte 2022 ein Rekordhoch. Nach einer Abschwächung im Jahr 2023 ist für 2024 wieder mit einer Beschleunigung des Handelswachstums zu rechnen.

Dieses Bild wird ergänzt durch einen Anstieg bei der Globalisierung von Unternehmen. Viele erweitern ihre internationale Aufstellung und erwirtschaften teilweise mehr Umsatz im Auslandsgeschäft als im Stammland.

Lediglich bei der Globalisierung von Informationsströmen ist aktuell eine Stagnation zu verzeichnen – nach einer starken Zunahme in den letzten zwanzig Jahren. Dies ist zumindest teilweise auf den Rückgang der Forschungszusammenarbeit zwischen den USA und China zurückzuführen.

Deglobalisierung ist nach wie vor ein Risiko – aber derzeit keine Realität. Viele haben wegen geopolitischer Bedrohungen und Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen eine Spaltung der Weltwirtschaft entlang geografischer oder geopolitischer Linien vorhergesagt – oder eine Verschiebung von internationalem hin zu inländischem Geschäft. Doch die jüngsten Daten belegen, dass internationale Ströme weiter wachsen und nur sehr wenige Länder ihre Beziehungen zu bisherigen Partnern abbrechen. Es ist wichtig, die Resilienz globaler Ströme anzuerkennen – denn eine einseitige Fokussierung auf die Gefahren für die Globalisierung könnte dazu führen, dass Deglobalisierung zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.DHL Steve Altman

Steven Altman, Senior Research Scholar und Director der DHL Initiative on Globalization am Center for the Future of Management der NYU Stern

Viel Raum für Wachstum

Die öffentliche Wahrnehmung legt den Eindruck nahe, dass wir in einem Zeitalter der uneingeschränkten Globalisierung leben. Die Daten des Global Connectedness Report zeigen jedoch, dass die internationalen Ströme immer noch viel geringer sind als die Ströme innerhalb nationaler Grenzen.

Der DHL Global Connectedness Report hat in diesem Jahr erstmals eine Methodik verwendet, um den Grad der Globalisierung weltweit zu messen. Die Skala reicht von 0 % (überhaupt keine grenzüberschreitenden Ströme) bis 100 % (uneingeschränkte Ströme über alle Grenzen und Entfernungen). Derzeit beträgt der globale Wert 25 %. Das bedeutet, dass von einer vollständig globalisierten Welt keine Rede sein kann: Obwohl die Globalisierung derzeit auf einem Allzeithoch ist, gibt es also noch viel Raum für Wachstum.

Die wichtigsten Ergebnisse des DHL Global Connectedness Reports in 10 Key Takeaways

  1. Globalisierung auf Rekordhoch: Die globale Vernetzung hat im Jahr 2022 einen Rekordwert erreicht und ist auch im Jahr 2023 nahe an diesem Wert geblieben.
  2. Singapur ist Spitzenreiter: Singapur war 2022 das am stärksten global vernetzte Land, gefolgt von den Niederlanden und Irland.
  3. Rückläufige Bindungen zwischen den USA und China: Der Rückgang des direkten Handels zwischen den USA und China hat sich im Jahr 2023 beschleunigt, aber die beiden Länder sind nach wie vor eng miteinander verbunden.
  4. Entkopplung von Russland und Europa: Unter den großen G20-Volkswirtschaften verzeichnet Russland den größten Einjahresrückgang in der globalen Vernetzung seit Beginn der Aufzeichnungen.
  5. Keine Spaltung der Weltwirtschaft: Globale Ströme lassen keine grundsätzliche Fragmentierung der Weltwirtschaft in rivalisierende geopolitische Blöcke erkennen.
  6. Kein Trend zur Regionalisierung: Die meisten internationalen Ströme verlaufen über gleichbleibende oder größere Entfernungen. Der Anteil der Ströme innerhalb großer geografischer Regionen nimmt ab.
  7. Verstärkte Globalisierung der Unternehmen: Unternehmen erweiterten ihre internationale Präsenz und erzielten höhere Umsätze im Ausland.
  8. Handel auf Rekordhöhe: Im Jahr 2022 erreichte der Anteil des Welthandels am Welt-BIP ein Rekordniveau. 2023 war er leicht rückläufig.
  9. Informationsflüsse stagnieren: Nach einem kräftigen Wachstum in den letzten zwanzig Jahren ist die Globalisierung der Information ins Stottern gekommen.
  10. Globalisierung ist nach wie vor begrenzt: Der absolute Grad der globalen Vernetzung liegt weltweit nur bei 25 %.

Erfahren Sie noch viel mehr im neuen DHL Global Connectedness Report 2024.

Infobox

Den vollständigen Bericht sowie die Key-Highlights-Broschüre können Sie hier downloaden.

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