Den Straßengüterverkehr weltweit voranbringen – dies ist das Thema des Leitfadens, den die Weltbank und die International Road Transport Union (IRU) in Marrakesch vorgestellt haben. Das Papier macht fünf wesentliche Ansatzpunkte für Reformen aus.
Ein Schlüsselsektor für die wirtschaftliche Entwicklung – nicht mehr und nicht weniger – ist der Straßengüterverkehr. Dies gilt ganz besonders bei weltweiter Perspektive. Um dieses Potenzial zu heben, haben Weltbank und IRU erstmalig einen Wegweiser für Reformen im Straßengüterverkehr entwickelt. Adressaten sind Regierungen ebenso wie Akteure aus Politik und Transportbranche. Der Guide gibt Anleitungen zur Datenanalyse, beleuchtet wichtige Handlungsfelder und umreißt, wie ein detaillierter Maßnahmenkatalog aussehen kann. Ziel ist die Realisierung von Reformen, um langfristig Vorteile in der Logistik, im Handel und der wirtschaftlichen Entwicklung zu erzielen sowie die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen.
Anstöße mit großem Effekt
Viele Maßnahmen können dabei eine große Hebelwirkung entfalten. Da beispielsweise 85 bis 90 Prozent aller Unfälle von Lastkraftwagen auf menschliches Versagen zurückgehen, ist Fahrertraining ein wirksamer Ansatz für Verbesserungen. Die Kosten für die Schulungen gleichen den Rückgang an Unfällen, eine kraftstoffschonendere Fahrweise und geringere Wartungskosten für Fahrzeuge aus.
Für positive Effekte sorgt zudem eine moderne Fahrzeugflotte. So verringerte sich der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch eines Lkws in den vergangenen 40 Jahren um 40 Prozent, von 50 Litern auf 100 Kilometern in den 70er Jahren auf 30 Liter im Jahr 2008.
Jose Luis Irigoyen, Senior Director, Transport and ICT Global Practice bei der Weltbank.
Fünf wesentliche Reformfelder
Der Wegweiser markiert fünf Bereiche, an denen Reformen ansetzen können.
- Verbesserung der Marktstrukturen: Ziel sind Vorgaben, die Betriebsschutz, Sicherheit und Service-Qualität umfassen. Noch variieren die Regularien von Land zu Land. Die Spanne reicht vom völligen Fehlen bis hin zu Vorschriften, die sogar quantitative Festlegungen treffen.
- Zurückdrängung des informellen Sektors: Manche Transporteure agieren außerhalb eines ordnungsgemäßen gesetzlichen Handlungsrahmens. Bei der Zurückdrängung dieses grauen Marktes gilt es, die negativen sozialen Effekte auszubalancieren. Es muss sichergestellt werden, das Kleinunternehmer mit nur einem Lkw (one man/one truck) weiterhin innerhalb gesetzlicher Rahmenbedingungen arbeiten können.
- Fahrertraining: Eine Ausbildung, die sich an internationalen Modellen orientiert, kann ein Mindestmaß an Know-how, Fachkompetenzen und Qualifikationen sicherstellen. Auch das Ausstellen von Zertifikaten, die fachliche Fähigkeiten nachweisen, trägt dazu bei, die Professionalität zu erhöhen.
- Erneuerung der Fahrzeugflotte: Wie der Fahrer ist auch das Fahrzeug essentiell für eine gute Transportleistung. Reformen müssen daher auch Mechanismen umfassen, die auf die Erneuerung der Fahrzeugflotte zielen. Geeignete wirtschaftliche und steuerliche Instrumente sollten den Kauf von Fahrzeugen erleichtern. Weitere Aspekte sind Vorgaben für den Import von Gebrauchtfahrzeugen oder für technische Standards.
- Externe Kosten senken durch mehr Effizienz: Die vollständigen Transportkosten umfassen nicht nur interne Positionen wie Betrieb und Wartung von Fahrzeugen sowie Einrichtungen. Auch externe Kosten wie die Verkehrsbelastung, Umweltauswirkungen und auch Unfallfolgen sind einzukalkulieren. Mehr Effizienz bei Transportprozessen kann dazu beitragen, diese externen Kosten zu verringern.
Beispiel Mexiko
Die Mexikaner begannen mit ihrer Reform im Straßengüterverkehr im Jahr 1989 und erzielten laut Guide bereits konkrete positive Ergebnisse:
- Von 1989 bis 1995 nahm das Transportvolumen auf innerstaatlichen Straßen um 52 Prozent von 107.200 auf 162.827 Tonnenkilometer zu, die durchschnittliche Distanz um fast 30 Prozent von 346 auf 444 Kilometer.
- Die mittlere Wachstumsrate bei Firmen, die ihre Flotten vergrößerten war 64 Prozent. Bei großen Anbietern sogar 75 Prozent.
- Reduzierung der Transporttarife seit 1989 real um 25 Prozent.
- Die Beschäftigung in der Branche nahm zwischen 1989 und 1995 um 5,2 Prozent zu, von 509.000 auf 536.000 Beschäftigte mit Jahresvergütung.