Christian Labrot ist seit Januar neuer Präsident der IRU (International Road Union). Im Interview mit DHL Freight Connections spricht er über die neue Ausrichtung des Weltverbands – und stellt den neuen Außenauftritt der IRU vor.
Die IRU präsentiert sich in diesen Tagen mit neuem Logo und neuem Claim. Sie haben Anfang Januar die Präsidentschaft übernommen. Neuer Präsident, neue IRU?
Form follows function – die IRU richtet sich neu aus. Globalisierung und Digitalisierung haben neue Rahmenbedingungen geschaffen. Diesen werden wir mit einer neuen Aufstellung gerecht. „We help the world get where it needs to be“ bringt es auf den Punkt: Wir verstehen uns als globale Organisation für Mobilität. Güter und Waren werden heute weltweit ausgetauscht und gehandelt. Nur als Global Player kann die IRU die Interessen der Branche weltweit bündeln und gezielt vertreten. Die Neuausrichtung und damit verbunden auch der Relaunch des Außenauftritts gehen aber nicht alleine auf mein Konto. Das IRU-Team hat sie bereits unter meinem Vorgänger angestoßen. Diesen Weg werden wir jetzt konsequent weitergehen.
Was heißt das konkret?
Unsere Mitgliedsverbände und deren Unternehmen sind zunehmend global unterwegs. Deshalb müssen wir geografisch wachsen. Unser Ziel: den Transport über die Straße in der ganzen Welt so einfach wie möglich zu machen. Dabei haben wir schon beachtliche Erfolge erzielt. Pakistan hat im vergangenen Jahr die TIR-Konvention unterschrieben, China steht kurz davor und auch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten sind wir in Verhandlungen. Für unsere Mitglieder bedeutet das eine erhebliche Erleichterung. Die gesamte Zollabwicklung läuft damit viel einfacher und schneller. An einigen Grenzen gibt es schon spezielle TIR-Spuren, da sind die LKW in einer halben Stunde mit allem durch. Die Erleichterung dieses grenzüberschreitenden Transports erzeugt in der Regel eine Win-win-Situation. Es entstehen neue Absatzmärkte, neue Wirtschaftsstrukturen, neue Arbeitsplätze – kurz Wohlfahrtseffekte für beide Seiten.
Ein weiteres Beispiel ist die Aus- und Weiterbildung. Die IRU-Akademie kann in weniger gut entwickelten Ländern wichtige Aufbauarbeit leisten und dort Standards etablieren, die allen helfen, von einer funktionierenden Logistik zu profitieren. Zurzeit verantwortet die IRU-Akademie die Qualifizierungsmaßnahmen für den Transportsektor in Jordanien. Ein wichtiger Markt im Nahen Osten.
Die International Road Union – kurz IRU – ist auf allen Kontinenten – inklusive Australien – vertreten. Sie repräsentiert über ihre 180 Mitgliedsverbände Straßentransportunternehmen aus mehr als 100 Ländern.
Welche weiteren Vorteile kann die IRU ihren Mitgliedern ansonsten bieten?
Wie in allen Netzwerken gilt: Je mehr mitmachen, desto mehr Know-how, Austausch und Profit für alle. Deshalb hat die IRU neben ihrem Hauptsitz in Genf unter anderem auch ein Büro in New York. Nicht, weil die Stadt so schön ist, sondern weil dort die UNO, viele weitere UN-Organisationen und die Weltbank sitzen. Wir stehen in ständigem Austausch mit diesen Institutionen und können dort gezielt die Interessen unserer Branche vertreten.
Zumindest in Europa leidet der Transport auf der Straße zunehmend unter einem schlechten Image. Was kann die IRU hier tun?
Das schlechte Image des Fernlastverkehrs ist ein Paradoxon. Ein Smartphone beispielsweise besteht aus vielen Hundert Komponenten, die aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt kommen. Der Verbraucher hat aber keine Vorstellung, welche komplexen Wege notwendig sind, um so ein Gerät zu produzieren. Beispiel Versandhandel: Wir sprechen hier mittlerweile von der taggleichen Zustellung. Vor zehn Jahren dauerte es Wochen, bis eine Katalogbestellung ausgeliefert wurde. Diese permanente Verfügbarkeit, das Just-in-Time ist nur mit ausgefeilten und hocheffizienten Logistikketten möglich. Ohne den Transport über die Straße geht da gar nichts.
Deshalb haben wir uns als IRU auch die Verbesserung des Branchen-Images auf die Fahnen geschrieben. Wir wollen die Öffentlichkeit sensibilisieren, wie eminent wichtig die Logistik für unser Wirtschaftswachstum und damit für unsere Wohlfahrt ist. Dazu müssen wir sichtbarer werden. Deshalb wollen wir 2017 auch wieder seit dann neun Jahren den IRU-Weltkongress veranstalten.
Zur Person:
Christian Labrot, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik, ist seit Januar 2016 neuer Präsident des IRU-Präsidiums. Bereits seit 1997 ist der Volkswirt Mitglied der Finanzkommission der IRU. Seit 2012 leitete er sie und war ordentliches Präsidiumsmitglied.