Sich auf europäischen Autobahnen durch Baustellen zu quälen, das stresst. Oft verursachen sie Staus und Unfälle. Fahrassistenzsysteme und smartes Fahren helfen, sicher durchzukommen.
Stau in der Baustelle: auf Achse zwischen allen Stühlen
Wenn Verkehr und Geduld gleichermaßen ins Stocken geraten: Für Berufskraftfahrer bedeutet ein hohes Verkehrsaufkommen auch meist ein nicht minder hohes Stresslevel. Denn oft bekommen sie als Erste den Ärger der Auftraggeber ab, wenn der Zeitplan kippt. Von der Einhaltung der eigenen Lenk- und Ruhezeiten und den zusätzlichen Kosten für das jeweilige Transportunternehmen mal ganz abgesehen.
„Der dadurch entstehende volkswirtschaftliche Schaden beträgt aufs Jahr gerechnet rund 15 Milliarden Euro.“ Verkehrsexperte Professor Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass 20 Prozent der Staus in Deutschland durch Baustellen verursacht werden.
Quelle: transportbotschafter.de
Während für viele Menschen schon das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz oder der Stadtverkehr zur nervlichen Zerreißprobe wird, kann der Stress für solche, die die Brötchen nicht nur von A nach B bringen, sondern auch ihre eigenen währenddessen verdienen, ernsthafte Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dies gefährdet nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer.
Zudem haben die Auswirkungen der Klimakrise die Situation für Lkw-Fahrer sogar noch verschärft.
Baustellen: Wenn ganze Infrastrukturen durch Katastrophen wegfallen
Die Hochwasserkatastrophe in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg sowie im Westen und Süden Deutschlands hat ein immenses Ausmaß an Zerstörung hinterlassen. Die Lage auf den Straßen in vielen Regionen Europas verschärft sich zusehends im Zuge von Umwelteinflüssen. Wie der ADAC meldet, sind allein im Rheinland 90 Autobahnkilometer beschädigt. Komplette Verkehrsinfrastrukturen, darunter die A1, sind teilweise nicht mehr passierbar. Zahlreiche Brücken, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sind zerstört und müssen neu gebaut werden. Dies führt zu Engpässen auf Ausweichrouten. Die Folge: Straßen kommen an ihre Kapazitäts- und professionelle Fahrer an ihre nervlichen Grenzen. Wie bereitet man sich auf Langstreckenfahrten am besten vor? Und was kann man aktiv dazu beitragen, das Stresslevel gar nicht erst bis aufs Maximum steigen zu lassen?
Um diese und andere Fragen zu beantworten, haben wir acht wertvolle Tipps zur Bewältigung besonders herausfordernder Situationen im Straßenverkehr zusammengestellt. Sie helfen, Frust und Stress möglichst gering zu halten, auch wenn die Schlange in der Baustelle mal wieder immer länger wird.
Stau auf der Autobahn: So kommen Berufskraftfahrer gut durch Baustelle und Co.
1. Damit die Bewegung nicht auf der Strecke bleibt: Natürlich möchten und müssen Sie Ihr Ziel so schnell wie möglich erreichen. Gerade deshalb ist es wichtig, ab und an eine Fahrtunterbrechung einzulegen und dem Körper regelmäßig eine kurze Pause vom langen Verharren in ein und derselben Position zu gönnen. Eine Runde um den Lkw laufen, ein paar Mal bewusst durchatmen, ein kleiner Snack und noch mal eben zur Toilette, schon geht es wieder zurück auf die Autobahn.
Anhalten ist für Sie oft zeitlich einfach nicht drin? Unser Tipp: Nutzen Sie günstige Momente, zum Beispiel an der Ampel, um Beine und Rücken zu strecken und verlagern Sie Ihr Gewicht, um die Belastung einzelner Körperpartien zu verringern. Atmen Sie dazu langsam durch die Nase ein und den Mund wieder aus.
2. Gelassen bleiben, wenn andere überreagieren: Verengt sich die Fahrspur, können Pkw-Fahrer hektisch werden. Sie sollten daher darauf gefasst sein, dass diese dann plötzlich zwischen Spuren hin und her schwenken.
