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Auf dem Haiway

Außergewöhnliche Fracht transportiert DHL Freight oft, aber lebende Haie waren auch für die Logistikspezialisten neu. Die spektakulären Passagiere überstanden die 1.320 Kilometer lange Fahrt heil.

Wie kommt der Fisch ins Aquarium? Für den gewöhnlichen Hobby-Fischhalter keine Frage: im Zoogeschäft kaufen und im mit Wasser gefüllten Beutel transportieren. Wenn die betreffenden Tiere aber rund 1,40 Meter lang sind und zwischen Startpunkt und Zielbecken über 1.000 Kilometer Straße und die Alpen liegen, sind Spezialisten gefragt. Solche wie Tamás Kapczár, Head of Temperature Controlled Operations DHL Freight Ungarn, und seine Mitarbeiter. Der Transportauftrag des Tropicariums in Budapest war sogar für die Experten ungewöhnlich: Zwei lebende Sandbankhaie sollten vom Sea Aquarium Antibes in Frankreich in die ungarische Hauptstadt gebracht werden.

Technisch anspruchsvoll

[Foto: DHL]
[Foto: DHL]

Der Transport temperaturempfindlicher Fracht gehört für DHL Freight zum Alltag, aber lebende Haie erfordern einiges an Vorbereitungen und Umbauten. Als Basis für den Haitransporter diente ein herkömmlicher Kühllaster, in den zwei Edelstahltanks mit 230 Zentimetern Durchmesser und 1,5 Metern Höhe eingebaut wurden. Dazu kamen technische Aggregate wie Umwälzpumpen, Abschäumer und Sauerstoffanreicherer. Für deren Betrieb war es notwendig, einen mobilen 220-Volt-Generator auf eine Palette zu montieren und im Fahrzeug zu sichern. Gegen möglichen Stromausfall wurde zusätzlich eine Notversorgung aus drei Lkw-Batterien plus Wechselrichter zusammengebaut. Auch für den absoluten Notfall war gesorgt, denn es kamen noch ein paar Druckluftflaschen mit Sauerstoff auf den Lkw. Die gesamte Ausrüstung wurde mithilfe mehrerer Europaletten und über Metallfixierungen an den Strukturelementen des Laderaums gesichert. Die Trennwand zur Kabine wurde mit zusätzlichen vertikalen Stahlstangen verstärkt – zum Schutz der Fahrer, denn die hatten schließlich zwei Wassertanks mit je fünf Tonnen Gewicht im Rücken.

Rechtlich einwandfrei

Auch auf der juristischen Seite gab es einiges zu klären. Für den Transport musste eine Sondergenehmigung der ungarischen Behörden her. Um die zu erhalten, war zuallererst eine Sterilisation des gesamten Lkws nötig. Des Weiteren wäre ohne die Abnahme des gesamten Aufbaus durch einen Veterinär die Unternehmung buchstäblich ins Wasser gefallen. Damit nicht genug, waren Unternehmen, Fahrzeug und die Fahrer selbst noch im europäischen TRACES-System zu registrieren. Dieses Datenbanksystem ist eine von der Europäischen Union eingeführte webbasierte Plattform, welche sämtliche Tiertransporte innerhalb der EU sowie aus und in die EU überwacht.

Problemlose Fahrt

[Foto: DHL]
[Foto: DHL]

Nach den Vorbereitungen in Ungarn fuhr der mit zwei Fahrern besetzte Lkw nach Antibes an der Côte d’Azur. Erst dort wurden die Tanks mit Meerwasser gefüllt und nach letzten Überprüfungen auch die beiden Haie verladen. Übrigens auf ganz konventionelle Art, mit Netz und Muskelkraft – also Hai fangen, aus dem Wasser ziehen und schnell zum Tank laufen. Auf der Fahrt nach Budapest begleiteten drei Mitarbeiter des Tropicariums den Spezialtransport, die bei jedem Halt die Wasserqualität und den Zustand der Tiere prüften. Die 1.320 Kilometer bewältigte der ungewöhnliche Transport in 24 Stunden. Nach einer mehrtägigen Eingewöhnungsphase sind die beiden Tiere mit den Namen Bonnie und Clyde inzwischen in der ungarischen Hauptstadt heimisch geworden. Die Expertise von DHL Freight Ungarn hat sich herumgesprochen, denn es gibt bereits neue Aufträge für Haitransporte aus der Slowakei nach Ungarn und Kroatien.

Bonnie und Clyde – zwei Sandbankhaie

Die beiden 1,5 Jahre jungen Tiere gehören zu den sogenannten Requiemhaien. Größte und bekannteste Vertreter dieser Gattung sind die Tigerhaie mit bis zu sechs Metern Länge. Die deutlich kleineren Sandbankhaie erreichen maximal 240 Zentimeter, sind nachtaktiv und leben im Bereich des Kontinentalschelfs in bis zu 280 Metern Wassertiefe. Sie kommen vor allem im Mittelmeer, aber auch an den Küsten Nord- und Mittelamerikas sowie im westlichen Indischen Ozean vor. Die beiden neuen Bewohner des Tropicariums in Budapest – ein männliches und ein weibliches Tier – wurden in Gefangenschaft geboren. In der Natur ist der Sandbankhai inzwischen durch Fischerei bedroht und steht auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten.

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