Zahlen sagen oft mehr als Worte. Zum Beispiel, wenn es darum geht, welche Gütermengen mit welchen Verkehrsträgern weltweit, in Europa und in Deutschland tatsächlich transportiert werden. Wir geben Ihnen Einblicke in aufschlussreiche Statistiken zum Güterverkehr. Beispielsweise darüber, welcher Verkehrsträger weltweit dominiert oder ob die Schiene tatsächlich Marktanteile gegenüber der Straße gewinnen kann.
Güterverkehr weltweit: Statistik nur eingeschränkt verfügbar
Verlässliche Zahlen zu weltweiten Güterbewegungen liegen schon allein deswegen nicht vor, weil in vielen der rund 200 Länder auf unserem Planeten schlicht keine Zahlen erfasst werden.
Langfristig wird es bei allen Verkehrsträgern hohe Zuwachsraten geben, mit den höchsten bei der Seefracht. Das manifestiert den Ist-Zustand bei den weltweiten Warenbewegungen, denn Seeschiffe sind schon jetzt für rund 90 Prozent des globalen Warenverkehrs verantwortlich.Schon 2010 lag die Beförderungsleistung bei über 60 Billionen Tonnenkilometern, bis 2050 könnte es nach Schätzungen zu einer Vervierfachung kommen. Ein noch größeres Wachstum wird für die weltweite Straßenfracht angenommen: von 6,388 Billionen Tonnenkilometern (2010) auf rund 30 Billionen Tonnenkilometer (2050).
Schon im Zeitraum 2000 bis 2020 ist die Entwicklung des Seefrachtaufkommens beeindruckend. 2000 wurden weltweit noch rund 224 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer in Häfen umgeschlagen. 2019 (vor dem pandemiebedingten leichten Rückgang von 791,58 Millionen) waren es bereits über 800 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer.
Parallel hat sich das Luftfrachtvolumen von 118 Millionen Tonnenkilometern (2000) auf 221,5 Millionen Tonnenkilometer (2019) gesteigert – und damit immerhin fast verdoppelt, wobei die Tendenz zuletzt sinkend war.
Entwicklung Lkw-Verkehr
Besonders im Road-Freight-Sektor fehlen oft verlässliche Angaben. Präzise Zahlen zum Landfrachtaufkommen liefern immerhin die 74 Mitgliedsstaaten des International Transport Forum (ITF). Im Zeitraum 2010 bis 2021 gibt es vor allem in Schwellenländern wie Indien oder Usbekistan solide Zuwächse bei der transportierten Fracht – im Fall von Kasachstan sogar von rund 50 Prozent. Aber auch osteuropäische EU-Mitgliedsländer wie Polen oder Rumänien legen kräftig zu, während in Industrienationen wie Japan, Italien oder Großbritannien sogar rückläufige Zahlen zu verzeichnen sind.
Entwicklung Rail Freight
Beim Schienengüterverkehr fällt der Zuwachs auch in stark wachsenden Schwellenländern nur moderat aus, was vor allem daran liegen dürfte, dass das Wachstum der Infrastruktur im Schienenbereich dem Nachfragewachstum hinterherhinkt. Das gilt auch für die absoluten Zahlen beim Vergleich Straßen und Schienenfracht. Waren es 2017 beispielsweise in Indien rund 2,5 Milliarden Tonnenkilometer, die auf der Straße erbracht wurden, fielen auf der Schiene nur rund 650 Millionen an.
Wie hoch ist der Anteil des Güterverkehrs am Gesamtverkehr?
Diese Frage lässt sich nicht seriös beantworten, weil sich die jeweils erhobenen Daten nicht vergleichen lassen: Der Güterverkehr wird entweder in Beförderungsmengen (Tonnen) oder Beförderungsleistungen (Tonnenkilometer) berechnet und der Personenverkehr wird anhand der Anzahl beförderter Personen oder nach Personenkilometern erfasst.
