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COVID-19-Impfstoffe: DHL bringt sie mit extremer Kühlung ans Ziel

Deutsche Post DHL Group wird COVID-19-Impfstoffe lagern und verteilen – bei einer Kühlung von –70 Grad. Niedersachsen schloss als erstes Bundesland einen Vertrag. DHL bereitet sich seit Monaten auf diese Logistik-Aufgabe vor.

Darum ist die Impfstoff-Logistik ein Kraftakt

Impfungen sind die große Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. Die ersten COVID-19- Impfstoffe stehen auch in der Europäischen Union kurz vor der Zulassung. Die Hersteller produzieren bereits seit Monaten auf Hochtouren. Herausforderungen bestehen beim Transport der Impfstoffampullen von den Herstellern zu den Impfstätten, der Menge der zu transportierenden Waren weltweit und der Lagerung der Impfstoffe.

Denn:

  • Der Impfstoff von Biontech (Germany) und Pfizer (USA) bedarf extremer Kühlung. Er muss bei rund minus 70 Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Er wird wohl als erster in Deutschland verfügbar sein.
  • Das Unternehmen Moderna (USA) hat angekündigt, dass ihr Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen lange haltbar bleibe.
  • Deutsche Post DHL Group schätzt, dass bis Ende 2022 weltweit rund zehn Milliarden Dosen Impfstoff transportiert werden müssen.
  • Um eine weltweite Versorgung mit COVID-19-Impfstoffen in den unterschiedlichen Lieferketten sicherzustellen, braucht man rund 200.000 Palettentransporte, 15 Millionen Lieferungen in Kühlboxen sowie 15.000 Flüge.

Derzeit werden 51 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien an Menschen an verschiedenen Studienorten weltweit erprobt (Stand: 08.12.2020). Die Zahl der Impfstoffe wird sich daher sicher erhöhen.

DHL Supply Chain transportiert den COVID-19-Impfstoff von Biontech

Als erstes Bundesland hat Niedersachsen nun DHL Supply Chain mit Transport und Lagerung des Biontech-Impfstoffs beauftragt. DHL wird an zwei seiner mehr als 140 zertifizierten Life Sciences- & Healthcare-Standorten rund 2,2 Millionen Impfdosen und circa 350 Palletten Impfzubehör lagern und von dort zu den Impfstellen und Krankenhäusern in Niedersachsen transportieren. Mit den Regierungen weiterer Bundesländer stehen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss.

Die Vorbereitungen auf die anstehenden COVID-19-Impfungen stellen eine gewaltige organisatorische Herausforderung auf vielen verschiedenen Ebenen dar. Und deshalb freue ich mich, dass die Landesregierung Niedersachsen mit DHL Supply Chain einen Vertrag unterzeichnet hat, um die gesamte Impfstoff-Logistik auf ein verlässliches und professionelles Fundament zu stellen. DHL wird für uns sowohl das Impfzubehör als auch die Impfstoffe einlagern und dafür Sorge tragen, dass die Impfzentren und Krankenhäuser mit den Impfstoffen beliefert werden.

Carola Reimann (SPD)
Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Niedersachsen

DHL ist bereits seit Monaten unterwegs im Einsatz gegen COVID-19

DHL Freight führt bereits seit Anfang Dezember für verschiedene europäische Länder Lkw-Transporte mit Spritzen und Zubehör für die bevorstehenden Impfungen durch und ist hier in enger Abstimmung mit den Kollegen aus dem Konzern. Insgesamt 23 Full-Truck-Loads sind hierfür momentan zu den jeweiligen Impfstationen unterwegs. Auch die Antigen-Schnelltest-Verteilung wird von DHL Freight seit Ende Oktober mit wöchentlich zwei Full-Truck-Loads durchgeführt. Große Hersteller von Impfzubehör nutzen die Kapazitäten der DHL Freight für die schnelle und sichere Versorgung der Impfzentren.

Der konsequente Ausbau der bestehenden Infrastruktur für die Distribution von medizinischen Produkten für den „Life Science & Health Care“ Sektor im Netzwerk der DHL Freight ist ein Fokusthema, um unseren Kunden langfristig als kompetenter Partner zur Seite zu stehen. Im Vordergrund stehen hierbei die Sicherheit und volle Transparenz in der Transportkette.