3. Ausschau halten nach alternativen Routen: Nutzen Sie Tools wie Google Maps oder andere Routenplaner, um sich gegebenenfalls auf alternative Routen zu begeben. Solche Tools analysieren laufend den Verkehr und schlagen Strecken sogar automatisch vor, wenn sie sinnvoll sind. Das macht ein effizienteres Vorwärtskommen wahrscheinlicher und spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.
4. Zeitaufwand einkalkulieren: Oft gilt im Baustellenbereich ein Überholverbot für Lkw. Damit bestimmt der Langsamste das Tempo. Rechnen Sie mit entsprechend höherem Zeitaufwand für die betroffene Strecke.
5. Versetzt fahren: So bleibt bei Baustellen mit zwei Spuren in dieselbe Richtung allen Fahrzeugen genug Raum, ohne dass es zu kritischen Situationen kommt. Immerhin ist die Kollision nebeneinander fahrender Fahrzeuge die zweithäufigste Unfallursache in Baustellen.
6. Was auf die Ohren: Geben Sie während der Stauzeiten Ihrem Gehirn etwas zu tun und hören beispielsweise einen Podcast. Das dämpft den Stresspegel. Wer es etwas ruhiger mag, für den ist Entspannungsmusik vielleicht genau das Richtige.
7. Auf die Ernährung kommt es (auch) an: Eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise trägt ebenfalls dazu bei, Stress besser zu verarbeiten.
Und last but not least:
8. Mit Tourenplanung Baustellen vermeiden: Planung ist alles – das ist gerade Profis klar. Wer Routen mit Baustellen vermeiden möchte, der kann mit intelligenten Systemen genau dies tun. Routenplaner wie Google Maps oder ADAC Maps helfen, Baustellen zu ermitteln, und schlagen Alternativstrecken vor. Informationen zu angemeldeten Dauerbaustellen, zum Beispiel in Deutschland, bieten der Baustellen-Check und der Mobilitäts-Daten-Marktplatz der Bundesanstalt für Straßenwesen, für den die deutschen Bundesländer ihre Baustellendaten zur Verfügung stellen.
Mit Greenplan effizienter unterwegs Das von DHL finanzierte Start-up Greenplan bietet einen leistungsfähigen Algorithmus zur Routenoptimierung. Das System berücksichtigt unter anderem die tageszeitabhängige Fließgeschwindigkeit des Verkehrs. Dies erlaubt eine sehr realistische und zuverlässige Tourenplanung. Im Vergleich zu Standard-Lösungen setzt Greenplan bei den jeweiligen Zeit- und Kostentreibern des Kunden an. Das Ziel: massive Effizienzsteigerungen – bis zu 30 Prozent. Den Algorithmus haben übrigens Wissenschaftler der Uni Bonn und DHL-Logistikexperten entwickelt.
Das Softwareunternehmen mit Sitz in Bonn entwickelt und vertreibt eine SaaS Lösung für die intelligente Tourenplanung im B2B-Bereich. Ein volldynamischer und effizienter Planungsansatz ermöglicht optimierte (Letzte-Meile-) Lieferungen sowie Einsatzplanungen für den Außendienst. Zur Berechnung der bestmöglichen Stopp-Reihenfolgen berücksichtigt der Greenplan-Algorithmus das gesamte Liefer- oder Servicegebiet. Die ganzheitliche Optimierung des Planungsgebiets ohne starre Gebietslogik pro Fahrer oder pro Tour garantiert eine bessere Verteilung von Volumina und die verbesserte Auslastung vorhandener Fahrzeugkapazitäten. Greenplan ist Gewinner des PostEurop Innovation Award 2020 und wurde als WSIS Prizes Champion Projekt 2021 ausgezeichnet.
