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Finger weg!

650 Meilen ohne Fahrer durch den Süden der USA – keine Utopie, sondern Realität. Der entfernungsmäßig längste Feldversuch für selbstfahrende Lkw läuft.

Von außen wirkt alles normal, wenn ein Lkw Frigidaire-Kühlschränke von der Fabrik in El Paso, Texas ins Auslieferungscenter nach Palm Springs in Kalifornien transportiert. Eine leuchtend blaue Zugmaschine mit einem typischen Sattelauflieger. Was für die anderen Fahrer auf der Interstate 10 nicht zu erkennen ist: Der Fahrer hat die Hände nicht am Lenkrad. Denn er überwacht lediglich den eigentlichen Lenker des Gespanns: Kollege Computer.

Start-up glaubt an Automatik

Alex Rodrigues, Gründer und CEO von Embark Trucks [Foto: Embark Trucks]
Alex Rodrigues, Gründer und CEO von Embark Trucks [Foto: Embark Trucks]

Gebaut hat die komplett autonom fahrende Zugmaschine das Unternehmen Embark, ein Start-up aus dem bekannten Silicon Valley. Gründer und CEO Alex Rodrigues beschreibt die Anfänge: „Wir haben uns einfach einen Truck gekauft und in unsere Garage gefahren. 15 Monate später sind wir damit auf der Straße.“ Nach dem Einbau von Kameras und Computern und unzähligen Tests suchte Embark Partner für einen groß angelegten Feldversuch. Zustande kam am Ende eine Zusammenarbeit mit der zu Electrolux gehörenden Marke Frigidaire und der in ganz Nordamerika tätigen Spedition Ryder. Deren Zugmaschinen bringen den Trailer von der Frigidaire-Fabrik in El Paso bis kurz vor die Auffahrt der Interstate 10.

Sicher ist sicher

„Die Fahrsicherheit hat bei uns absoluten Vorrang. Schon deswegen sitzen auch im Feldversuch noch Menschen im Cockpit, die in Gefahrensituationen oder bei Unklarheiten eingreifen können“, sagt Alex Rodrigues. Vor der Autobahn wird umgekuppelt und die Zugmaschine von Embark übernimmt. Ab jetzt geht es 650 Meilen über die I 10. Durch das südliche Texas, New Mexico und Arizona geht es bis nach Kalifornien, vorbei an Las Cruces, Tucson und Phönix. Vor allem die vollen Straßen rund um die letztere Millionenmetropole sind eine Herausforderung. Die Reise endet in Palm Springs, wo für die letzten paar Meilen noch einmal der Mensch am Steuer gefragt ist.

Ziel ist weitgehende Automation

Während des vorerst auf ein Jahr angelegten Tests ist der Mensch unersetzlich, aber die Vision dahinter ist klar: Vollständig automatisierter Betrieb auf den großen Highways. In Alex Rodrigues Vorstellung sind die Fahrer dann nur noch für die Strecke zwischen Autobahn und Ziel zuständig – ähnlich den Hafenlotsen bei großen Containerschiffen. Bis es soweit ist gilt es aber, noch eine Menge Meilen zu fahren und nicht zuletzt auch bürokratische Hemmnisse aus dem Weg zu räumen – über sechs Monate Verhandlungen mit den Verwaltungen von vier Bundesstaaten und den Bundesbehörden waren nötig, bevor Embark seinen Lkw losschicken konnte.

Autonomes Fahren

Mit Hilfe moderner Computertechnologie können Fahrzeuge völlig ohne menschliche Eingriffe fahren. Denn die vielfältigen Assistenzsysteme lassen sich per Rechner auch zum aktiven steuern verwenden.

Weil die rechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb noch fehlen, müssen alle Fahrtests von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Derzeit laufen eine Reihe von Feldversuchen für autonome Lkw, angefangen von Platooning über Kurzstreckentests von Daimler in Deutschland bis hin zu Versuchen wie von Embark oder Starsky Robotics in Florida.

 

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