Holger Schneemann
CSO DHL Freight

DHL hat umfassende Erfahrung in der Kühlung und Logistik von Medizinprodukten

Um die besonderen Herausforderungen der Impfstoffdistribution zu klären, ist DHL schon seit Monaten im Gespräch mit Impfstoffherstellern. Der Geschäftsbereich CSI Life Sciences & Healthcare von Deutsche Post DHL Group hat langjährige internationale Erfahrung im Bereich Medizinprodukte. Auch DHL Freight betreibt mit seiner Lösung von DHL Freight Coldchain ein internationales Netzwerk für temperatursensitive Produkte. Doch insbesondere zur Bewältigung der COVID-19-Krise wurden im Konzern Deutsche Post DHL zusätzliche Ressourcen aufgebaut:

  • DHL transportiert im Flugzeug und auf Lkw seit Langem Präparate und Impfstoffe in Kunststoffboxen mit Trockeneis, also gefrorenem CO2. Solche Boxen können eine Temperatur von minus 70 Grad Celsius bis zu sechs Tage lang halten.
  • DHL hat früh in den Ausbau ihrer Deep Freezer Farms und Kühllager investiert.
    In einem Zwischenlager an der deutsch-niederländischen Grenze gibt es beispielsweise bereits 58 Ultralow-Tiefkühlschränke. Sie bieten Platz für mehr als 25.000 Fläschchen, die gut 100.000 Impfdosen enthalten könnten.
  • In der Sparte Life Sciences & Healthcare hat DHL weltweit speziell geschulte 9.000 Mitarbeitende, über 140 Lagerhäuser und 120 Umschlagzentren.

COVID-19-Impfstoff: Auch die Verteilung bis zur Impfung ist eine Herausforderung

Damit die Verteilung in Deutschland funktioniert, ist nicht nur DHL gefordert, sondern auch die staatlichen Akteure. Thomas Ellmann, Vice President, CSI Life Sciences & Healthcare Deutsche Post DHL Group, betont:

  • Bei Importen nach Deutschland muss die Verzollung reibungslos verlaufen.
  • Die Verteilung auf der „letzten Meile“ muss gut organisiert sein. Damit ist der Weg ab der Übergabe der Impfstoffe vom Logistiker an die Behörde bis zur Impfung gemeint.
  • Weder Apotheken noch medizinisches Fachpersonal werden geeignete Tiefkühlkapazitäten haben.

DHL-Studie fordert langfristige Strategien

Eine von DHL initiierte Studie zeigt, was aufgebaut und vorhanden sein sollte, damit der Transport von hochtemperaturempfindlichen Impfstoffen und anderen medizinischen Gütern effektiv laufen kann. Zu Beginn der Pandemie gab es beispielsweise Probleme, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Schutzkleidung zu versorgen. Dies verdeutlicht, dass es neuer Strukturen bedarf. Mit dem Analysepartner McKinsey & Company stellte DHL Anfang September die Ergebnisse der Studie vor. Die wichtigsten sind:

  • Für eine stabile medizinische Versorgung während künftiger Krisen müssen Regierungen mit Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor ein System von Krisenstrategien und -strukturen etablieren. 
  • Ebenfalls erforderlich: ein Notfallplan, ein Kooperationsnetzwerk, eine starke physische Logistik-Infrastruktur sowie eine IT-gestützte Lieferkettentransparenz.
  • Ein Krisenstab mit klarem Mandat muss sämtliche kritische Aktivitäten kurzfristig umsetzen.

DHL startet mit der internationalen Auslieferung der COVID-19-Impfstoffe

Bereits Anfang Dezember flogen DHL Express und DHL Global Forwarding die ersten COVID-19-Impfstoffe nach Israel. Premierminister Benjamin Netanyahu nahm sie in Empfang. „Nach mehreren Monaten der Vorbereitungen freuen wir uns, dass die Impfstoffauslieferung begonnen hat und wir mit unserer Logistikexpertise und unseren Ressourcen dazu beitragen können, dass Menschen überall auf der Welt Zugang zu COVID-19 Impfstoffen erhalten“, sagt Travis Cobb, Head of Global Network Operations and Aviation bei DHL Express. „Die aktuelle Krise hat gezeigt, wie unverzichtbar internationale Logistiknetzwerke für die Versorgung mit Schutzausrüstung und Testkits und damit für die öffentliche Gesundheit sind.“

DHL plant im Dezember und darüber hinaus weitere Flüge mit Impfstoffen von seinen weltweit operierenden Drehkreuzen.

  • Mehr als 9.000 Experten sind im globalen DHL-Netzwerk tätig, um Akteure des Gesundheitswesens miteinander zu verbinden.
  • Das DHL Portfolio für die Healthcare-Branche umfasst 20 Depots für klinische Studien, 100 zertifizierte Stationen, 160 GDP-zertifizierte Lager, 15 GMP-zertifizierte Standorte und 135 medizinische Express-Standorte.
  • DHL verfügt über eine Flotte von mehr als 260 Flugzeugen, eine Vielzahl von Partnerfluggesellschaften und ein Netzwerk von Hubs und Gateways, das mehr als 220 Länder und Territorien abdeckt.

Damit ist DHL für die weltweite Verteilung der COVID-19-Impfstoffe optimal gerüstet und vorbereitet.

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