Baustellen machen auch Transportunternehmen das Leben schwer
Lkw-Fahrer können selbst einiges dazu beitragen, stressige Situationen in Baustellen erträglicher zu gestalten. Doch welche Rahmenbedingungen sollten besser werden? Karlhubert Dischinger, Präsident des Verbandes Spedition und Logistik in Baden-Württemberg, fordert: „Es sollte keine reinen Tagesbaustellen mehr geben.“ Nachts herrsche ohnehin weniger Verkehr; das bedeute auch weniger Staus. Dies käme wiederum der Umwelt zugute, so Dischinger weiter. Laut einer ADAC-Umfrage wünschen sich 87 Prozent der rund 2.000 befragten Fahrer, dass die Bauzeit auf Autobahnen durch Wochenend- und Nachtarbeit kürzer wird. Die Mehrheit fand das Baustellenmanagement schlecht (Quelle: eurotransport.de).
Vorsicht, falsche Fahrbahn!
Besonders kritisch für Lkw in Baustellen: sogenannte Verschwenkungsbereiche, in denen Fahrbahnen komplett auf die Gegenfahrbahn gelenkt werden. Trucker geraten durch Bodenunebenheiten oft auf den parallel verlaufenden Fahrstreifen oder auf Fahrbahnteiler. Dies sind meist mit Sand oder Wasser gefüllte Schrammborde. Auch Verkehrsinseln und Mittelleitplanken dienen als Fahrbahnteiler. Je nach Stabilität verhindern diese keinen Crash!
Baustellen forcieren Staus – und Staus fördern Unfälle. Die Zahl der Auffahrunfälle mit Lkw-Beteiligung und Schwerverletzten steigt, so die Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr. Der Einsatz von Fahrassistenzsystemen kann hier von entscheidender Bedeutung für das Leben der Fahrer und der anderen Verkehrsteilnehmer sein.
Fahrassistenzsysteme clever nutzen!
Unfälle, an denen Lkw beteiligt sind, sind häufig besonders schwerwiegend. Fahrassistenzsysteme, etwa der Notbremsassistent, das Adaptive Cruise Control System (ACC) oder der Spurhalte- und Spurwechselassistent, erhöhen Sicherheit und Effizienz gleichermaßen – ein Überblick:
- Der Notbremsassistent
Neu zugelassene Lkw mit mehr als acht Tonnen Gesamtmasse müssen seit 2015 mit einem Notbremsassistenzsystem ausgerüstet sein. Drei Viertel der Lkw über acht Tonnen verfügen bereits über dieses Fahrassistenzsystem. Seit 2018 ist das Advanced Emergency Braking System (AEBS) auch für neue Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen Pflicht. Das AEBS warnt vor Hindernissen und leitet das Bremsen ein, falls der Fahrer es nicht tut. Experten fordern, die AEBS technisch weiterzuentwickeln. Die Herausforderungen: das Zusammenwirken von AEBS und Fahrer verbessern, das Übersteuern verhindern.
- Adaptive Cruise Control System (ACC)
Die Sensoren des ACC erkennen den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremsen automatisch ab, wenn der Abstand zu gering wird. Dies dient vor allem dazu, Auffahrunfälle beim Stop & Go in der Baustelle zu vermeiden. Das ACC System enthält darüber hinaus einen Tempomaten und ist in der Lage, stehende Fahrzeuge, Fahrradfahrer und sogar Fußgänger zu erkennen.
- Spurhalte- und Spurwechselassistent
Um das unbeabsichtigte Verlassen der Fahrspur, beispielsweise durch Sekundenschlaf, zu vermeiden, ist ein Spurhalte- und Spurwechselassistent der optimale Begleiter bei der täglichen Arbeit auf dem Bock. Er warnt nicht nur mit einem deutlichen akustischen Signal, wenn die Fahrspur verlassen wird. Ausgereifte Systeme nehmen zudem automatisch eine Lenkkorrektur vor. Ist beim Wechseln der Fahrspur die Distanz zu den anderen Fahrzeugen zu gering, meldet sich der Spurwechselassistenz und hilft dabei, ohne zusätzliche Gefahr eines Unfalls, den gewünschten Spurwechsel vorzunehmen.