Statistik zum Güterverkehr in Europa
Europäischer Güterverkehr: Lkw vs. Bahn
Auch in Europa entfällt das eindeutige Gros bei der Landfracht auf die Straße. 2021 wurden in den 27 EU-Staaten 13,65 Milliarden Tonnen transportiert. Die letzten Zahlen für die Schiene stammen aus dem Jahr 2016, als in der EU mit damals noch 28 Staaten (mit Großbritannien) rund 1,7 Milliarden Tonnen Güter auf der Schiene und 14,25 Milliarden Tonnen auf der Straße anfielen. In der Binnenschifffahrt waren es 2016 (EU 28) knapp 547.538 Tonnen und 2021 (EU 27) 522.216 Tonnen. Im Jahr 2016 (EU 28) lag der Anteil am Güterverkehr der Schiene bei unter 15 Prozent und derjenige der Straße bei rund 80 Prozent.
Dabei weisen einige EU-Länder, vor allem im Nordosten der Union, signifikant hohe Anteile der Bahnfracht am gesamten Frachtaufkommen auf. An der Spitze liegt Lettland mit einem beeindruckenden Schienenanteil von 70 Prozent (2019). Weil aber große Volkswirtschaften wie Italien (11 Prozent) oder Frankreich (9 Prozent) signifikant geringere Anteile haben, schlägt sich der hohe Anteil bei den kleineren Volkswirtschaften kaum in der Statistik nieder.
Statistik zum Güterverkehr in Deutschland
In Deutschland spiegelt sich in etwa die EU-Gesamtsituation wider, wobei der Schienenanteil leicht über EU-Niveau liegt. 2021 haben Lkw in Deutschland 3,69 Milliarden Tonnen Güter transportiert, Güterzüge 387,7 Millionen Tonnen, während auf die Binnenschifffahrt rund 195 Millionen Tonnen entfielen. In den letzten zehn Jahren ist damit das Frachtaufkommen auf der Straße um knapp 10 Prozent gestiegen (2011: 3,36 Milliarden Tonnen). Der Anstieg bei der Schiene ist zeitgleich mit knapp 4 Prozent weniger stark ausgefallen (2011: 374,7 Millionen Tonnen).
Marktanteile von Straße und Schiene
Die Anteile der zwei Hauptverkehrsträger am gesamten Frachtaufkommen betrugen 2021 in Deutschland 72,2 Prozent für die Straßenfracht und 18,7 Prozent für die Schienenfracht. 6,9 Prozent war der Anteil der Binnenschifffahrt.
In den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Schiene am Güterverkehr in Deutschland um insgesamt nur 2,5 Prozent angewachsen. Seit fünf Jahren kommt es sogar zu einer Stagnation, bei der sich der Schienenanteil um die 19-Prozent-Marke einpendelt. Wie im globalen oder europäischen Maßstab ist vor allem die nicht ausreichende Infrastruktur der hauptsächliche Hemmschuh für die – politisch gewollte – Steigerung des Marktanteils des Schienengüterverkehrs.
Straßengüterverkehr-Statistik
Wenn es also darum geht, in Deutschland Güter über Land zu bewegen, ist meistens Road Freight involviert. Und die Straßenfracht wird auch immer eine Rolle spielen, weil nur mit ihr Tür-zu-Tür-Lieferungen und ein hohes Maß an Flexibilität – sowohl zeitlich als auch örtlich – möglich sind.
Diese Bedeutung schlägt sich in den Zahlen der Amtlichen Güterkraftverkehrsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) für 2021 nieder. Demnach wurden in Deutschland von Lkw 256 Millionen Fahrten absolviert, auf denen insgesamt 22.973 Milliarden Kilometer zurückgelegt wurden. Optimierungspotenzial besteht vor allem bei den Leerfahrten, von denen es 2021 insgesamt 154,7 Millionen gab. Dabei sind beträchtliche 6.776,6 Milliarden Leerkilometer zurückgelegt worden: Rund 30 Prozent aller Fahrten waren also Leerfahrten.
Güterverkehrs-Statistiken richtig interpretieren
Statistiken sind kein Selbstzweck, sondern zeigen Handlungsbedarf auf. So ist DHL Freight bemüht, mit digitalen Tools zur intelligenten Routenplanung Leerfahrten zu vermeiden und mit Programmen zur Ladungsoptimierung das Fahrtaufkommen insgesamt zu verringern. Im Interesse der Nachhaltigkeit will DHL Freight außerdem intermodale Verkehrskonzepte mit Beteiligung von Rail Freight ausbauen und den internen Schienenanteil insgesamt erhöhen – dies erfordert jedoch die notwendige Infrastruktur, um mehr Güter auf der Schiene transportieren zu können.