Hier staut es sich am häufigsten
Laut Staustatistik des ADAC für Deutschland ist seit Jahren ein Bundesland Spitzenreiter beim Thema Stau: Auf Nordrhein-Westfalen entfielen 2020 ein Drittel aller Staumeldungen. Und das, obwohl coronabedingt deutschlandweit bei Staumeldungen ein Minus von 36 Prozent zu verzeichnen ist. Besonders belastet waren folgende Autobahnen:
- Der Autobahnabschnitt mit den meisten Staus war die A 40 zwischen Duisburg und Essen. Hier gab es insgesamt 10.610 Meldungen.
- Mit einer Staudauer von 4.158 Stunden brauchten Autofahrer auf der A 46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal die meiste Geduld.
- Auf der A1 zwischen Köln und Dortmund gab es mit 10.589 Kilometern die in Summe längsten Staus.
Auf Haupttransitstrecken in Europa gibt es zahlreiche Baustellen
Staugefahr durch lange Baustellen gibt es auf vielen europäischen Transitstrecken. Österreich, die Schweiz und die Tschechische Republik sind Baustellen-Hotspots. Achtung wegen geänderter Verkehrsführung heißt es zum Beispiel auf der
- A2 Graz – Klagenfurt zwischen Völkermarkt-West und Grafenstein in beiden Richtungen (bis mindestens Ende November 2021)
- A4 Wien – Budapest zwischen Rastplatz Fischamend und Bruck an der Leitha Ost in beiden Richtungen (bis mindestens Ende Oktober 2021)
- A2 Chiasso – Gotthard zwischen Faido und Airolo in beiden Richtungen (bis mindestens Ende April 2022)
- A8 Interlaken – Brienz zwischen Iseltwald und Brienz in beiden Richtungen (bis mindestens Ende Dezember 2021)
- A3 Zürich – Chur zwischen Murg und Flums (bis mindestens Oktober 2021)
- D1 zwischen Prag und Brno (bis Herbst 2021)
Warum dauern Baustellen so lange?
Autobahnbaustellen sind nicht nur häufig mehrere Kilometer lang, ihre Bauzeit zieht sich ebenfalls hin. Warum Baustellen meist Jahre bis zur Fertigstellung benötigen, das kann unterschiedliche Gründe haben.
Die Gründe für lange Bauzeiten von Baustellen:
Verschiedene Gewerke
- Bauaufträge sind meist in mehrere Abschnitte, sogenannte Lose, unterteilt. Verschiedene Unternehmen erhalten die Zuschläge, da meist unterschiedliche Gewerke, wie z. B. Straßen-, Tief- und Erdbau, beteiligt sind. Diese können meist nicht gleichzeitig an einem Abschnitt arbeiten, da einzelne Arbeiten erst abgeschlossen sein müssen, bevor das nächste Gewerk starten. Tritt das ein, verlängert sich die Bauzeit unweigerlich.
Wetter
- Bauarbeiten sind wetterabhängig. So muss der Untergrund komplett trocken sein, um bestimmte Beläge einzubauen.
Nachtarbeit
- Bauarbeiter erledigen manche Aufgaben gezielt in der Nacht, weil die Baufahrzeuge dann ungestörter arbeiten können. Allerdings haben nicht alle Lieferanten eine Zulassung, um nachts zu fahren. Nachtarbeit ist zudem wegen der Zuschläge teurer und gefährlicher: Jeder Winkel der Baustelle muss ausgeleuchtet sein.
Intermodallösungen von DHL Freight: eine Alternative zu Staus
Um Staus abzubauen, setzt der ADAC auf
- den Ausbau chronisch überlasteter Strecken
- das Verlagern von Gütern auf die Schiene
Die neue Autobahn GmbH des Bundes, die seit Januar 2021 für alle Autobahnprojekte zuständig ist, soll einiges ins Rollen bringen.
DHL Freight setzt schon seit geraumer Zeit auf die Kombination von Straße und Schiene. Diese intermodalen Transporte lohnen sich besonders auf der Langstrecke ökologisch und wirtschaftlich. Wir bündeln die Umweltvorteile von Güterzügen mit der Flexibilität von Lkw und stellen die optimale Lösung für Ihre Lieferungen zusammen. So finden bei uns bereits jetzt mehr als eine viertel Million Fahrten in Europa multimodal statt. Das bedeutet: Stau adé – und weniger Emissionen.
Kommen Sie gut an!